Bosch-Betriebsrat befürchtet Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen – Streiks drohen

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Der geplante Stellenabbau bei Bosch in Deutschland beläuft sich laut dem Betriebsrat inzwischen auf rund 10.000 Arbeitsplätze. Die Arbeitnehmervertreter drohen mit weitreichenden Konsequenzen.

Stuttgart - Der Technologiekonzern Bosch hat kürzlich erneut einen massiven Stellenabbau angekündigt, der allein in Deutschland rund 3.800 Arbeitsplätze betreffen soll. Laut dem Betriebsrat beläuft sich der Abbau hierzulande damit auf insgesamt rund 10.000 Stellen, wie es bei einer Pressekonferenz zur aktuellen Lage am 11. Dezember in Stuttgart hieß. Diese Zahl könnte in den kommenden Jahren sogar noch weiter steigen. Während massive Proteste im Frühjahr den geplanten Stellenabbau bei Bosch zumindest abmildern konnten, reicht diese Maßnahme nun offenbar nicht mehr aus.

Wie fatal die Situation aktuell beim größten Autozulieferer der Welt ist, zeigt allein, dass Arbeitsdirektor Stefan Grosch kürzlich die Schließung ganzer Standorte nicht ausschloss, wenngleich er diesen Schritt als „Ultima Ratio“, also das letzte Mittel bezeichnete. Bei den Arbeitnehmervertretern stehen die Zeichen aber auf Sturm; sollte die Geschäftsführung nicht für Gespräche über die Zukunft der Beschäftigten bereit sein, wollen der Betriebsrat und die IG Metall härtere Geschütze ausfahren. „Einen Streik schließen wir nicht aus“, machte Bosch Mobility-Betriebsratschef Frank Sell deutlich.

Frank Sell, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates Mobility Solutions im Industriekonzern Bosch, spricht bei einer Kundgebung der IG-Metall und des Bosch Gesamtbetriebsrats vor der Hauptverwaltung auf der Schillerhöhe.
Bosch Mobility-Betriebsratschef Frank Sell erklärte, im Kampf um den Erhalt von Arbeitsplätzen Streiks nicht auszuschließen. (Archiv) © Bernd Weißbrod/dpa

Bosch-Personalchef schließt weiteren Stellenabbau nicht aus – Verweis auf Tarifvertrag

Die Krise bei einem der größten Industrieunternehmen Deutschlands schwelt bereits seit langem. Bosch-Chef Stefan Hartung hatte bereits im Frühjahr 2023 erklärt, dass der Konzern künftig weniger Mitarbeiter beschäftigen werde. Aktuell kommen die Hiobsbotschaften für die Mitarbeiter – inklusive derer von Tochterunternehmen wie Bosch Rexroth oder BSH – aber Schlag auf Schlag. „Die Situation für die Bosch-Mitarbeitenden ist absolut unerträglich“, sagte Frank Sell. „Die emotionalen Betriebsversammlungen und Aktionen an den Standorten der vergangenen Wochen zeigen die hohe Bereitschaft der Mannschaft, Bosch auch in Zukunft nach vorne zu bringen.“

Name Robert Bosch GmbH
Gründungsjahr 1886
Gründer Robert Bosch
Hauptsitz Stuttgart, Baden-Württemberg
Branche Automobilzulieferer, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte
Produkte (Auswahl) Bremsen, Einspritzsysteme, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte, Fahrerassistenzsysteme, Industrietechnik
Mitarbeiter 429.400 (2023)
Umsatz 91,6 Milliarden Euro (2023)

Wie unter anderem der SWR berichtet, erklärte Bosch-Personalchef Stefan Grosch als Vertreter des Konzerns bei besagter Pressekonferenz, dass sich die wirtschaftlichen Perspektiven im zweiten Halbjahr 2024 weiter verschlechtert hätten. Entsprechend seien in Zukunft weitere personelle Anpassungen nicht auszuschließen. Er betonte aber auch, dass sich Bosch bei allen Anpassungen, die die Beschäftigten betreffen, an den im vergangenen Jahr beschlossenen Tarifvertrag halten werde, der betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2027 ausschließt. Betriebsratschef Sell sagte dazu jedoch, dass das Verständnis der Umsetzung dieses Vertrags stark unterschiedlich sei.

„Bosch steht stellvertretend für zahlreiche Unternehmen in Deutschland“

Wenngleich Bosch die geplanten Stellenstreichungen sozial verträglich umsetzen will, wird das den Arbeitnehmervertretern nicht reichen. Sie fordern stattdessen konkrete Zukunftsperspektiven und schließen wie eingangs erwähnt auch Streiks nicht mehr aus. Diese würden unter Umständen ganze Standorte temporär lahmlegen und dem Konzern zusätzliche Verluste bescheren. „Sparen schafft keine Zukunft!“, erklärte Adrian Hermes, Konzernbeauftragter der IG Metall und Aufsichtsratsmitglied bei Bosch. „Nur wenn die Beschäftigten jetzt mitgenommen werden, um ihre vollen Potenziale zu entfalten, wird Bosch ein starkes, innovatives Unternehmen bleiben.“

Mitarbeiter der Robert Bosch GmbH montieren in der Fertigung Brennstoffzellen-Antriebssysteme für die Stromerzeugung aus Wasserstoff in Fahrzeugen.
Die Situation bei Bosch steht laut der IG Metall stellvertretend für viele Unternehmen in Deutschland. © Marijan Murat/dpa

Liane Papaioannou, die Geschäftsführerin der IG Metall Stuttgart, betonte zudem, dass die derzeitige Entwicklung nicht nur für den Technologiekonzern selbst, sondern für die gesamte deutsche Wirtschaft ein fatales Zeichen sei. „Bosch steht dabei stellvertretend für zahlreiche Unternehmen in Deutschland“, erklärte sie. „Deshalb stehen wir entschlossen für die Zukunft von Beschäftigung und den Industriestandort Deutschland ein.“ Baden-Württembergs IG Metall-Chefin Barbara Resch hatte bereits im Frühjahr erklärt, dass der Stellenabbau bei Bosch erst der Anfang sei und andere Unternehmen folgen werden.

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