Ärger im Paradeis: Bauvorhaben der Stadt Weilheim schlägt hohe Wellen unter den Anwohnern
In der idyllischen Weilheimer Wohngegend Paradeis würde man sich dieser Tage eigentlich am Frühlingserwachen erfreuen. Doch bei vielen Anwohnern überwiegt die Sorge.
Weilheim – Es geht um zwei städtische Wiesen mit rund 2.000 Quadratmetern Fläche – für viele seit Jahrzehnten ein Ort zum Entspannen und Spielen.
Nun plant die Stadt, die Grundstücke zu verkaufen. Um den Verkauf offenbar attraktiver zu gestalten, soll der Bebauungsplan aus den 1990er-Jahren deutlich erweitert werden. Statt wie, ursprünglich vorgesehen, zweistöckiger Bebauung sind nun zwei viergeschossige Wohnhäuser mit Tiefgarage im Gespräch.
Die Anwohner sind alarmiert. „Das stinkt zum Himmel, was da läuft“, sagt Barbara Koch, die seit ihrer Jugend in der Wohnanlage lebt. Viele Nachbarn teilen ihre Sorge – nicht nur wegen der geplanten Höhe der Gebäude, sondern auch wegen des baulichen Zustands ihrer eigenen Wohnhäuser.
„Unsere Gebäude stammen aus den 60ern, bestehen aus Beton, stehen auf Kies und Lehm und haben keine weiße Wanne als Hochwasserschutz“, sagt ein Bewohner. Bei Starkregenereignissen kam es in der Vergangenheit bereits zu Wasserschäden. Die Nähe zur Ammer verstärkt die Ängste zusätzlich.
„Wir fürchten, dass mit einer zusätzlichen Bebauung noch mehr Wasserprobleme entstehen“, sagt eine Anwohnerin. Auch an der Fassade würde man schon Schäden erkennen können. Und der wahrscheinliche Verlust von Bäumen und Versickerungsflächen bereitet der Nachbarschaft Kopfzerbrechen.
Während der jüngsten Eigentümerversammlung wollte man über Sanierungsmaßnahmen abstimmen. Geplant wäre auch eine schwarze Wanne, um die Hochwassergefahr etwas zu bannen. „Wir haben aber dagegen gestimmt“, bedauert ein Anwohner. „Weil wir nicht wissen, was hier passiert, will keiner der Eigentümer viel Geld investieren.“
Die neu gegründete Initiative Paradeis hat bereits rund 300 Unterschriften gesammelt und eine Sonderanhörung beim Bauausschuss und der Stadtbeantragt – bislang erfolglos.
Eine Stellungnahme von Stadträtin Brigitte Holeczek (BfW) – die sich zu diesem Thema in der Mitgliederversammlung geäußerte und sich für eine „maßvolle“ Erhöhung des Baurechts ausgesprochen hatte – lehnte diese mit Verweis auf das laufende Verfahren ab: „Ich bitte um Verständnis, dass ich mich als Mitglied des Bauausschusses und Fraktionsvorsitzende nicht öffentlich äußern werde.“ Stadtrat Klaus Gast (CSU) sagte, er sei umfassend informiert. „Ich bin auch für eine Bürgerbeteiligung und eine maßvolle Verdichtung und nicht für eine höhere Bebauung,“ so Gast.
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Ihre Situation habe die gesamte Nachbarschaft im Paradeis sehr zusammengeschweißt, sagt Barbara Koch. Sie hofft, die Stadt bleibt offen für Alternativvorschläge. Diese wären beispielsweise, ein Wohnhaus für barrierefreies Senioren-Wohnen oder die Grünflächen mit Hilfe von staatlichen Fördermitteln zu ergänzen. Denn immerhin wolle man Weilheim ver-grünen und nicht versiegeln, so die Anwohner.
Diese haben nun bis zum 17. April Zeit, Einwände gegen den neuen Bebauungsplan einzureichen. Eine erneute Beratung im Bauausschuss ist für Mai geplant.