Geregnet, geraucht und vor lauter Musik gewummert hat es am Sonntagnachmittag, sodass man es bis in die fünf Kilometer entfernte Ortschaft Moosen noch hören konnte: Nach fünf Jahren war wieder Faschingsumzug in Taufkirchen. Das ließen sich geschätzte 3500 Zuschauer und weitere rund 700 Teilnehmer aus dem ganzen Umkreis nicht entgehen.
Taufkirchen – Schon eine Stunde vor Beginn waren die meisten Plätze am Straßenrand besetzt. Einige hatten Glück und konnten es sich unter Vordächern gemütlich, sprich trocken, einrichten. Für den richtigen Rhythmus sorgte die Samba-Percussion-Formation Safado Street Groove aus Freising, engagiert von der Gemeinde. Die Zuschauer hatten trotz des Sauwetters richtig Spaß, als die 45 Fuß- und Wagengruppen an ihnen vorbei auf der B15 in Richtung B388 und wieder zurück zogen.
Zwischen der Abzweigung zum Pfarrzentrum und in die Attinger Straße hinein wurde es eng. Da konnten nicht nur die Zuschauer auf den Gehsteigen die Fahrzeuge berühren, sondern die fröhlich singenden und hopsenden Mitfahrer auf den hohen Wagen den Entgegenkommenden auch zuprosten.
Süßigkeiten waren von Jung und Alt begehrt und wurden großzügig unters Volk geworfen, ein Großteil landete hart auf den Köpfen, aber auch viel in der Regenrinne und zerquetscht von den Reifen auf den Straßen. Bunt und vielfältig waren die Wagen und Fußgruppen, angeführt vom Prinzenpaar Theresa I. (Sinseder) und Markus I. (Stein). Von den hellgrünen und lilafarbenen Weintrauben mit aufgeblasenen Luftballons, die sich Mitglieder des Heimat- und Verschönerungsvereins um die Leiber gebunden hatten, bis hin zu aus Styropor selbst gebastelten Super-Mario-Karts, auf denen die Taufkirchener Feuerwehr fuhr.
Deren Chef, Christian Holler, war zufrieden: „Der ganze Zug ist reibungslos und fröhlich verlaufen.“ Mit 24 Mann, darunter auch Kameraden aus Gebensbach, Moosen und Wambach, sorgte man für die Sicherheit. Die Hofkirchener Wehr musste absagen, weil ihre Mitglieder bei vielen Gruppen mitmachten. Sie machten ihrem Ärger Luft: „Mehrzweckhalle – Kostenfalle“ war auf ihrem Wagen zu lesen oder „Ein toller Bau, man kann es sehn. Wird die Gmoa jetzt pleite gehn?“ Schließlich müssen sie den dringend nötigen Gerätehausneubau aus Kostengründen weiter verschieben.
Auch die Mittelschule hatte sich mit vielen Schülern und Lehrern der Baustelle verschrieben. „Das Geld in Schulen angelegt, die allerhöchsten Zinsen trägt“, hieß es ironisch auf der Tafel von Schulleiter Ade Geier, oder „Wir san d’Mittelschui, und auf da Baustell san ma dahoam“ auf Transparenten der Schüler.
Über die Bundespolitiker machten sich auch einige lustig, und die KJLB wollte wegen der Inflation sogar auf einen anderen Planeten fliegen. Am meisten beeindruckt waren viele von Lok Emma, dem „Schädlweh-Express – nächster Halt Delirium“. Die Geschichte dazu: Bei einem Urlaub auf Mallorca hatten zehn Freunde aus der Umgebung die Vorbesitzer des Gefährts kennengelernt. Sie kauften die 17 Meter lange Lok, die auf einem normalen landwirtschaftlichen Anhänger gebaut ist, außen aus Holz, innen aus Stahl, erzählte Leonhard Schwaiger aus Grüntegernbach unserer Zeitung. Sechs Wochen lang haben die Burschen die Lok in 800 Stunden restauriert. „Jetzt wollen wir sie pflegen und erhalten und damit auf Faschingsumzüge fahren“, erklärte er. „Weil wir beide Achsen lenken können, kommen wir um jede Kurve.“
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Einige Wagen machten auch Reklame für anstehende Feste oder warben um Mitarbeiter oder Nachwuchs. Den Zuschauern taugte es. Rakovac Mehmedalija (53) sagte: „Mich freut’s narrisch, dass wieder mal was los ist. Momentan haben viele Leute eine ganz schwere Zeit, das entspannt ein bisschen. Die Lok hat mir brutal gut gefallen. Das ist eine Wahnsinnsarbeit. Da brauchst’ einen Zusammenhalt. Das finde ich so schön an der Sache.“