Iran droht im Israel-Konflikt mit Atombombe
Offiziell besitzt der Iran keine Atomwaffen. Nun drohte das Land aber wiederholt mit dem Bau einer Bombe, sollte Israel erneut angreifen.
Doha/Teheran - Ein hochrangiger Berater der iranischen Führung hat im Konflikt mit Israel mit einem neuen Kurs des staatlichen Atomprogramms gedroht. „Wir haben keinen Plan für die Herstellung von Atomwaffen, aber falls das zionistische Regime es wagen sollte, unsere Atomanlagen anzugreifen, dann sind wir gezwungen, unsere Nuklear-Doktrin zu revidieren“, sagte der außenpolitische Berater des obersten Führers Ajatollah Ali Chamenei, Kamal Charrasi, über das der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira und iranische Staatsmedien am Donnerstag berichteten. .
Ähnlich hatte sich im April bereits ein iranischer Kommandeur geäußert. Das iranische Außenministerium hatte die Aussagen des Kommandeurs daraufhin jedoch zurückgewiesen. „Atomwaffen haben keinerlei Platz in der iranischen Verteidigungsstrategie und unser Atomprogramm wird weiterhin im Einklang mit internationalen Vorschriften sein“, hatte Außenamtssprecher Nasser Kanaani gesagt. Daher werde es auch keine Revision der Verteidigungsdoktrin geben. Auch der Bau von Atomwaffen werde nicht angestrebt.
Iran droht Israel bei weiterem Angriff mit Atomwaffen
Berater Charrasi sagte nun, dass der Iran technisch durchaus in der Lage sei, eine Atombombe zu bauen, dies aber nicht wolle. Aber falls die Existenz des Landes durch israelische Angriffe gefährdet werden sollte, dann müsse der Iran seine „Abschreckungspolitik“ entsprechend ändern, sagte Charrasi in dem Interview. Charrasi war von 1997 bis 2009 iranischer Außenminister und davor Irans UN-Botschafter in New York.

Der Iran hat bislang immer behauptet, dass sein Land auch aus religiösen Gründen nicht nach Atomwaffen strebe. Diesbezüglich bezog sich das Land auf eine Fatwa - ein religiöses Rechtsgutachten - des obersten Führers. In diesem hatte Chamenei sowohl den Bau als auch die Verwendung von Massenvernichtungswaffen verboten. Der 85-jährige Kleriker ist das Staatsoberhaupt des Landes und hat laut iranischer Verfassung in allen strategischen Fragen das letzte Wort.
Nach Aufkündigung von Abkommen: Iran baut Anreicherung von Uran aus
Der Iran hatte sich 2015 in einem Abkommen verpflichtet, sein Atomprogramm stark einzuschränken. Im Gegenzug wurden Sanktionen aufgehoben. Der Pakt, der den Bau iranischer Atombomben verhindern sollte, wurde 2018 vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump aufgekündigt. Im Gegenzug baute Teheran die Anreicherung von Uran stark aus und schränkte IAEA-Kontrollen ein. Derzeit reichert der Iran Uran bis zu einem Reinheitsgrad von 60 Prozent an, für Atomwaffen werden Experten zufolge mehr als 90 Prozent benötigt. (dpa/fmü)