Neue Turbulenzen für Russlands Wirtschaft – Große Airline will eigene Flugzeuge ausschlachten
Russlands Flugsektor leidet unter Sanktionen. Die Ersatzteile werden knapp. Eine Fluggesellschaft ergreift darum eine neue Maßnahme.
Moskau – Westliche Sanktionen setzen Russlands Wirtschaft zunehmend unter Druck. Zuletzt hatten sie für einen Verfall des Rubels gesorgt und chinesische Banken dazu gebracht, Abstand von russischen Handelspartnern zu nehmen – außerdem sollen dem Luftfahrtsektor schwere Zeiten bevorstehen. Ein wichtiges russisches Unternehmen reagiert.
Russland-Airline kauft neue Flugzeuge – und will sie ausschlachten
Auch Russlands größte Airline Aeroflot spürt nun die Turbulenzen, in der sich die russische Luftfahrtbranche befindet. Offenbar plant das Unternehmen, fünf Boeing 737-800BCF-Flugzeuge zu kaufen – um sie dann auszuschlachten. Das Unternehmen erhofft sich, auf diese Weise an Ersatzteile zu kommen, die russische Unternehmen durch reguläre Einkäufe nicht mehr erhalten. Das hatte Kyiv Independent unter Berufung auf das russische Staatsmedium Kommersant berichtet.

Dem Bericht zufolge sieht der Plan vor, die Flugzeuge an Aeroflots Tochterunternehmen Pobeda zu transferieren. Eine Konvertierung von Cargo- zu Passagierflugzeugen sei aufgrund der hohen Kosten nicht möglich. Stattdessen habe Aeroflot vor, den Antrieb, die Landevorrichtungen, die Avionik und andere „wichtige Komponenten“ auszubauen.
West-Sanktionen stürzen Russlands Luftfahrt in Turbulenzen
Dabei stellt sich unter anderem die Frage nach dem Warum. Der Grund für diesen Schritt liegt in den Sanktionen, mit denen die westlichen Ukraine-Verbündeten Russland belegt hatten. Der Luftfahrtsektor war in hohem Maße auf Gelder aus den russischen Reserven angewiesen. Besonders gravierend war das Flugverbot westlicher Flugzeuge. Russland, dessen Fluggesellschaften größtenteils mit geleasten Flugzeugen funktionierten, hatte Hunderte dieser Maschinen kurzerhand festgesetzt – obwohl sie westlichen Unternehmen gehörten, hielt das Land sie innerhalb der Grenze.
Im Laufe der letzten Jahre hatte der Kreml allerdings damit begonnen, genau diese Flugzeuge Stück für Stück aufzukaufen. Die genaue Zahl ist nicht bekannt – zwischendurch war von über 400 so beschlagnahmten Flugzeugen die Rede – aber mittlerweile sollen es nurmehr 200 der geleasten Flugzeuge sein, die sich noch illegal im Land befinden. Aktuell laufen gleich mehrere größere Gerichtsverfahren, die sich mit dem Versicherungsschutz dieser Flugzeuge befassen.
Leasing-Problem in Russlands Wirtschaft – Flugverbot bringt neue Chancen für China
Darüber hinaus hatten die Sanktionen die Abhängigkeit des russischen Luftfahrtsektors von westlichem Know-how und Ersatzteilen offengelegt. Mehr als 80 Prozent der vereinten Flotten der 20 größten russischen Airlines bestanden aus ausländischen Flugzeugen, das hatte jedenfalls der Thinktank Wilson Center geschätzt. Ohne die notwendigen Ersatzteile und Software aus dem Westen, so jedenfalls die Idee hinter den Sanktionen, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Zahl der funktionstüchtigen Flugzeuge zurückgehen musste.
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Russische Medien berichteten wegen dieser Entwicklung bereits davon, dass im Jahr 2025 Dutzende russische Fluggesellschaften in Richtung Insolvenz rutschen könnten.
Beim Flugverkehr hatte Russland auf die westlichen Sanktionen seinerseits mit einem Flugverbot geantwortet. Ein Resultat: Weil viele westliche Airlines die kürzere Strecke über Russland nicht mehr fliegen können, um nach Asien zu gelangen, hatte China damit begonnen, sich Marktanteile zu sichern. Im Gegenzug hatten die russischen Fluggesellschaften auf einen wichtigen Teil ihres Einkommens verzichten müssen. Einige waren dazu übergegangen, sich mehr auf Inlandsflüge zu spezialisieren – diese sind jedoch nicht im selben Maße profitabel.