So hoch ist die Rente, wenn man nie gearbeitet hat
Menschen, die noch nie gearbeitet haben, erhalten keine Rente. Aber wie hoch fällt der Betrag für Rentner aus, die die Grundsicherung in Anspruch nehmen?
Berlin – Das neue Rentenpaket der Ampel-Koalition ist ebenso wie die Rentenerhöhung im Sommer 2024 in aller Munde. Doch während bei der Rente in Zukunft noch viele Fragen offen sind und es noch mehr Kritik für das Rentenkonzept II hagelt, haben viele Rentner zumindest Anspruch auf mehr Rentenpunkte. Doch wie viel Rente bekommt man eigentlich, wenn man nie gearbeitet hat?
Grundsicherung für Rentner: Auswirkungen der Freibetragsregelung verantwortlich
Tatsächlich ist es nämlich so, dass immer mehr Rentnerinnen und Rentner zusätzlich auf die Grundsicherung angewiesen sind. Die Zahl stieg von rund 414.000 Ende 2020 auf 469.000 im September des vergangenen Jahres. Das berichtet tagesschau.de und bezog sich dabei auf Daten des Statistischen Bundesamts.
Dies Zuwachs ist nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung (DRV) auf die Auswirkungen der Freibetragsregelung zurückzuführen, erläuterte eine DRV-Sprecherin gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Diese Freibetragsregelungen waren mit der Anfang 2021 gestarteten Grundrente eingeführt worden. Daraus ergab sich das Ziel, dass Menschen mit besonders geringem Lohn Altersbezüge über der Grundsicherung erhalten.
Immer mehr Rentnerinnen und Rentner nehmen die Grundsicherung in Anspruch
Im Jahr 2010 bezogen den Statistikern zufolge 283.000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung im Alter. Fünf Jahre später waren es bereits über 414.000 und Ende 2022 rund 454.000. Davon waren 249.000 Frauen und 205.000 Männer. Die DRV-Sprecherin sagte: „Bei insgesamt rund 16,3 Millionen Bezieherinnen und Beziehern einer Altersrente (Ende 2020/2021 jeweils rund 16,2 Millionen) entspricht dies einer Grundsicherungsquote von rund 2,8 Prozent (Ende 2020/2021 rund 2,6/2,7 Prozent).“
Nun sind es aber nicht nur Rentnerinnen und Rentner, die in Deutschland die Grundsicherung beziehen, sondern auch insgesamt stieg die Zahl der Senioren mit Grundsicherung im Alter in den vergangenen Jahren. So waren Ende 2020 mehr als 564.000 Menschen in Deutschland auf die staatliche Grundsicherung angewiesen. Das war zu diesem Zeitpunkt der höchste Wert zum Jahresende seit der Einführung der Leistung 2003, Ende 2022 waren es sogar 659.000. Bis September 2023 kletterte die Zahl auf knapp 689.000, davon waren rund 297.000 Männer und 392.000 Frauen.
Keine Rente, wenn man nie gearbeitet hat: Wer hat Anspruch auf Grundsicherung für Rentner?
Langzeitarbeitslose, arbeitsunfähige und jene Menschen, die nie gearbeitet haben, haben im Regelfall nicht wie andere Rentner 45 Beitragsjahre für ihre Rente gesammelt, weshalb sie davon freigestellt sind, in die Rentenkasse einzuzahlen. Damit haben sie aber auch keinen Anspruch auf eine Rente. Diesen haben nur jene mit mindestens fünf Jahren Wartezeit.
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Sollte die Rente allerdings nicht zum Leben reichen, springt der Sozialstaat ihnen mit der Grundsicherung zur Seite. Diese können nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung jene in Anspruch nehmen, die die Regelaltersgrenze erreicht haben, aber keine Altersrente beziehen und ihren Lebensunterhalt mit dem Einkommen nicht decken können.
Mit der Grundsicherung sollen darüber hinaus die Kosten gedeckt werden, die für Unterkunft und Heizung, Kranken- und Pflegeversicherung und Vorsorgebeiträge anfallen. Die Deutsche Rentenversicherung empfiehlt daher allen, die in Deutschland wohnen und deren Einkommen oder Rente im Monat weniger als 924 Euro beträgt, zumindest einen Antrag auf Grundsicherung prüfen zu lassen.
Wie viel Rente es gibt, wenn man nie gearbeitet hat: Wie hoch ist die Grundsicherung?
Die Höhe der Grundsicherung hängt allerdings – ebenso wie die Rente – von mehreren Faktoren ab. Sie lässt sich pauschal nicht festlegen, sondern ist von Einzelfall zu Einzelfall verschieden. Vermögen und Einkommen spielen eine Rolle, genauso wie das Vermögen des eigenen Partners. Im Normalfall gilt aber, dass der Regelsatz im Jahr 2024 563 Euro für Erwachsene beträgt, die allein oder in einer Wohngemeinschaft leben. Dieser Regelsatz gilt auch für erwachsene Menschen mit Behinderung, die gemeinsam mit ihren Eltern in einer Wohnung leben.
Für Ehe- und Lebenspartner, die gemeinsam in einer Wohnung leben, beträgt der Regelsatz 506 Euro. Diesen Regelsatz erhalten ebenfalls auch Menschen mit Behinderung, die in besonderen Wohnformen leben.
Wofür gibt es die Grundsicherung? Was deckt die Grundsicherung ab?
Ihren notwendigen Lebensunterhalt
Aufwendungen für Unterkunft und Heizung
Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge
Vorsorgebeiträge
Mehrbedarf für bestimmte Personengruppen
Hilfe in Sonderfällen
Rente ohne Arbeit: Was zum Einkommen für die Grundsicherung zählt
- Elterngeld über 300 Euro
- Erwerbseinkommen
- Mieteinnahmen
- Kindergeld
- Krankengeld
- Pachteinnahmen
- Renten
- Pensionen
- Unterhaltszahlungen der Eltern
- Zinsen
Grundsicherung statt Rente, wenn man nie gearbeitet hat: Was nicht zum Einkommen zählt
- Elterngeld bis 300 Euro
- Leistungen einer zusätzlichen, freiwilligen Altersvorsorge
- Grundrente
- Maximal 224,50 Euro Bruttorente (33 Jahre Grundrentenzeiten sind Voraussetzung)
- 30 Prozent des Einkommens aus selbstständiger oder nicht selbstständiger Arbeit (höchstens 50 Prozent der Regelbedarfsstufe 1)
- Pflegegeld
- Steuerfreie Tätigkeiten bis zu 250 Euro (beispielsweise ein Ehrenamt)
- Unterhaltsansprüche gegenüber Kindern oder Eltern
Keine Rente, dafür Anspruch auf Grundsicherung: Was zum Vermögen zählt
- Bargeld
- Haus- und Grundvermögen
- Pkw
- Sparguthaben
- Wertpapiere
Bevor ein Anspruch auf Grundsicherung geltend gemacht werden kann, muss zunächst das eigene Vermögen aufgebraucht werden.
Anspruch auf Grundsicherung: Was nicht zum Vermögen zählt
- Angemessenes Grundstück oder Wohnung. Voraussetzung ist, dass die Immobilie selbst bewohnt wird
- Familien- und Erbstücke (solange der ideelle Wert den tatsächlichen Wert weit übersteigt)
- Gewöhnlicher Hausrat
- Kleinere Barbeträge (Alleinstehende: 10.000 Euro, Partner: 10.000 Euro)
- Riester-Rente als private Altersvorsorge
Grundsicherung beantragen: Auszahlung nur für zwölf Monate – Antrag wird jedes Jahr neu geprüft
Die Mega-Erhöhung für die Rente im Juli und auch andere Zuschüsse für Rentner kommen aber jenen nicht zugute, die nie gearbeitet haben. Ihnen bleibt nur die Grundsicherung.
Deshalb ist vor allem für sie wichtig, dass nach bewilligtem Antrag für die Grundsicherung diese für zwölf Monate ausgezahlt wird, bevor die Sozialhilfe erneut beantragt werden muss, um eine zukünftige Auszahlung zu ermöglichen.