Russlands Wirtschaft vor dem Abgrund: „Kann den Frieden kaum erwarten“

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Die USA denken über neue Russland-Sanktionen nach. Angeblich fallen diese härter aus als zuvor. Von der EU gibt es ähnliche Bestrebungen.

Moskau – Der Kreml hat an mehreren Fronten Probleme. Die Einnahmen aus Öl- und Gasverkäufen sind nicht auf dem gewünschten Niveau. Die Opec plus will die Fördermenge sogar noch steigern, was die Preise weiter drücken kann. Außerdem warnen Experten vor einer Schuldenkrise im Land. Die Regierung Russlands muss sich bereits an Reserven bedienen. Und jetzt stellt sich heraus, dass auch die USA neuen Druck auf Russlands Wirtschaft ausüben könnten.

Neuer Druck auf Russlands Wirtschaft – „kleine Überraschung“ für Wladimir Putin?

Die jüngste Kehrtwende aus dem Weißen Haus sorgt für Unbehagen in Moskau. Nach einem Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Kreml-Diktator Wladimir Putin gab Trump zu verstehen, dass er derzeit „sehr harte“ Sanktionen gegen Russland prüfe. Diese hatte der US-Kongress vorgeschlagen. Weiter kündigte Trump eine „kleine Überraschung“ für Russland an. Die russischen Anleger seien daher in Sorge geraten.

Wladimir Putin in Moskau.
Wladimir Putin in Moskau (Symbolfoto). Die USA denken über neue Russland-Sanktionen nach. Angeblich fallen diese härter aus als zuvor. Von der EU gibt es ähnliche Bestrebungen. © IMAGO / ZUMA Press

„Die russische Wirtschaft kann Frieden kaum erwarten“, zitierte die Welt hierzu Vladislav Inozemcev, einen russischstämmigen Ökonomen und Mitbegründer des Centers for Analysis and Strategies in Europe (CASE). „Jedes optimistische Signal in diese Richtung provoziert einen Kurssprung bei Aktien. Kommen Zweifel auf, dreht sie ins Minus.“ Die Europäische Union arbeitet auch noch an neuen Russland-Sanktionen. Diese sollen laut dem Außenminister von Frankreich so hart ausfallen wie seit 2022 nicht mehr.

Während der letzten Monate standen als mögliche Neusanktionen vor allem eine Verschärfung des berüchtigten Ölpreisdeckels und eine Beschlagnahme von über 200 Milliarden Euro russischer Mittel zur Debatte, die in Europa eingefroren sind.

Zentralbank hält Leitzins hoch – Russlands Wirtschaft leidet unter hohen Kreditkosten

Russlands Wirtschaft war auch vorher angeschlagen, und das, obwohl die US-Regierung im Frühjahr einige große Schritte auf sie zu machte. Die monatliche Inflation legte zuletzt zu; für den Mai berichtete die Moscow Times von einem leichten Anstieg. Bei den Verbraucherpreisen stand ein Plus um 0,43 Prozent auf dem Papier; einen Monat vorher hatte die Wachstumsrate noch 0,4 Prozent betragen. Bei der jährlichen Inflation gab es eine leichte Erholung auf 9,8 Prozent (von 10,2 Prozent im April). Die russische Zentralbank peilt hier jedoch die vier Prozent an.

Die hohe Inflation wiederum hat die Zentralbank dazu getrieben, die Leitzinsen in Russland auf historisch hohe Werte zu heben. Laut dem Handelsdatenportal Trading Economics lag dieser im Juni bei 20.00 Prozent, was im Vergleich zu vorher eine minimale Senkung bedeutet. Die hohen Leitzinsen sorgen dafür, dass Unternehmen seltener Geld leihen und investieren, was auf lange Sicht eine Schwächung für Russlands Wirtschaft bedeutet. Allerdings sparen auch private Haushalte.

Bei der Zentralbank herrscht nach wie vor Alarmstimmung. Die Inflationsrisiken seien nach wie vor gravierend. Allzu schnell wird sie nicht von der restriktiven Geldpolitik abweichen: Erst 2026 soll die Inflation wieder in Richtung Vier-Prozent-Ziel sinken.

USA nicht mehr auf Russland-Kurs – „bin nicht glücklich mit ihm“

Über die vergangenen Wochen hat Trump zusehends die Geduld mit Russland verloren. Im Wahlkampf sah das noch ganz anders aus: Trump wollte den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden. Im Frühjahr hatte er sich Putin in einigen entscheidenden Fragen drastisch angenähert und – gemeinsam mit seinem damaligen Berater Elon Musk – in den sozialen Netzwerken direkt Kreml-Propaganda wiederholt. Er zog einen Deal mit Russland bezüglich Arktis-Ressourcen in Betracht, wollte Kanada und Grönland in die USA eingliedern und gab zu verstehen, dass er über die Lockerung von Russland-Sanktionen nachdachte.

Das Motiv dahinter: Frieden in der Ukraine. So jedenfalls gab es das Weiße Haus an. Lange Monate blockierte die US-Regierung darum Unterstützung für die Ukraine, darunter wichtige Waffen- und Munitionslieferungen. Putin profitierte davon ungemein – die russische Armee konnte einiges an Boden gewinnen und nahm sogar ein wichtiges Lithiumvorkommen innerhalb der Ukraine ein. Mittlerweile aber scheint Trump mehr und mehr der Ansicht zu sein, dass Putin ihn lediglich hinhält.

„Ich bin nicht glücklich mit ihm, so viel kann ich Ihnen sagen“, erklärte Trump während einer Kabinettssitzung, über die der US-Sender PBS berichtete. „Das, was er tut, tötet eine Menge Leute.“

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