Digitale Transformation-Spezialistin erklärt: Unsichtbare Helfer im Wasser: So schützt KI Badegäste vor dem Ertrinken
Wie kann künstliche Intelligenz dabei helfen, Ertrinkende schneller zu erkennen und zu retten?
Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert die Sicherheit in Schwimmbädern, indem sie potenzielle Ertrinkungsunfälle frühzeitig erkennt und somit Leben rettet.
Über Anabel Ternès
Prof. Dr. Anabel Ternès ist Unternehmerin, Zukunftsforscherin, Autorin, Radio- und TV-Moderatorin. Sie ist bekannt für ihre Arbeit im Bereich digitale Transformation, Innovation und Leadership. Zudem ist Ternès Präsidentin des Club of Budapest Germany, Vorstand des Friends of Social Business und Club of Rome Mitglied.
Wie funktioniert die KI-gestützte Überwachung?
Moderne Systeme wie das israelische „Lynxight“ nutzen ein Netzwerk von Kameras, die kontinuierlich Bewegungsmuster der Schwimmer analysieren. Bei Auffälligkeiten, wie ungewöhnlich langen Tauchphasen oder plötzlichem Bewegungsstopp, wird sofort ein Alarm an die Smartwatches des Badepersonals gesendet, sodass schnelle Hilfe möglich ist.
Erfolgreiche Einsätze in Deutschland
In mehreren deutschen Städten wurden bereits positive Erfahrungen mit solchen Systemen gemacht:
Vorteile der KI-Überwachung
- Frühzeitige Erkennung: Die KI kann bereits vor dem eigentlichen Notfall Warnsignale senden, indem sie atypische Bewegungsmuster identifiziert.
- Unterstützung des Personals: Gerade in Stoßzeiten oder bei eingeschränkter Sicht durch Spiegelungen hilft die KI, den Überblick zu behalten.
- Lernfähigkeit: Durch kontinuierliche Rückmeldungen des Personals verbessert sich die Genauigkeit der KI stetig.
Datenschutz und Ethik
Die Systeme sind so konzipiert, dass sie keine personenbezogenen Daten speichern. Gesichter werden nicht erfasst, und die Datenverarbeitung erfolgt lokal, um den Datenschutz zu gewährleisten.
Was bedeutet das für die Zukunft der Schwimmbäder?
Die Integration von KI in Schwimmbädern bietet eine vielversprechende Ergänzung zur menschlichen Aufsicht. Durch die Kombination aus Technologie und geschultem Personal können Notfälle schneller erkannt und Leben gerettet werden.
Mit der fortschreitenden Entwicklung und Implementierung solcher Systeme könnten Schwimmbäder weltweit sicherer werden, indem sie proaktiv auf potenzielle Gefahren reagieren.
Kann KI den menschlichen Rettungsschwimmer vollständig ersetzen, oder bleibt der Mensch unverzichtbar?
Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert die Sicherheit in Schwimmbädern, indem sie Rettungsschwimmer unterstützt, jedoch nicht ersetzt. Moderne KI-Systeme nutzen Kameras und Sensoren, um Bewegungsmuster im Wasser zu analysieren und potenzielle Notfälle frühzeitig zu erkennen.
Ein Beispiel hierfür ist das System im Vitus-Bad, das über 14 Kameras verfügt und kürzlich ein vierjähriges Mädchen vor dem Ertrinken bewahrte. Ähnlich arbeitet das Südbad in München mit einer KI, die Rettungsschwimmer über Smartwatches alarmiert, wenn verdächtige Bewegungen erkannt werden.
Trotz dieser technologischen Fortschritte betonen Experten, dass KI die menschliche Aufsicht nicht ersetzen kann. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) weist darauf hin, dass es derzeit keine einheitlichen Standards für den KI-Einsatz gibt und menschliche Rettungskräfte unverzichtbar bleiben.
KI-Systeme bieten jedoch wertvolle Unterstützung, insbesondere angesichts des Mangels an qualifizierten Rettungsschwimmern. Sie ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung und können in Kombination mit menschlicher Erfahrung die Sicherheit in Schwimmbädern erheblich verbessern.
Insgesamt zeigt sich, dass KI ein effektives Werkzeug zur Unterstützung von Rettungsschwimmern ist, jedoch nicht deren menschliche Intuition und Entscheidungsfähigkeit ersetzen kann.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen KI-Systemen und Rettungsteams in der Praxis?
Ein konkretes Beispiel, das die Zusammenarbeit von Künstlicher Intelligenz (KI) und menschlichen Rettungskräften veranschaulicht, ist das Südbad in München:
Dort wurde ein innovatives KI-gestütztes Überwachungssystem installiert, das mit mehreren Unterwasser- und Decken-Kameras den gesamten Schwimmbereich in Echtzeit analysiert. Die KI ist darauf trainiert, Bewegungsabläufe zu erkennen, die auf eine Notfallsituation – wie das typische „Kreisen“ oder „Kippen“ eines Ertrinkenden – hindeuten.
Und so funktioniert’s dann in der Praxis:
Wenn die KI eine potenziell gefährliche Situation erkennt, sendet sie innerhalb von Sekunden eine Warnmeldung direkt an die Smartwatches der diensthabenden Rettungsschwimmer. Diese erhalten zusätzlich ein Kamerabild des betroffenen Bereichs, um die Lage sofort einordnen zu können. In einem dokumentierten Fall konnte so eine junge Schwimmerin gerettet werden, noch bevor andere Gäste oder der Rettungsschwimmer selbst das Problem bemerkt hatten.
Was ist so wichtig dabei?
Die KI erkennt Bewegungsmuster, aber sie kann keine Entscheidungen treffen, wie zum Beispiel: Ist es ein spielendes Kind oder echte Lebensgefahr? Der menschliche Rettungsschwimmer muss die Situation innerhalb von Sekunden richtig einschätzen, eingreifen und Wiederbelebungsmaßnahmen ergreifen – das kann bisher keine KI leisten.
Dieses Beispiel zeigt, wie KI im Team mit Menschen Leben retten kann – als wachsames, präzises Frühwarnsystem, das aber immer auf menschliches Urteilsvermögen und schnelles Handeln angewiesen ist. KI verstärkt die Rettung, ersetzt sie aber nicht.
Wer nutzt KI in Schwimmbädern und mit welchem Erfolg?
In Deutschland setzen immer mehr Schwimmbäder auf Künstliche Intelligenz (KI), um die Sicherheit der Badegäste zu erhöhen und das Aufsichtspersonal zu unterstützen. Diese Systeme erkennen potenzielle Gefahrensituationen frühzeitig und ermöglichen so ein schnelleres Eingreifen.
Erfolgreiche KI-Einsätze in deutschen Schwimmbädern
1. Südbad München: Seit Juli 2022 unterstützt hier ein KI-System die Badeaufsicht. Kameras analysieren die Bewegungen im Wasser und senden bei auffälligem Verhalten Warnungen an die Smartwatches der Rettungsschwimmer. Durch kontinuierliches Feedback lernt die KI dazu und reduziert Fehlalarme.
2. Panorama-Bad Freudenstadt: In diesem Pilotprojekt überwachen 15 Kameras die Becken. Die KI erkennt ungewöhnliches Verhalten, wie reglose Personen, und alarmiert das Personal über Smartwatches. Die Erfahrungen sind positiv, und weitere Bäder planen die Einführung ähnlicher Systeme.
3. Stadionbad Köln: Acht Kameras erfassen die Schwimmbecken und erkennen, wenn Badegäste sich ungewöhnlich verhalten. In solchen Fällen wird das Personal sofort über Smartwatches informiert. Die Technik hat rund 50.000 Euro gekostet und soll jährlich in weiteren Hallenbädern eingeführt werden.
4. KOI-Bad Homburg: Das System "SwimEye" nutzt sieben Unterwasserkameras, um Bewegungen im Wasser zu analysieren. Nach umfangreicher Kalibrierung mit 300 Tauchgängen erkennt die KI zuverlässig potenzielle Notfälle und alarmiert das Personal.
5. Billebad Hamburg: Neun Spezialkameras überwachen zwei Becken und senden bei auffälligen Bewegungen Warnungen an die Smartwatches der Badeaufsicht. Trotz datenschutzrechtlicher Herausforderungen zeigt die Pilotphase positive Ergebnisse.
6. Freizeitbad CabrioLi Lippstadt: Hier analysiert eine israelische KI-Software die Bewegungen im Wasser und alarmiert das Personal bei potenziellen Notfällen. Die Technologie wird auch in anderen Städten wie Bochum und Witten getestet.
Was heißt das für die kommende Freibadsaison?
Die Integration von KI in Schwimmbädern zeigt vielversprechende Ergebnisse. Sie ermöglicht eine schnellere Erkennung von Gefahrensituationen und unterstützt das Aufsichtspersonal effektiv. Obwohl die KI den menschlichen Rettungsschwimmer nicht ersetzt, stellt sie eine wertvolle Ergänzung dar, insbesondere in Zeiten von Personalmangel. Mit zunehmender Verbreitung und kontinuierlicher Verbesserung könnten solche Systeme künftig in vielen Schwimmbädern Standard werden.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.