Mehr Sicherheit für die Ukraine: Nato will Kiew-Stützpunkt einrichten – Putin unter Druck
Die Nato plant, einen hochrangigen Zivilbeamten in Kiew zu stationieren. Ein Schritt, der mitten im Ukraine-Krieg auch an Putin gerichtet ist.
Kiew/Washington, D.C. – Die Ukraine wird vorerst kein Nato-Mitglied werden, doch die Allianz selbst plant, dem kriegsgebeutelten Land weiter kräftig unter die Arme zu greifen. Der nächste Schritt: die Nato will einen „hochrangigen Zivilbeamten“ in Kiew stationieren. Darüber berichtet das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf US-Offizielle. Diese und weitere Maßnahmen sollen demnach auf dem Nato-Gipfel (9. bis 11. Juli in Washington, D.C.) verkündet werden.
Zwischen Kiew und Wiesbaden: Nato will den Ukraine-Krieg „unter einem Dach“ koordinieren
Dieser Schritt wäre ein wichtiges Signal im Ukraine-Krieg – sowohl an Kiew als auch an Wladimir Putin. Ein kleiner Nato-Stützpunkt in der ukrainischen Hauptstadt würde Wolodymyr Selenskyj und dessen Bevölkerung zeigen, dass man selbst ohne Mitgliedschaft in der Allianz an der Seite der Ukraine stehen wird. Andererseits würde man Putin weiter in die Schranken weisen, und das trotz des erstarkten Rechtspopulismus in Europa und einer möglichen Wiederwahl von Donald Trump bei der US-Wahl.

Doch damit nicht genug: Die Nato will zudem ein neues Kommando in Wiesbaden einrichten, um von dort aus die Bereitstellung von militärischer Ausrüstung für Kiew sowie die Ausbildung ukrainischer Truppen zu koordinieren. Darüber berichtete der langjährige New York Times-Korrespondent Steven Erlanger erstmals am 24. Juni. Damit würde ein Großteil der materiellen Ukraine-Koordination „unter einem Dach“ vereint werden. In Wiesbaden ist auch die Basis der US-Streitkräfte in Europa, die bislang die Koordinierungsaufgaben wahrnehmen.
Ukraine-Krieg: Nato will Wladimir Putin weiter in die Ecke drängen
Der von der Nato eingesetzte Beamte in Kiew würde dem WSJ-Bericht zufolge indes als Bindeglied zwischen dem Stützpunkt in Wiesbaden und der Ukraine stehen. Im Mittelpunkt stünden dann „die längerfristigen militärischen Modernisierungserfordernisse der Ukraine und die nichtmilitärische Unterstützung“. Dadurch soll das ukrainische Militär auch stärker an die Armeen der Nato angepasst werden.
Ungeachtet der anhaltenden Vorwürfe Moskaus, der Westen beteilige sich direkt am Ukraine-Krieg, würde die Nato damit eine noch größere Rolle bei der Unterstützung im Kampf gegen Wladimir Putin und dessen imperialistischen Wagnissen übernehmen. Daran scheinen auch die konstanten Drohgebärden aus Russland nichts zu ändern. Vielmehr hat der Westen inzwischen offenbar begriffen, dass für Putin lediglich das Wort des Stärkeren zählt. Nicht umsonst warnte ein russischer Militärblogger zuletzt vor dem „aufgewachten Adler“.
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Was genau der „Adler“ plant, wird sich Mitte Juli zeigen, wenn Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie alle weiteren Regierungschef der 32 Nato-Staaten zum Gipfeltreffen in der US-Hauptstadt Washington zusammenkommen. Dort wurde vor 75 Jahren der Gründungsvertrag des Bündnisses unterzeichnet. Ziel des Paktes war es, die Mitglieder gegen Bedrohungen aus Russland zu verteidigen. Diese Aufgabe will die Nato heute erneut übernehmen. (nak)