Für Männer und Frauen: Wehrbeauftragter fordert Pflichtdienst für alle
Henning Otte fordert ein verpflichtendes Dienstjahr, auch abseits des Militärs. Ziel sei ein stärkeres Miteinander in der Gesellschaft.
Berlin – Henning Otte (CDU) spricht Klartext. Der Wehrbeauftragte des Bundestages will nicht nur Soldaten gewinnen, sondern die gesamte Gesellschaft stärker in die Pflicht nehmen. „Ich plädiere für ein verpflichtendes Dienstjahr für Frauen und Männer, nicht nur militärisch“, sagte der CDU-Politiker gegenüber der Bild-Zeitung.
Der Dienst könne „in Blaulichtorganisationen, kulturell, sportlich, ehrenamtlich“ abgeleistet werden. Das Ziel sei nicht nur die Stärkung der Bundeswehr, sondern auch der gesellschaftliche Zusammenhalt: „Sich einbringen zu können, aber auch einen Benefit dafür zu bekommen und damit die Gesellschaft wieder stärker zusammenzuführen, das ist ein großes staatspolitisches Ziel.“
Wehrpflicht-Debatte: Nicht nur Männer – auch Frauen sollen einen Pflichtdienst absolvieren
Besonders Frauen will Otte stärker an die Truppe binden. „Der Anteil liegt jetzt bei 13 Prozent, jetzt ziehen wir mal die Sanitäter ab, sind es neun Prozent – diese Kapazitäten, die gilt es auch zu erhöhen“, sagte er im Bayerischen Rundfunk. Er sehe eine „hohe Bereitschaft, auch bei den Frauen“.
Die Wehrpflicht war einst ausgesetzt worden, „weil er sicherheitspolitisch nicht mehr begründbar gewesen sei“, so Otte. Doch die Lage sei nun „eine komplett andere“. Zwar setze die Koalition aktuell auf Freiwilligkeit, aber das könne nicht reichen: „Wenn ich den Eindruck habe, dass es nicht ausreicht, um die Kameraden und Kameradinnen zu unterstützen, dann werde ich mich melden.“
Neues Wehrdienstgesetzt der Bundesregierung – ab 2026 Fragebögen für Männer und Frauen ab 18 Jahren
Zum Hintergrund: Diskussion fällt in eine Phase der Neuordnung. Erst vor einer Woche hatte das Kabinett laut mehreren Medien das neue Wehrdienstgesetz von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) auf den Weg gebracht. Demnach sollten ab 2026 junge Männer und Frauen ab 18 Jahren Fragebögen ausfüllen, ob sie für den Wehrdienst tauglich und bereit sind. Junge Frauen sind bislang nicht verpflichtet.

Unterstützung erhält Otte für die Idee eines verpflichtenden Dienstjahres auch aus zivilgesellschaftlichen Reihen. Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, plädierte dafür, junge Leute offensiver auf die Möglichkeiten für ein soziales Engagement hinzuweisen.
„Ich bedauere, dass laut Kabinettsbeschluss kein einziger Satz zu einem sozialen Dienst im Anschreiben an die jungen Menschen vorgesehen ist“, sagte sie gegenüber der Rheinischen Post. Viele seien bereit, sich zu engagieren, aber es fehle schlicht am Wissen, wo dies sinnvoll möglich wäre., so Hasselfeldt. (ddaj)