„Nicht so meine Stärke“: Und dennoch holt Peitinger Läufer im Crosslauf zwei Silbermedaillen
Der Crosslauf sei nicht so seine Stärke, sagt Christian Scholz. Und dennoch holte der Peitinger (54) bei der bayerischen Meisterschaft zwei Medaillen.
Kemmern – In der Woche vor dem Wettkampf konnte Christian Scholz nicht so, wie er wollte. Ein Infekt hatte den Peitinger heimgesucht. Das Laufen „machte keinen Spaß, alles tat weh“, berichtet der 54-Jährige.
Sein Trainingspensum hatte er ohnehin schon verringert, denn an der bayerischen Meisterschaft im Crosslauf wollte er unbedingt teilnehmen. „Die Meisterschaften sind es, die zählen“, so lautet das Credo des Laufsportlers. Zum Wettkampftermin war Scholz wieder auf dem Damm. Von den Titelkämpfen im oberfränkischen Kemmern, nahe Bamberg gelegen, kehrte er mit zwei Silbermedaillen zurück.
Christian Scholz holt bei Crosslauf in Kemmern zweimal Silber
Im Einzel belegte Christian Scholz in der M55-Klasse den zweiten Platz. Besser als der Peitinger war am Ende nur Jean-Jacques Faurie vom MTV 1881 Ingolstadt. Der lief die 5000 Meter lange Strecke mit diversen Strohballen-Hindernissen und kleinen, aber giftigen Anstiegen in 18:21 Minuten. Faurie, früher ein veritabler Mittelstreckler über 800 und 1500 Meter, „geht immer extrem schnell an“, sagt Scholz. Diesmal hielt der Kontrahent sein Tempo auch durch, was der Peitinger anerkennend zur Kenntnis nahm. „Er war schneller, das ist okay.“ Gleichwohl hätte auch Scholz, nach 18:38 Minuten im Ziel, gern den bayerischen M55-Titel gewonnen. Auf Bayern-Ebene strebt er bei seinen Auftritten immer die Goldmedaille an. „Man muss sich eben Ziele setzen“, sagt Scholz.
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Mit seiner Leistung war der 54-Jährige zufrieden. Einerseits, weil er im Vorfeld gesundheitliche Probleme hatte, andererseits, weil der Crosslauf „nicht so meine Stärke ist“. Die 5000 Meter sind für ihn, den Halbmarathonspezialisten etwas zu kurz. Obendrein fehle ihm im Vergleich mit solchen Konkurrenten, die schon seit Jahrzehnten Leichtathletik betreiben, die Grundschnelligkeit. In der jüngeren Vergangenheit allerdings hat sich Scholz stetig verbessert. So ließ er diesmal Athleten hinter sich, die bis dato meist vor ihm ins Ziel gelaufen waren.
Christian Scholz zufrieden mit seiner Leistung in Kemmern
Die Teamkollegen von der LG Allgäu, Thomas Langer (18:39) und Harald Stecker (18:52), gehören ebenso dazu wie Roland Wild (18:50) von der LG Bamberg. Mit ihnen hatte Scholz auch einen Gutteil des Rennens absolviert, in dem alle Altersklassen-Athleten von der M50 bis zur M80 gemeinsam gestartet waren. Unter den knapp 90 Startern belegte Scholz den siebten Gesamtplatz. In der jüngeren M50-Klasse wäre er immer noch Fünfter geworden. Sein Potenzial hat er noch nicht ausgereizt. „Ich werde noch immer schneller“, stellt er zufrieden fest, betont aber zugleich: „Ich tue auch etwas dafür.“ Je nach dem, was so auf dem Trainingsplan steht, spult er zwischen 70 und 110 Kilometer pro Woche ab.

Im Winter „laufe ich viel querfeldein“. Von daher ist ihm der Crosslauf nicht etwas völlig Fremdes. An der Strecke in Kemmern gefiel ihm das Design – eben mit den Hindernissen und kurzen Auf-und-Ab-Passagen. „Ich mag so etwas gern, auch wenn ich es nicht so gut kann“, sagt Scholz mit einem Schmunzeln. Angesichts der schwierigen, zum Teil eisigen Bodenverhältnisse in Kemmern ging Scholz mit Spikeschuhen samt Neun-Millimeter-Nägeln an den Start. Erst zum vierten Mal überhaupt trug er solche Schuhe, kam aber sehr gut zurecht. Im Finish über die 4 x 1250 Meter setzte er sich von Langer ab und holte Silber. Im vergangenen Jahr, noch in der M50, war Scholz in Markt Indersdorf noch 26 Sekunden langsamer gewesen als der LG-Allgäu-Kollege. Sowohl 2023 als auch 2022 hatte der Peitinger als Vierter knapp eine Medaille verpasst.
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LG Allgäu bei Crosslauf in Kemmern sehr erfolgreich
In der Teamwertung sammelte Scholz in den genannten Jahren jeweils Medaillen. Und auch heuer gehörte er zu den drei besten der LG Allgäu, die in der M50/M55-Wertung auf dem Podest standen. Heuer fehlte zum Titel nicht viel: Die LG Bamberg war nur einen Punkt besser als die LG Allgäu. „Es war ein schöner Konkurrenzkampf“, so Scholz. Für die Platzierung werden die Platzziffern der entsprechenden Athleten zusammengerechnet. Für die Allgäuer zählten die Resultate von Timo Scholz (mit 18:19 Minuten Zweiter in der M50), Christian Scholz und Langer. Timo Scholz ist weder verwandt noch verschwägert mit Christian Scholz. Der 51-Jährige, gebürtig in Erfurt, war früher Rad-Profi, gewann 1995 die Gesamtwertung der Bayern-Rundfahrt und holte 2007 und 2008 den EM-Titel in den Steherrennen auf der Bahn.
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Für Christian Scholz steht das nächste Meisterschaftsrennen Anfang März auf dem Programm. In Leverkusen geht es bei der deutschen Meisterschaft im 10-Kilometer-Straßenlauf um Medaillen. Danach ist er in der Zwickmühle, bedingt durch eine Terminkollision. Am 14. April steigt in Hannover die Marathon-DM, am 20. April sind sowohl die bayerischen Meisterschaften im Halbmarathon (Ingolstadt) als auch im Ultratrail (Ebermannstadt) angesetzt. Gern hätte Scholz an allen drei Wettbewerben teilgenommen, machbar ist aber nur ein Start. „Ein Lob an die Verantwortlichen“, sagt er mit sarkastischem Unterton. Er favorisiert einen Halbmarathon-Start. Über die 21,1 Kilometer – seine Lieblingsstrecke – hatte er 2023 bei der Masters-EM in Pescara mit der persönlichen Bestzeit von 1:18:45 Stunden Team-Bronze geholt. Darüber hinaus hat Scholz für heuer auch den Blick aufs Stadion gerichtet: „Ich will auf die Bahn gehen.“ Der Auftakt verlief mit zwei Cross-Medaillen schon mal vielversprechend.