Deutsche kaufen mehr Klimaanlagen - und machen Nächte dadurch noch heißer

Es ist mal wieder Hitzewelle in Deutschland: Nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts (DWD) herrschen derzeit zur Augustmitte schwülheiße Temperaturen von 31 bis 38 Grad. Mit einer Abkühlung in der Nacht ist ebenfalls nicht zu rechnen. Nachts liegen die Temperaturen bei bis zu 23 Grad, Experten sprechen von „Tropennächten“.

Kein Wunder also, dass der Bedarf an Klimaanlagen wächst. Insgesamt 317.000 Klimageräte wurden im Jahr 2024 in Deutschland produziert, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit – der höchste Stand seit fünf Jahren. Auch der Import von Klimaanlagen aus dem Ausland nahm nach Angaben des Bundesamtes seit 2019 um 48,2 Prozent auf 949 Millionen Euro zu.

Durch Klimaanlagen: Drei bis vier Grad wärmere Nächte? 

Klimaanlagen verbrauchen nicht nur viel Strom, was wiederum den Bedarf an klimaschädlichen Energieträgern erhöht – ein Teufelskreis. Sie erhitzen auch unsere Nächte: Was im Innenraum für angenehme Temperaturen sorgt, verschlimmert die Situation draußen umso mehr. Denn Klimaanlagen funktionieren im Prinzip wie Wärmepumpen, nur eben umgekehrt: Sie entziehen einem Raum Wärme und geben diese nach außen ab. 

Eine französische Forschungsgruppe hat die Auswirkungen von Klimaanlagen auf die Lufttemperatur in Paris untersucht. Dabei wurden Szenarien modelliert, die den Temperaturanstieg durch Klimaanlagen unter verschiedenen Hitzewellenbedingungen zeigen – mit eindeutigen Ergebnissen. Während einer neuntägigen Hitzewelle, ähnlich der von 2003, würde die Außentemperatur durch die abgegebene Wärme von Klimaanlagen um 2,4 Grad steigen. Bei noch heißeren Hitzewellen gehen die Forscher von drei bis vier Grad wärmeren Nachttemperaturen aus.

Auswirkung von Klimaanlagen auf die Lufttemperatur: Diese Karten zeigen den Temperaturanstieg durch Klimaanlagen unter verschiedenen Hitzewellenbedingungen. Die von Klimaanlagen abgegebene Wärme erwärmt die Außenluft und verschlimmert die Hitzewell
Auswirkung von Klimaanlagen auf die Lufttemperatur: Diese Karten zeigen den Temperaturanstieg durch Klimaanlagen unter verschiedenen Hitzewellenbedingungen. Die von Klimaanlagen abgegebene Wärme erwärmt die Außenluft und verschlimmert die Hitzewelle V. Viguié et al.: "Early adaptation to heat waves and future reduction of air-conditioning energy use in Paris"

Der Temperaturanstieg hängt von der Tageszeit und den Merkmalen der Hitzewelle ab. Das Forschungsteam fand außerdem heraus, dass sich die Hitzebelastung auf den Straßen wegen Klimaanlagen im Durchschnitt um 20 Minuten verlängert. Somit entsteht ", mehr Schaden als Nutzen", wie das Team daher über den Boom der Geräte urteilt. 

Effekt in Metropolen besonders stark

Ballungszentren und Metropolen wie Paris sind von diesen Effekten besonders betroffen, denn stark verdichtete Innenstädte heizen sich schnell auf. Die Bebauung der meisten Städte, etwa im Osten Deutschlands, sei aber nicht ganz so dicht, sagt Stadtklima-Forscher Matthias Mauder dem Mitteldeutschen Rundfunk. „Der Effekt wird daher geringer sein, aber dennoch vermutlich spürbar, wenn tatsächlich die Nutzung einer Klimaanlage zur Kühlung von Wohnräumen in Deutschland zum Standard werden würde.“