Keine Verbrenner mehr ab 2025: Erstes Land in Europa geht bahnbrechenden Schritt

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Während die EU darüber nachdenkt, das Verbrenner-Aus 2035 zu kippen, prescht ein europäisches Land schon vor. Ab 2025 sollen keine Benzin- oder Dieselfahrzeuge mehr zugelassen werden.

Oslo – Der Umstieg von Verbrenner-Autos, die mit fossilem Benzin oder Diesel laufen, auf CO₂-freie Antriebssysteme wie Elektroautos läuft in Europa nur schleppend. Im November 2024 wurden in Deutschland gerade mal 35.000 elektrische Fahrzeuge verkauft, das waren 22 Prozent weniger als noch im Vorjahresmonat. Die Flaute bei Elektroautos hat mehrere Gründe, vornehmlich sind es aber die Anschaffungskosten, vor denen die meisten Verbraucher und Verbraucherinnen wohl noch zurückschrecken.

Ab 2025 werden nur noch E-Autos verkauft: Norwegen prescht vor

Die Elektro-Flaute hat schwerwiegende Konsequenzen, vor allem für die deutsche Autoindustrie. Die Branche befindet sich in einer tiefen Krise, es werden tausende Stellen abgebaut und der Branchengigant Volkswagen erwägt Werksschließungen im Heimatland. Innerhalb der EU wird daher schon eifrig darüber diskutiert, ob das strikte Verbot von Neuzulassungen für Verbrenner ab 2035 gekippt werden sollte.

Während in Europa der Streit um das heikle Thema tobt, hat Norwegen schon längst Nägel mit Köpfen gemacht. Vor acht Jahren beschloss die norwegische Regierung, dass ab 2025 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge zugelassen werden sollen. Wenige Tage vor dem Start in das entscheidende Jahr lässt sich konstatieren: Es wird wohl klappen. Schon 2022 waren fast 80 Prozent der Neuzulassungen im skandinavischen Land E-Autos. 2024 ist diese Zahl auf 95 Prozent geklettert, wie Zahlen des Automobilmarktforschers Dataforce zeigen. Im September meldete das Land einen neuen Meilenstein: Die Zahl der Elektroautos auf den Straßen des Landes liegt nun höher als die Zahl der Benziner.

Was hat Norwegen also anders gemacht? Nach Angaben des norwegischen Elektroautos-Verbands Norsk Elbiforening haben die norwegischen Regierungen eine Reihe von steuerlichen Maßnahmen getroffen, die den Kauf von Verbrennern mit der Zeit einfach zu teuer gemacht haben. So richtet sich die Höhe der Steuer, die man beim Kauf eines Autos zahlen muss, nach den Emissionen. Diese wurde in den vergangenen Jahren schrittweise erhöht, sodass die Kosten für Verbrenner immer mehr stiegen. Bis 2022 war der Kauf eines Elektroautos hingegen steuerfrei und mehrwertsteuerfrei. Seit Anfang 2023 müssen die Norweger und Norwegerinnen eine Steuer auf Elektroautos zahlen, die je nach Gewicht des Wagens variiert.

Hohe Anreize für den Kauf eines Elektroautos: Freie Fahrt für E-Autos

Weitere Maßnahmen, die in Norwegen über die Jahre getroffen wurden, um Elektroautos attraktiver zu machen: Bis 2021 zahlten E-Auto-Fahrende keine Steuer für den Erhalt der Straßen, bis 2017 mussten sie überhaupt keine Maut zahlen (seit 2023 zahlt man mit einem E-Auto nur 70 Prozent der Maut), und Elektroautos dürfen die Busfahrspuren uneingeschränkt nutzen.

Verschneite Elektroautos laden an Ladesäulen in der Innenstadt von Frankfurt.
Wer mit seinem E-Auto weit kommen will, sollte noch an der Ladesäule sein Auto vorwärmen. © Jochen Tack/Imago

Dazu kommen noch Gesetze, die den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Norwegen vorangetrieben haben. Der Elektroauto-Verband hebt hier insbesondere die Schnellladestationen hervor, die auf allen Hauptverkehrswegen im Land installiert sein müssen. Dafür müssen Verbraucher und Verbraucherinnen allerdings auch mehr zahlen, als für die „normalen“ Ladestationen – etwa dreimal so viel wie das Laden zuhause im Schnitt kostet, so der Verband. Die Ladeinfrastruktur war dem Verband zufolge eines der wichtigsten Anreize, die für den Ausbau der Elektromobilität im Land verantwortlich war.

In Norwegen hat man bald also das geschafft, was die EU in zehn Jahren geschafft haben will: Keine neuen Verbrenner mehr. Allerdings haben die Skandinavier schon vor 20 Jahren angefangen, die Weichen zu stellen. 1990 wurde erstmals eine Steuermaßnahme zugunsten der E-Autos getroffen, nach und nach kamen dann immer mehr. Hierzulande hat man also ganz schön Aufholbedarf.

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