Klasseprojekt in Freising entfesselt Kreativität der Kinder

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Selbstporträts und mehr bieten die Jugendlichen der Mittelschule am Steinpark auf dem Uferlos-Festival. © Weinberger

Mit einem besonderen Kunstprojekt hat Johanna Weinberger Schulklassen in Freising kreativ herausgefordert. Die Kinder haben dabei gleich mehrfach gewonnen.

Freising – Kunst und Kreativität bleiben immer mehr auf der Strecke. Nicht nur im Alltag von Erwachsenen, sondern auch schon bei den Kindern. Das ist die Beobachtung, die Johanna Weinberger macht. „Oft fehlt die Inspiration, weil jeden Tag so viel zu tun ist. Da wollte ich einen Impuls setzen, um den Kindern zu zeigen, welche Freude es bereitet, künstlerisch aktiv zu werden.“

Die 40-Jährige ist dafür prädestiniert. Sie selbst ist nicht nur gelernte Erzieherin und an einer Grundschule als Unterstützungslehrkraft aktiv, sondern zählt auch zu den kreativsten Köpfen, die der Landkreis aktuell zu bieten hat. So bringt Johanna Weinberger mit ihrer Band Spaßbagage bei ihren Konzerten nicht nur den Nachwuchs mit selbstgeschriebenen bayerischen Kinderliedern zum Strahlen. Mit dem Zwerg Humpdidi und dem Müllmo hat sie auch zwei Figuren erfunden, die in zahlreichen Musiktheater-Stücken unterhalten und pädagogisch wertvoll sind.

Kinder und Jugendliche sollten sich mit ihren Bedürfnissen beschäftigen

Das gilt auch für ihr neuestes Projekt: Mit finanzieller Hilfe der Bürgerstiftung und in Kooperation mit mehreren Freisinger Schulen hat die Wolfersdorferin eine Kinderausstellung realisiert, die ab heute zehn Tage lang auf dem Uferlos-Festival in Freising zu sehen ist. „Mir ist es wichtig, die Fantasie der Kinder zu fördern und ihnen Raum für Ausdruck zu geben“, sagt sie. Gerade den kleinen Künstlern die Möglichkeit zu bieten, ihre Werke herzuzeigen, ist für ihre Entwicklung essenziell. „Ich habe diese Bühne auch bekommen. Hätte ich sie nicht gehabt, wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.“

Johanna Weinberger, Kunstschaffende und Musikerin Freising
Ihr liebster Platz liegt am See: Hier kann Johanna Weinberger am besten abschalten. Zwar ist der Bolsenasee ihr großer Sehnsuchtsort, aber im Alltag ist es auch am heimischen Weiher schön. © Weinberger

Als Thema hat sie „Mein liebster Platz“ gewählt. Mit gutem Grund. „Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit ihren eigenen Bedürfnissen auseinandersetzen und herausfinden, was sie zum Glücklichsein und Wohlbefinden wirklich brauchen.“ Dabei gehe es letztlich auch um die Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit von Kindern, und um gewaltfreie Kommunikation. „Wenn ich mir meiner eigenen Bedürfnisse bewusst bin, dann kann ich auch mit anderen Menschen freier umgehen.“

Dazu hat Johanna Weinberger eine pädagogische Anleitung für die Lehrkräfte entwickelt und einen Fragenkatalog als Impuls. Zum Beispiel: Gibt es den liebsten Platz wirklich oder ist er Fantasie? Ist es ein Raum oder ein Gelände? Was darf an diesem Ort keinesfalls fehlen?

Ich war total überrascht, wie tief die Schulen eingestiegen sind.

Die Resonanz war riesig. Vier Freisinger Schulen, sechs Klassen, um die 100 Kinder haben mitgemacht. Johanna Weinberger ist aber nicht nur von den Zahlen überwältigt. „Ich war total überrascht, wie tief die Schulen eingestiegen sind.“ So habe etwa die Mittelschule am Steinpark sogar eine Ausstellung in München besucht, um ein Gefühl für Bilder und deren Präsentation zu bekommen.

Auch von den unterschiedlichen kreativen Umsetzungen des Themas ist sie begeistert. Die Kinder der Paul-Gerhardt-Grundschule haben ihre Räume etwa in Schuhkartons gebaut, die der Betrachter in der Drauf-Sicht präsentiert bekommt. Die Jugendlichen der Steinpark-Mittelschule wiederum haben zu ihren Bildern auch Selbstporträts gestellt und einen QR-Code. Wer diesen aktiviert, erfährt über ein Audio-File, was die Kinder bewegt hat. „Dieser multimediale Ansatz ist genial“, sagt die Kuratorin. „Nicht nur die Bilder zu sehen, sondern auch die Kinder zu hören, was sie sich dabei gedacht haben, hat bei mir für Gänsehaut gesorgt.“

„Jäger verboten!“: Die Bilder zeigen, wie Kinder denken

Unter vielen fantastischen Bildern findet Johanna Weinberger eines besonders bemerkenswert. Ein Mädchen hat eine Collage mit vielen Tieren gebastelt. Angefügt hat sie ein Schild, auf dem steht: „Jäger verboten!“ Dieses Beispiel würde gut zeigen, warum auch die Erwachsenen aus dieser Aktion einen großen Gewinn ziehen können. „Die jungen Menschen bieten uns nicht nur einen unverstellten Blick, sondern zeigen uns mit ihren Werken auch, was in ihren Köpfen vorgeht.“

Ihr eigener Kopf hat etwas Entscheidendes mit ihrem eigenen Lieblingsplatz zu tun. Der befindet sich am Bolsenasee in Italien und dient – ganz anders als sonst im Leben von Johanna Weinberger – mal nicht der Inspiration. Im Gegenteil. „Dort sitze ich auf einem Holzstuhl, schaue stundenlang nur aufs Wasser und spüre den Wind. Dann kommt der Kopf, der bei mir oft wie eine Maschine rattert, zur Ruhe – und ich bin ganz bei mir.“

Gut zu wissen: Die Ausstellung „Mein liebster Platz“ ist auf dem Freisinger Uferlos (Luitpoldanlage) vom heutigen Freitag bis Sonntag, 12. Mai im Reisemarkt Kidsclub zu sehen. Dort tritt Johanna Weinberger mit der „Spaßbagage“ am heutigen Freitag um 17 Uhr auch mit der „Spaßbagage“ auf.

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