Kommentar zur IOC-Erlaubnis von Russen bei Olympia 2024: Eine desaströse Entscheidung

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Auch in Peking 2022 durfte Russland nur mit neutralen Athleten starten. © Foto: Dpa

Sogenannte neutrale Athleten aus Russland und Belarus dürfen bei Olympia 2024 starten. Für den Weltsport hat das weitreichende Folgen. Ein Kommentar von Nico-Marius Schmitz.

Monatelang hatte der Weltsport seine Solidarität mit der vom russischen Angriffskrieg zerbombten Ukraine vorgegaukelt – und auf einen Schlag gezeigt, dass es doch wieder nur leere Versprechen waren. Denn auf der größten Bühne des Sports, den Olympischen Spielen 2024 in Paris, wird Russland dabei sein. Wie zu erwarten (oder auch befürchten) war, hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Start sogenannter „neutraler“ Athleten zugelassen. Eine auf vielen Ebenen desaströse Entscheidung.

Zunächst mal, der sogenannte neutrale Athlet ist eine Mär. Oder glaubt wirklich jemand ernsthaft daran, dass der ukrainische Athlet vergisst, dass er einem Russen gegenübersteht, nur weil vorher nicht die russische Nationalhymne abgespielt wurde? Verweigerte Handschläge im Tennis oder der Fall der Fechterin Charlan – die vergangenen Monate haben gezeigt, dass ein sportliches Aufeinandertreffen der Ukraine und Russland eben nicht so reibungslos abläuft, wie sich Funktionäre das schönreden. Und: Schon bei den Spielen in Peking vergangenes Jahr wurde deutlich, dass russische Sportler auch als Team Russland zu erkennen sind.

Moralisch ist es schon mal höchst verwerflich einem ukrainischen Athleten, der vielleicht Familie oder Freunde im Krieg verloren hat, das zuzumuten. Und ein im Auftrag des Deutschen Olympischen Sportbundes veröffentlichtes Rechtsgutachten machte deutlich, dass keine Diskriminierung russischer Sportler vorliegt. Es bleibt dabei: das Schicksal eines ganzen Landes ist über das Schicksal einzelner Sportler zu stellen, deren Olympia-Träume platzen.

IOC-Entscheidung: Am Ende gibt es nur Verlierer, bis auf Russland

Auch der DOSB, zuletzt noch Befürworter des Ausschlusses, war im Rahmen der Offensive um eine eigene Olympia-Bewerbung eingeknickt und der IOC-Linie gefolgt. Aber das IOC hat keine geeigneten Rahmenbedingungen für eine Wiedereingliederung russischer Sportler geschaffen. In vielen Verbänden, wie etwa dem Leichtathletik-Weltverband, dürfen keine russischen Sportler starten und können sich somit auch nicht für Olympia qualifizieren. Zudem ist das Vertrauen in die Unabhängigkeit des russischen Anti-Doping-Systems „weiterhin sehr gering“, wie die Welt-Anti-Doping-Agentur formulierte. Es entsteht ein Flickenteppich im Weltsport. Am Ende gibt es nur Verlierer, bis eben auf Russland und Kriegstreiber Putin.

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