„Für die Bürger glaubwürdig“ - Wahlexperte glaubt: Merz-Asylplan könnte AfD-Wähler zurückholen

Das politische Klima im Wahlkampf hat sich durch die jüngsten Äußerungen von Friedrich Merz , dem Kanzlerkandidaten der Union, stark verändert. Er kündigte eine drastische Wende im Asylrecht an und möchte bereits nächste Woche erste Gesetzesvorhaben im Bundestag durchsetzen – gegebenenfalls mit Unterstützung der AfD. Nach dem tragischen Messer-Mord in Aschaffenburg fragte Merz auf „X“: „Was soll denn noch passieren?“

„Merz ist für die Bürger in diesem Fall glaubwürdig“

Der bekannte Demoskop Klaus-Peter Schöppner von Menefactum betont gegenüber der „Bild“: „Merz ist für die Bürger in diesem Fall glaubwürdig.“ Er erklärt weiter, dass die Reaktion der Union nach dem Vorfall „noch nie stärker als jetzt“ gewesen sei. Diese klare Haltung habe bei den Bürgern Eindruck hinterlassen.

Schöppner hebt hervor, dass die Politik bei ähnlichen Kriminalfällen in der Vergangenheit oft nur wenig getan habe, wie etwa in den Fällen von Solingen, Illerkirchberg oder Magdeburg. Doch jetzt sei die Stimmung eine andere: „Es ist das erste Mal, dass Bürger den Eindruck haben, es könnte wirklich etwas passieren.“

Politische Stimmung „stark wie nie"

Schöppner sieht Merz' Kurs als potenziellen Vorteil für die Union. „Die Union hat an ihrem rechten Rand in den vergangenen Jahren mehr Wähler verloren als links“, erklärt er und fügt hinzu: „Wenn die Union es schafft, den härteren Migrationskurs als originäre Unions-Politik zu verkaufen und dazu auch in Sachen Wirtschaft positive Akzente für die ‚kleinen Bürger‘ setzt, dann kann sie den Frust vieler von ihnen reduzieren.“

Laut Schöppner beläuft sich der Anteil der Bürger, die sich von der Politik nicht mehr vertreten fühlen, auf rund 30 Prozent. Die politische Stimmung sei „stark wie nie“, und „sehr viele Wähler wollen keinen ‚Sie kennen mich‘-Politiker wie Merkel, sondern einen klaren Kurswechsel, eine Disruption.“

„Alles, was Scholz jetzt sagt..."

In Bezug auf die anderen Kanzlerkandidaten meint Schöppner, dass Olaf Scholz (SPD) aus der aktuellen Asyl-Debatte nicht mehr herauskommen wird. „Alles, was Scholz jetzt sagt, wird nur noch als Wahlkampfgetöse wahrgenommen.“ Für Robert Habeck, den Grünen-Kandidaten, sieht er immerhin einen Vorteil: „Er ist bei dieser Messerstecher-Debatte einigermaßen fein raus.“ Dennoch sei Habecks emotionale Wahlkampfstrategie mit den Themen „Zuversicht“ und „Gemeinsamkeit“ aktuell wenig passend.