Russischer Schrott-Tanker liegt seit Monaten vor Rügen – jetzt droht Umweltkatastrophe

Seit Monaten sorgt ein vor Rügen festliegender Öltanker für Unruhe bei Anwohnern, Tourismusvertretern und Umweltschützern. Die „Eventin“ wurde bereits im Januar von deutschen Behörden beschlagnahmt, nachdem sie manövrierunfähig in Richtung Rügen getrieben war. Der Tanker soll mit rund 100.000 Tonnen russischem Rohöl beladen sein. Das Schiff, das zu Wladimir Putins berüchtigter Schattenflotte gehören soll, liegt seither südöstlich des Hafens Sassnitz vor Anker. Doch ein Ende der Hängepartie ist nicht in Sicht.

Wie der "Nordkurier" berichtet, zieht sich das juristische Verfahren um den Tanker weiter in die Länge. Eigentlich sollte der Bundesfinanzhof in München schon im September über den Fall entscheiden. Doch das Gericht hat zusätzliche Unterlagen von den Zollbehörden angefordert, deren Prüfung Zeit beansprucht. Eine Entscheidung wird nun erst "bis Ende des Jahres" erwartet, teilte eine Sprecherin dem Nordkurier mit.

Streit um "Eventin": Eigentümer wendete Beschlagnahmung ab 

Der Fall hat juristische Brisanz: Das Hauptzollamt hatte entschieden, die "Eventin" zu beschlagnahmen. Das Finanzgericht Greifswald setzte die Beschlagnahmung von Schiff und Ladung im Mai jedoch aus, weil der Eigner sich mit einem eigenen Antrag dagegen gewehrt hatte. Gegen diese Entscheidung des Gerichts legten die Zollbehörden Beschwerde ein. Bis zur endgültigen Klärung darf der Tanker nicht bewegt oder genutzt werden.

Während die Justiz prüft, wächst vor Ort die Sorge um mögliche Umweltfolgen. Die "Eventin" liegt mitten in einem sensiblen Gebiet – zwischen dem Nationalpark Jasmund und dem Biosphärenreservat Südost-Rügen. Mit Beginn der Herbststürme steigt das Risiko eines Zwischenfalls deutlich. Nach Informationen von Greenpeace sind die Schiffe der Schattenflotte veraltet, in schlechtem Zustand und bedrohen die Ostseeküste. Auch konkret die "Eventin" gilt als mängelbehaftet.  

"Eventin": Protest von Umweltschützern und Tourismusverband

Die Geduld auf Rügen ist längst am Ende. Der Tourismusverband der Insel fordert, den Tanker so schnell wie möglich aus dem Gebiet zu entfernen, um Schäden für Natur und Wirtschaft zu vermeiden. Auch lokale Politiker und Anwohner sehen im Verbleib des Schiffs ein untragbares Risiko.

Mit der Beschlagnahmung der "Eventin" betritt Deutschland juristisches Neuland. Der Fall gilt als Teil der europäischen Bemühungen, den Handel mit sanktioniertem russischem Öl zu unterbinden. Doch die juristische Hängepartie zeigt auch, wie kompliziert die Durchsetzung der Sanktionen in der Praxis ist – und welche unerwarteten Folgen sie vor Ort haben kann.

Die "Eventin" trieb im Januar stundenlang manövrierunfähig in der Ostsee - sämtliche Systeme waren ausgefallen. Deutsche Einsatzkräfte sicherten den Tanker und schleppten ihn in ein Gebiet vor Rügen unweit der Stadt Sassnitz. Seitdem liegt er dort.