Schneller als der Schall: Warum die Ukraine das Patriot-Flugabwehrsystem so dringend braucht

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Deutschland will von den USA ein Patriot-Luftverteidigungssystem für die Ukraine kaufen. Was die defensive Waffe für Kiew gegen Wladimir Putins Russland so wertvoll macht.

Washington, D.C. – Deutschland legt für die Ukraine nach. Wie Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei der internationalen Wiederaufbau-Konferenz in Rom ankündigte, will Berlin für Kiew in den USA Patriot-Luftverteidigungssysteme bestellen und diese bezahlen.

Flugabwehr für die Ukraine: Deutschland kauft in den USA Patriot-Systeme

Wie unter anderem die Deutsche Welle (DW) berichtet, geht es um zwei Systeme zur Flugabwehr der mittleren Reichweite, die vom amerikanischen Rüstungskonzern RTX Corporation aus Virginia gebaut werden. Die „Patriots“ sollen bei der Verteidigung gegen die schweren Luftangriffe des Moskau-Regimes aus Russland helfen, die unter Kreml-Autokrat Wladimir Putin im Ukraine-Krieg zuletzt besonders heftig waren.

Nato-Staat Polen ließ wegen der russischen Luftangriffe jüngst Kampfjets aufsteigen, die heimtückischen Attacken richteten sich in den vergangenen Tagen auffällig intensiv gegen die Westukraine. Jedes Flugabwehrsystem hilft, möglichst viele Raketen, Marschflugkörper und Shaded-Drohnen abzufangen. Was die Patriots so wertvoll macht.

Gegen Wladimir Putins Raketen: Ukraine bekommt mehr Patriot-Flugabwehrsysteme

Jede Patriot-Feuereinheit besteht aus bis zu acht Startgeräten M903 auf LKW-Anhängern mit je 16 Lenkflugkörpern, aus einem Feuerleitstand AN/MSQ-104, aus einem Multifunktionsradar und aus Antennenmastanlagen. Entsprechend viele Geschosse können zeitgleich bekämpft werden. Laut Bundeswehr kann ein Patriot-Flugabwehrsystem 50 Luftziele gleichzeitig kontrollieren und verfolgen und je System fünf Ziele gleichzeitig bekämpfen.

Da eine PAC-2-Luftabwehrrakete zwischen 800.000 und zwei Millionen Euro kosten soll, fallen die über drei Meter langen Shaded-Drohnen als Ziele wohl weg und die Patriots sollen vor allem die besonders gefährlichen Marschflugkörper vom Himmel holen. Die Luftverteidigungssysteme haben dabei eine Reichweite von 160 Kilometern, was insbesondere gegen die sehr schnellen ballistischen Kurz- und Mittelstreckenraketen zur Herausforderung wird. Anders formuliert: Es muss bei der Luftverteidigung im Gefechtsstand sehr schnell gehen.

MIM-104 Patriot
Waffen-Typ: Flugabwehrraketensystem
technische Bezeichnung: Phased Array Tracking Radar to Intercept On Target
Hersteller: RTX Corporation (USA)
Indienststellung: 1984
Geschwindigkeit: Mach 4 (maximal 4939,2 km/h)
Reichweite: 160 km
Dienstgipfelhöhe: über 24.000 Meter

Gegen die russischen Luftangriffe: Ukraine bekam aus Deutschland drei Patriot-Systeme

Das Radarsystem kann über eine lange Distanz Flugobjekte erkennen. Beim Patriot kommt laut Bundeswehr eine phasengesteuerte Antenne zum Einsatz, die mit Strahlenschwenkung arbeitet. Die Schwenkung der Antenne gilt als sehr flexibel und zuverlässig. Die Flugobjekte werden computerunterstützt durch zwei Soldaten verifiziert und eine sogenannte Freund-Feind-Bewertung durchgeführt. Der Computer übermittelt den Soldaten rasch eine Bedrohungsanalyse, auf deren Grundlage die Soldaten die Bekämpfung der Flugobjekte, Marschflugkörper, Raketen und auch Kampfjets, einleiten können.

Ein Starter eines Patriot-Flugabwehrsystems der Bundeswehr. (Symbolfoto)
Ein Starter eines Patriot-Flugabwehrsystems der Bundeswehr. (Symbolfoto) © IMAGO / Joko

Die eingesetzten, mehr als fünf Meter langen PAC-2-Raketen fliegen mit einer Geschwindigkeit von Mach 4 ins Ziel, also mit fast 5000 km/h. Sie fliegen schneller als der Schall und haben ein Gefechtsgewicht von fast einer Tonne, weswegen auch sehr große Ziele wie Kampfflugzeuge bekämpft werden können. Die Teilsysteme sind entweder über Kabelverbindungen und/oder VHF-Funk miteinander verbunden. Die Flugabwehrraketengruppe der Bundeswehr hatte ursprünglich zwölf Patriot-Batterien, wovon drei an die Ukraine geliefert wurden und zwei derzeit den ostpolnischen Militärflughafen Rzeszow absichern, über den mehr als 90 Prozent der Waffen-Lieferungen an die ukrainischen Streitkräfte gehen.

Aus den USA: Bundeswehr soll sechs weitere Patriot-Flugabwehrsysteme erhalten

Auch die Amerikaner hatten den Ukrainern unter dem Vorgänger von Präsident Donald Trump (Republikaner), Joe Biden (Demokraten), drei Patriot-Luftverteidigungssysteme geschickt. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte im März und im Juli 2024 jeweils dem Kauf von vier weiteren Patriot-Systemen für die Bundeswehr zugestimmt. Gesamtwert des Auftrags: 2,68 Milliarden Euro. Die Lieferung der erstgenannten Bestellung soll bis 2029 abgeschlossen sein. Insgesamt soll die Flugabwehrraketengruppe der Bundeswehr in Zukunft somit 17 vollständige Patriot-Batterien besitzen. (pm)

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