Sie waren sich so sicher: Warum scheiterten die Gespräche zwischen Indien und den USA?

Nach fünf intensiven Verhandlungsrunden mit Donald Trump waren indische Beamte überzeugt, eine vorteilhafte Vereinbarung mit den USA erzielen zu können. Laut "Reuters" deuteten sie sogar gegenüber der Presse an, dass Zölle auf 15 Prozent begrenzt werden könnten.  

Abkommen scheiterte überraschend

Die Erwartungen waren hoch - Präsident Donald Trump sollte das Abkommen selbst vor der Frist am 1. August verkünden. Doch dazu kam es nie, stattdessen sah sich Indien mit einer überraschenden Erhöhung der Zölle auf 25 Prozent konfrontiert. Zudem drohten Sanktionen aufgrund der massiven indischen Ölimporte aus Russland.

Während Trump Vereinbarungen mit Japan und der EU abschloss und sogar Pakistan bessere Bedingungen anbot, blieb Indien im Regen stehen. Interviews der Nachrichtenagentur "Reuters" mit vier indischen und zwei amerikanischen Regierungsbeamten enthüllten bisher unveröffentlichte Details des geplanten Abkommens und die Gründe, warum die Verhandlungen trotz Übereinstimmungen auf den meisten Ebenen zusammenbrachen. Beide Seiten gaben an, dass eine Mischung aus politischen Fehleinschätzungen, verpassten Signalen und Enttäuschung die Vereinbarung zunichtemachte.  

Trumps Zolldrohung: USA und Indien keine besten Freunde mehr
Damals noch freundschaftlich verbunden: Indiens Premier Narendra Modi bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus am 13. Februar 2025 Andrew Caballero-Reynolds/AFP/Getty Images

Modi wurde angeblich übermütig

Der indische Premierminister Narendra Modi, der im Februar Washington besuchte, stimmte damals zu, bis Herbst 2025 ein Abkommen zu erreichen und den bilateralen Handel bis 2030 auf 500 Milliarden Dollar mehr als zu verdoppeln. Um die Handelsbilanzlücke von 47 Milliarden Dollar zu überbrücken, verpflichtete sich Indien, bis zu 25 Milliarden Dollar in US-Energie zu investieren und die Waffenimporte zu erhöhen. 

Doch Verhandler räumen laut Reuters" inzwischen ein, dass Indien übermütig wurde, nachdem Trump ein "großes" bevorstehendes Geschäft ankündigte, und dies als Zeichen einer bereits sicheren Vereinbarung deutete. Modi verstärkte daraufhin seinen Widerstand gegen die US-Forderungen, insbesondere im Bereich Landwirtschaft. Auch Trumps Umgang mit dem Konflikt mit Pakistan sorgte für Verstimmungen. So wurde nie ein vollständiges Abkommen erzielt. Dennoch besteht weiterhin die Hoffnung, noch eine Einigung zu erzielen. Weitere Gespräche sollen stattfinden.