23 Nobelpreisträger greifen Trump an – und stellen bei US-Wahl sich hinter Harris
Donald Trump inszeniert sich als der Kandidat der Wirtschaft. Doch ausgerechnet 23 Nobelpreisträger stellen sich ihm entgegen – und unterstützen Harris.
New York – Donald Trump versucht sich vor der US-Wahl als der Kandidat zu inszenieren, der die Wirtschaft in den USA wieder stärkt. Dabei will Trump die gestiegenen Verbraucherpreise und die hohe Inflation der vergangenen Jahre während der Amtszeit von Joe Biden für sich nutzen. Immerhin war Kamala Harris als bisherige Vizepräsidentin Teil der Regierung. Doch nun bekommt die Demokratin gerade bei diesem entscheidenden Politikfeld Unterstützung von 23 Gewinnerinnen und Gewinnern des Wirtschaftsnobelpreises.
„Wir, die Unterzeichnenden, glauben, dass Kamala Harris eine weitaus bessere Verwalterin unserer Wirtschaft wäre als Donald Trump, und wir unterstützen ihre Kandidatur“, heißt es zu Beginn des Briefes. „Jeder von uns hat zwar unterschiedliche Ansichten über die Einzelheiten verschiedener wirtschaftspolitischer Maßnahmen, aber wir glauben, dass Harris Wirtschaftsprogramm insgesamt die Gesundheit, die Investitionen, die Nachhaltigkeit, die Widerstandsfähigkeit, die Beschäftigungsmöglichkeiten und die Fairness unserer Nation verbessern wird und dem kontraproduktiven Wirtschaftsprogramm von Donald Trump weit überlegen ist.“
23 Wirtschaftsnobelpreisträger unterstützen Harris bei der US-Wahl
Die 23 Ökonominnen und Ökonomen haben alle den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften der Schwedischen Nationalbank gewonnen. Dieser wird umgangssprachlich auch als Wirtschaftsnobelpreis bezeichnet. Für ihr Urteil haben sie die bisher noch unkonkreten Programme der Präsidentschaftskandidaten, ihre Aussagen sowie ihr Handeln in der Vergangenheit bewertet. Das gebe ihnen ein „klares Bild von alternativen wirtschaftlichen Visionen, Strategien und Praktiken“.
Unterzeichnende | Jahr des Nobelpreises |
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Daron Acemoglu | 2024 |
George A. Akerlof | 2001 |
Abhijit Banerjee | 2019 |
Angus Deaton | 2015 |
Peter A. Diamond | 2010 |
Douglas Diamond | 2022 |
Esther Duflo | 2019 |
Robert F. Engle III | 2003 |
Claudia Goldin | 2023 |
Oliver Hart | 2016 |
Guido W. Imbens | 2021 |
Simon Johnson | 2024 |
Eric S. Maskin | 2007 |
Daniel L. McFadden | 2000 |
Robert C. Merton | 1997 |
Roger B. Myerson | 2007 |
William D. Nordhaus | 2018 |
Edmund S. Phelps | 2006 |
Paul M. Romer | 2018 |
Alvin E. Roth | 2012 |
Robert J. Shiller | 2013 |
Joseph E. Stiglitz | 2001 |
Richard H. Thaler | 2017 |
Der Republikaner setzt vor der US-Wahl auf Steuersenkungen und die Streichung von Regulierungen. Gleichzeitig will Trump laut seinem nur 16 Seiten umfassenden Programm „amerikanische Arbeiter und Bauern vor unfairem Handel schützen“. Bei der Rückkehr der nationalistischen „Make America Great Again“ (MAGA)-Politik verspricht er Basiszölle auf im Ausland hergestellte Waren. Für Produkte aus China soll sie 60 Prozent betragen, für den Rest der Welt zwischen zehn und 20 Prozent. Für die deutsche Wirtschaft wären Trumps Zölle ein Rückschlag.
Trump bedroht Rechtsstaat und wirtschaftliche Sicherheit – warnen 23 Fachleute vor der US-Wahl
Nicht nur das Ausland hätte mit den Folgen zu kämpfen, sondern auch die Menschen in den USA selbst. Trumps geplante Zoll- und Steuerpolitik würde die Inflation anheizen und die Staatsverschuldung nach oben treiben, warnen die renommierten Fachleute. Auch die Ungleichheit würde zunehmen.
Doch nicht nur die Wirtschaftspolitik allein hätte laut den Forschenden Konsequenzen, seine rechtsgerichtete Politik in anderen Bereichen steht in der Kritik. „Zu den wichtigsten Faktoren für wirtschaftlichen Erfolg gehören Rechtsstaatlichkeit sowie wirtschaftliche und politische Sicherheit, und Trump bedroht all diese Faktoren“, heißt es im Brief.
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Kamala Harris werde stärker als Trump beitragen, die Wirtschaftskraft der USA zu steigern
„Im Gegensatz dazu hat Harris politische Maßnahmen zur Stärkung der Mittelschicht, zur Verbesserung des Wettbewerbs und zur Förderung des Unternehmertums hervorgehoben. Harris wirtschaftspolitische Agenda wird weit mehr als die von Donald Trump dazu beitragen, die Wirtschaftskraft und das Wohlergehen unseres Landes und seiner Bürger zu steigern“, lautet dagegen das Urteil zur demokratischen Kandidatin. Harris Politik werde zu einer stärkeren Wirtschaftsleistung führen. Das Wachstum werde robuster, nachhaltiger und gerechter sein.
Harris setzt im Wahlkampf vor der Präsidentschaftswahl am 5. November auf Steuersenkungen für mittlere und niedrige Einkommen und unterstützt Bidens Industriepolitik, die sich die Stärkung kritischer Industrien als Ziel gesetzt hat. Weitere Maßnahme könnte eine Erhöhung der Unternehmenssteuer von 21 auf 28 Prozent sein.
Zwei Wirtschaftsnobelpreisträger von 2024 stelle sich bei US-Wahl hinter Kamala Harris
Initiator des Briefs ist Joseph Stiglitz, Professor von der Columbia University in New York, der 2001 den Preis erhalten hatte. Laut CNN ist es bereits die zweite Initiative von Preisträgerinnen und Preisträgern. Bereits im Juni hatte Siglitz mit 15 weiteren Fachleuten vor den „destabilisierenden Auswirkungen“ einer zweiten Amtszeit Trumps auf die US-Wirtschaft gewarnt. Die wirtschaftliche Agenda Joe Bidens, der zu diesem Zeitpunkt offiziell noch Kandidat der Demokraten war, sei „weit überlegen“.
Zu der nun größeren Gruppe gehören auch zwei der drei aktuellen Wirtschaftsnobelpreisträger: Simon Johnson und Daron Acemoglu vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). Sie erhielten den Preis gemeinsam mit James Robinson von der University of Chicago für ihre Forschung darüber, wie Institutionen beeinflussen, welche Länder wohlhabend werden.
Wirtschaftliche Kennzahlen könnten Harris bei der Präsidentschaftswahl helfen
Auch unabhängig von der Unterstützung durch die wirtschaftliche Prominenz sprechen laut CNN inzwischen auch wieder die ökonomischen Kennzahlen für Harris. Die Inflation ist deutlich zurückgegangen, die Notenbank Fedaral Reserve hat angefangen, Zinsen zu senken. Zudem zeigen Beschäftigungszahlen einen Anstieg der Neueinstellungen und ein starkes Lohnwachstum, während die Arbeitslosenquote zurückgeht. Auch für die deutsche Wirtschaft wäre ein Harris-Sieg besser.