Raketenangriffe auf Israel: Ein Allgäuer berichtet aus dem „Urlaub“ in Jerusalem

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Der Konflikt zwischen dem Iran und Israel eskaliert. Viele Menschen in Israel verbrachten das Wochenende in Schutzräumen. Mit dabei war in Jerusalem Christian Schäffler aus Kaufbeuren. © Oded Balilty/dpa

Auch zu Beginn dieser Woche hielten die Spannungen im Konflikt zwischen dem Iran und Israel an. Beide Seiten meldeten heftige Luftangriffe. Von der Situation vor Ort berichtet der Kaufbeurer Christian Schäffler, der Teil einer Reisegruppe in Israel ist.

Kaufbeuren/Jerusalem – Aus Jerusalem hätte am Montag eigentlich sein Flieger Richtung Heimat abheben sollen, doch nach den iranischen Raketenangriffen in den Stunden zuvor wurde daraus nichts. „Der Luftraum ist geschlossen, wir fahren jetzt mit dem Bus nach Ägypten“, berichtet Schäffler unserer Zeitung.

Er und seine Frau Mirjam haben zu diesem Zeitpunkt emotionale Stunden hinter sich. „Die Hotel-Nächte waren belastend, man muss jederzeit mit einem Alarm rechnen. Wenn der Alarm dann kommt, hat man eineinhalb Minuten bis zum Schutzraum – vom achten Stock runter auf minus zwei.“ Und das sei im Vergleich zu den Menschen in der Nähe des Gaza-Streifens noch „ein Luxus“ – „sie haben nur zwölf Sekunden, wenn dort eine Rakete abgeschossen wird“, sagt Schäffler.

Mehrere Medien berichteten nach dem Wochenende auch von Explosionen in Jerusalem. „Davon haben wir im Schutzraum nichts mitbekommen. Manchmal war es dort aber auch einfach zu laut“, meint der Allgäuer. Zusammen mit rund 200 Menschen, darunter zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene, musste das Paar mehrmals im zweiten Untergeschoss ausharren – teils bis zu eineinhalb Stunden.

Was einem in so einem Moment der Ungewissheit durch den Kopf geht? „Wir haben uns im gemeinsamen Gebet ermutigt, jemand hatte eine Gitarre dabei. Das war eine besondere Erfahrung, sich in Gottes Hand zu wissen und ihm zu vertrauen“, so der Kaufbeurer, der trotz allem betont: „Im Großen und Ganzen haben wir uns recht sicher gefühlt.“

Reise nach Jerusalem: Urlaub eines Allgäuers läuft anders als geplant

Seine Reisepläne musste das Ehepaar aus dem Allgäu aber anpassen: „Seit dem ersten Alarm am Freitagmorgen sind wir im bzw. in der Nähe des Hotels geblieben“, erzählt Schäffler. Eine Stadtführung und eine Fahrt zum Toten Meer wären zu riskant gewesen. Das Alternativprogramm stattdessen: ein spontaner Hebräischkurs und ein Treffen mit einer deutschen Journalistin im Hotel. Lobend erwähnt das Paar auch den Reiseveranstalter, der sich sofort „super gekümmert“ und auch die Kommunikation mit dem Auswärtigen Amt übernommen habe.

Da fühlte sich die Israel-Reise noch wie Urlaub an. Wenige Tage später erlebten Christian Schäffler und seine Frau Mirjam den Konflikt zwischen dem Iran und Israel mit.
Da fühlte sich die Israel-Reise noch wie Urlaub an. Wenige Tage später erlebten Christian Schäffler und seine Frau Mirjam den Konflikt zwischen dem Iran und Israel mit. © privat

Die beiden Kaufbeurer sind Teil einer „Solidaritätsreise“ der „Christen an der Seite Israels“. „Wir wollten den Menschen in Israel zeigen: Ihr seid nicht allein!“, sagt Schäffler. Dabei besuchte die Gruppe historische Stätten (darunter die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem), sprach mit Holocaust-Überlebenden, besuchte das Gelände des Nova-Festivals und wurde von einem Überlebenden durch den Kibbuz Nir Oz geführt – dort hatten Terroristen der Hamas am 7. Oktober 2023 ein Massaker verübt, von 400 Bewohnern waren über 100 ermordet oder entführt worden. „Das war schon heftig, persönlich an diesen Orten gewesen zu sein“, berichtet Schäffler.

Sein Wunsch: „Eine bessere Zukunft für die Region ohne radikale Islamisten, wo Juden und Palästinenser in Frieden Seite an Seite leben können. Ich wünsche mir für die palästinensischen Kinder, dass sie ohne Hass auf Israel und auf Juden erzogen werden und nicht mehr als Schutzschilder für Terroristen missbraucht werden, dass sie lernen, das Leben zu lieben und wertzuschätzen, ohne einer Verherrlichung des Todes im Jihad.“

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