Was Sie zügig tun sollten: Neue TV-Regeln für 12,5 Millionen deutsche Haushalte ab Juli 2024

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Schon bald gilt es für viele Haushalte, neue Regeln für den TV-Empfang zu beachten. © Marius Becker/dpa

Rund 12,5 Millionen Haushalte in Deutschland sind betroffen - das entspricht fast jedem dritten Haushalt. Für sie wird am 1. Juli in Sachen Fernseh-Empfang alles anders.

München – Der 1. Juli 2024 ist der Stichtag. Dann fällt das sogenannte Nebenkosten-Privileg endgültig weg. Diese alte Regelung aus den 80er-Jahren hat dafür gesorgt, dass Vermieter größerer Wohnhäuser die Gebühren fürs Kabelfernsehen über die Nebenkosten mit den Mietern abrechnen konnten. Rund sieben bis zehn Euro im Monat sind so automatisch in den Nebenkosten der Mietabrechnung gelandet - egal, ob man Kabelfernsehen nutzen wollte oder nicht. Der tz-Experte erklärt, was die Neuregelung für Sie im Einzelfall bedeutet und was Sie jetzt tun müssen:

1. Neue TV-Regeln ab 1. Juli: Das bedeutet die neue Regelung

Um für mehr Wettbewerb auf dem TV-Markt zu sorgen, hat die Bundesregierung das Nebenkostenprivileg bereits zum 1. Dezember 2021 abgeschafft. Gemerkt hat das aber kaum jemand - denn es gab eine Übergangsfrist, die jetzt zum 30. Juni endet. Das hat positive und negative Auswirkungen. Wer sein Programm ohnehin auf einem anderen Weg empfängt oder nur noch Netflix & Co. streamt, spart sich die Kabelgebühr.

Wer seinen TV-Empfang bisher über die Nebenkosten bezahlt hat und auch künftig wie gewohnt fernsehen will, muss dagegen rechtzeitig handeln. Denn wenn der Sammelvertrag des Vermieters mit dem Kabelanbieter zum 30. Juni endet und kein Ersatz organisiert ist, bleibt der Bildschirm schwarz.

2. Was Sie jetzt tun müssen, damit Ihr Fernseher weiter funktioniert

Damit der Fernseher auch ab 1. Juli noch problemlos funktioniert, ist die entscheidende Frage: Wie empfange ich mein Programm überhaupt? Viele Zuschauerinnen und Zuschauer wissen das gar nicht. Der erste Blick gilt daher der Nebenkostenabrechnung. Wenn dort „Gebühr Kabelfernsehen“ oder Ähnliches steht, wird der Zugang über die Nebenkosten abgerechnet und könnte also künftig wegfallen.

Wer jetzt nicht genau weiß, wie es mit seinem TV-Empfang weitergeht, sollte jetzt beim Vermieter oder der Hausverwaltung nachfragen. Denn die müssen ihre Sammelverträge mit dem Kabelnetzbetreiber gar nicht unbedingt kündigen. Sie können auch weiterhin Kabel-TV im Haus anbieten - aber nicht mehr „zwangsweise“ über die Nebenkostenabrechnung. Wie es in selbst bewohnten Eigentumswohnungen weitergeht, beschließt die Eigentümergemeinschaft. Sie hat zum 30. Juni ein Sonderkündigungsrecht beim Kabelanbieter. Wenn sie das nicht wahrnimmt, laufen die Verträge weiter.

In jedem Fall ist es wichtig, jetzt schnell zu handeln. Denn je näher der Termin rückt, desto schwieriger wird es, gegebenenfalls neue Technik als Ersatz zu beschaffen oder einen Spezialisten für die Umstellung ins Haus zu bekommen.

3. Fernsehen per Kabel

Wer sein TV-Programm bisher per Kabel empfangen hat, kann diese Möglichkeit natürlich auch weiterhin nutzen. Das erfordert keine technischen Änderungen, ist organisatorisch einfach - und die Umgewöhnung auf eine neue Empfangsart fällt weg. Es wird nur etwas teurer. Denn die Kabelbetreiber haben auf die bisherigen Sammelverträge Mengenrabatte gewährt, die jetzt meist wegfallen. Mehr als fünf Euro zusätzlich im Monat sollten es aber nicht werden.

Beim wichtigsten Anbieter Vodafone, dem ehemaligen Kabel Deutschland, kostet beispielsweise der Tarif GigaTV Cable mit rund 150 Sendern im ersten halben Jahr gar nichts und danach 14,99 Euro im Monat. Vodafone bietet unter vodafone.de einen TV-Anschluss-Check an, mit dem sich jeder Kabelkunde informieren kann, ob er betroffen ist und was er jetzt tun kann. Unter 0800/711 410 43 43 hilft eine Hotline weiter. Kabel-Alternative in München ist PŸUR (pyur.de), das aber nicht die ganze Stadt versorgt. Hier zahlen Kunden ab dem 7. Monat 12,99 Euro.

Vor- und Nachteile Kabel: Die Senderauswahl ist groß, Pay-TV ist möglich und der Empfang funktioniert unabhängig von der Internet-Bandbreite. Auf Wunsch gibt es Internet und Kabel-TV bei den Anbietern aus einer Hand. Kabel ist die solide Lösung fürs ganz normale Fernsehen. Wer schon schnelles Internet zu Hause hat, kann sich das Geld für den Kabelanschluss aber auch sparen.

Wie und wo eine Satellitenschüssel installiert werden darf, hängt immer vom Vermieter ab.
Wie und wo eine Satellitenschüssel installiert werden darf, hängt immer vom Vermieter ab. © Stefan Sauer/dpa

4. Fernsehen per Satellit

Beim Satelliten-TV ist die allerwichtigste Frage, ob der Vermieter eine Satellitenschüssel am Balkon oder auf dem Dach überhaupt genehmigt. Wenn das in Ordnung geht, gibt es Sets aus Schüssel und Receiver ungefähr ab 100 Euro. Die Installation ist also relativ teuer und aufwendig. Dafür kann danach gespart werden. Denn der Sat-Empfang ist gratis - zumindest mit der nicht besonders scharfen SD-Qualität, für ARD/ZDF auch in HD. Die Option HD+ (hd-plus.de) für die Privaten mit Top-Bildern bis zu 4K kostet sechs Euro im Monat oder 75 Euro im Jahr. Dafür gibt es spezielle Receiver im Handel, mit HD+-Karte und einigen Monaten Guthaben. Vor- und Nachteile Satellit: Noch mehr Programme als im Kabel, auf Dauer günstiger, Pay-TV möglich. Aber wetteranfällig und mit aufwendiger Installation.

5. Fernsehen per Internet

Wer ohnehin schon schnelles Internet daheim hat, mit zumindest 50 Megabit pro Sekunde, kann übers Netz problemlos auch fernsehen. Kabel, Satellit oder Antenne sind dann überflüssig. Welche Lösung ideal ist, hängt von den eigenen TV-Gewohnheiten ab. ARD, ZDF, Dritte etc. lassen sich über ihre Mediatheken live und gratis streamen - vielen Zuschauern genügt das schon.
Für jeweils 6,99 Euro im Monat kommen per Abo RTL+ und Joyn+ (ProSiebenSat.1) dazu. Sie bieten Mediatheken und Livestreams der Programme. Noch wesentlich größer ist die Auswahl bei Internet-TV-Anbietern wie waipu.tv (ab 7,49 Euro im Monat) oder zattoo.de (ab 6,49 Euro im Monat).

Jeder größere Internetanbieter wie die Telekom mit MagentaTV, Vodafone mit GigaTV, O2, 1&1 oder M-net aus München bietet im Bereich um die zehn Euro im Monat seine eigenen Fernseh-Abos an. Teilweise gibt es auch günstige Kombinationen aus Onlinezugang und TV. Wer damit per Internet fernsehen will, fragt am besten direkt bei seinem Provider nach. Wichtig: Es gibt viele Tarife, die nach dem ersten halben oder ganzen Jahr drastisch teurer werden. Darauf nicht hereinfallen!

Der Empfang klappt entweder direkt mit dem Smart-Fernseher oder mit kleinen TV-Sticks und Kästchen wie Amazon Fire TV (ab 30 Euro), Google Chromecast (ab 40 Euro) oder dem Apple TV ab 160 Euro. Das bietet noch wesentlich mehr Funktionen wie zum Beispiel Spiele-Apps oder Apple-Fitness+.

Vor- und Nachteile Internet: Überall zu Hause drahtloser TV-Empfang unabhängig von Kabel- oder Satellitenbuchse, optimale mobile Nutzung am Handy und Tablet, riesige Programmauswahl, Pay-TV möglich. Internetfernsehen ist die modernste und flexibelste Empfangsart. Allerdings können die Bilder je nach Internetleitung und Auslastung schnell ins Stocken geraten. Und das Live-Signal hinkt oft eine Minute oder mehr hinterher.

6. Fernsehen per Antenne

Die Lösung fürs Antennenfernsehen heißt DVB-T2 HD. Zum Empfang sind ein Receiver für rund 30 Euro und eine Antenne notwendig. Teilweise haben Fernseher DVB-T2 HD auch schon eingebaut, dann reicht die Antenne. Wie gut der Empfang ist, lässt sich für jede Adresse unter dvb-t2hd.de/empfangscheck herausfinden. In München genügt hingegen meist schon eine herkömmliche Zimmerantenne für rund 20 Euro. Weiter außerhalb im Speckgürtel kann allerdings eine Dachantenne oder eine Antenne am Fenster erforderlich sein.

Der Empfang der öffentlich-rechtlichen Programme von ARD und ZDF ist damit kostenlos (vom Rundfunkbeitrag mal abgesehen). Die Privatsender von RTL und ProSiebenSat.1 kosten via freenet.tv im Paket 7,99 Euro im Monat - ebenfalls günstiger als Kabel-TV.
Vor- und Nachteile der Antenne: Hier hat man die günstigsten Kosten unter allen Empfangsarten, Öffi-Sender gratis, Hardware bezahlbar. Mit rund 40 Sendern sind die wichtigsten Programme dabei. Wer mehr sehen will, ist mit Kabel, Sat oder Internet aber besser bedient. Wichtig: Pay-TV ist nicht möglich. Sky & Co. müssen dann via Internet empfangen werden.

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