Neue Studie zu Ibuprofen: Wenige Worte könnten die Wirkung verbessern
Ibuprofen wird oftmals gegen Schmerzen oder Erkältungssymptome eingenommen. Die Wirkung des Medikaments soll laut einer Studie verstärkt werden können.
Hamm – Brummschädel, erhöhte Temperatur, völlige Erschöpfung – solche Symptome sind jedem vertraut. Rasch wird dann zu Ibuprofen gegriffen, in der Hoffnung auf baldige Linderung. Ob das Medikament jedoch tatsächlich Wirkung zeigt, ist nicht ausschließlich eine Frage des enthaltenen Wirkstoffs. Wissenschaftler aus Essen konnten nun nachweisen: Bereits einige ermutigende Äußerungen des behandelnden Mediziners vermögen die Wirksamkeit erheblich zu steigern. Auch bei Diabetes kann Ibuprofen Anwendung finden.
Die Arbeitsgruppe von Professor Sven Benson am Universitätsklinikum Essen untersuchte mit 124 gesunden Testpersonen, welchen Einfluss die ärztliche Gesprächsführung auf die Ibuprofen-Wirksamkeit hat. Den Studienteilnehmern wurde ein Stoff verabreicht, der gezielt Entzündungsreaktionen ähnlich einer Infektion hervorrief. Danach erhielten sie wahlweise Ibuprofen oder ein Scheinmedikament.
Wirkung von Ibuprofen kann laut Forschern verstärkt werden
Der ausschlaggebende Unterschied lag darin: Eine Gruppe der Versuchspersonen bekam vom Klinikpersonal aufbauende Aussagen über das Präparat zu hören, die andere Gruppe erhielt lediglich sachliche Angaben. Das Resultat verblüfft: Nach Angaben des Regionalverbands Ruhr intensivierten optimistische Erwartungen die Ibuprofen-Wirkung beträchtlich. Versuchspersonen, denen das Klinikpersonal das Präparat als „bewährtes entzündungshemmendes Mittel“ präsentierte, empfanden eine spürbar stärkere Besserung als diejenigen, die lediglich erfuhren, sie erhielten „entweder Ibuprofen oder ein Placebo“.
Noch bemerkenswerter: Sogar Personen, die ausschließlich ein Scheinpräparat bekamen, jedoch ermutigende Informationen erhielten, spürten eine Linderung ihrer Symptome – insbesondere bezüglich des seelischen Befindens während der Entzündungsreaktion. Die Wissenschaftler aus Essen betonen: Die Resultate verdeutlichen, dass bei Arzneimittelbehandlungen ein Wandel im Denken erforderlich ist. Die Effektivität ist nicht allein vom aktiven Bestandteil abhängig, sondern ebenso von den Erwartungen der Kranken, die Ibuprofen allerdings lieber nicht mit Kaffee einnehmen sollten.
Placebo-Effekt wird erstmals bei Entzündungszeichen angewandt
„Erwartungen von Patienten haben einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf von Erkrankungen und die Wirksamkeit von Behandlungen“, erläutert Studienleiter Prof. Sven Benson. „Unser Ziel ist es, das wissenschaftliche fundierte Wissen, dass Erwartung, Kontext und Kommunikation eine wichtige Rolle spielen, in die Schulmedizin zu integrieren.“ Bis dato kannte man den Placebo-Effekt vorwiegend aus der Behandlung von Schmerzen. Die Untersuchung aus Essen belegt nun zum ersten Mal methodisch, dass hoffnungsvolle Therapieerwartungen ebenfalls bei Entzündungszeichen greifen.
Hierbei wirkte sich die Form der Gesprächsführung nicht auf die messbaren Entzündungswerte im Blut aus, sondern hauptsächlich auf das persönliche Empfinden der Betroffenen. Die Wissenschaftler forschten innerhalb des Sonderforschungsbereichs „Treatment Expectation“, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft seit 2020 finanziert. Die Bundesrepublik Deutschland nimmt weltweit eine führende Position in der Untersuchung von Placebo- und Nocebo-Phänomenen ein. Ein Bericht zeigte erst kürzlich, dass viele Menschen zu weit von Ärzten entfernt leben. (rd)