Stau-Wahnsinn in Italien: Dolomiten-Urlauber nerven Zustände auf Südtirol-Straßen

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Hier ist was los: Auto an Auto schiebt sich durch die Ortschaften in Gröden. © Screenshot ORF

Fahrzeug an Fahrzeug schiebt sich durch Gröden – dieses Bild soll bald der Vergangenheit angehören. Die Lösung: eng getaktete Elektrobusse auch für Tagesgäste.

Wolkenstein – In Gröden ist Geduld gefragt. Sehr viel Geduld. Aktuell, in den Sommerwochen, noch ein bisschen mehr als zu anderen Jahreszeiten. Denn das Dolomitental in Südtirol zieht Touristen dank seiner Lage und der Natur an. Und damit auch Unmengen an Autos, die sich dann auf den wenigen Straßen, die durch und über die Berge führen, stauen.

Stauwahnsinn in Italien: Dolomiten-Bewohner und Urlauber nerven Zuständen auf Straßen in Südtirol

Wie der ORF in einem Beitrag berichtet, kann so die Fahrt zwischen zwei Dörfern statt zehn Minuten schon einmal eine Stunde dauern. Also das Sechsfache. Die Zeit haben weder die Italien-Urlauber noch die Dolomiten-Einheimischen in Südtirol, die vielleicht mal kurz den Motor für eine kurze Strecke – vielleicht zum Einkaufen oder zum Arzt – angeworfen haben. Für alle anderen Verkehrsteilnehmer, also gerade Fußgänger und Radfahrer, ist die Wagenkolonne ohnehin eine reine Zumutung. Das einzig Positive: Von einem Blitzer kann niemand so schnell überrascht werden.

Video: Neue Blitzer-Regelung in Italien - Anstieg an Rasern befürchtet

Südtiroler genervt von Staus in Gröden: „Seit fast 20 Jahren über Umfahrungsstraße geredet“

Doch so schnell wird sich an der unbefriedigenden Situation für alle Beteiligten in Italien wohl nichts ändern. Ein Einwohner aus Wolkenstein in Südtirol betont am Mikrofon schon fast resigniert: „Man redet schon seit fast 20 Jahren über eine Umfahrungsstraße, aber es wird nichts gemacht.“ Während der Mann die Staus „fast das ganze Jahr“ wahrnimmt, meint ein anderer aus dem Ort in den Dolomiten: „Es sind zwei, drei Wochen im Sommer und zwei, drei Wochen im Winter, wo es schon ein Problem geworden ist.“

Die Straßen füllen dem Sender zufolge vor allem Tagesgäste und Fahrer auf der Durchreise, die etwa ins Gadertal reisen oder das Grödner Joch respektive das Sellajoch überqueren wollen. Dagegen würden die vor Ort residierenden Urlauber ohnehin den Bus nutzen.

Elektrobusse gegen die Staus in Italien-Ort: 1000 Personen pro Stunde sollen in Südtirol-Gemeinde transportiert werden

Auf das Konzept des öffentlichen Verkehrsmittels soll auch für die Tagesgäste gesetzt werden. Demnach ist ein großer Auffangparkplatz in Pontives am Eingang des Tales angedacht, auf dem es hoffentlich nicht so hitzig zugeht wie auf einem anderen Parkplatz. Von dort sollen künftig Elektrobusse im Sieben-Minuten-Takt abfahren. Auf diesem Weg könnten 1000 Personen pro Stunde transportiert werden, so die Hoffnung.

Noch aber ist das alles Zukunftsmusik. Und deshalb Geduld gefragt. Denn es sind zunächst einige Fragen zu klären. „Man muss auch schauen, dass die Busse auch fahren können. Wenn die Busse im Verkehr stecken, hat man natürlich ein Problem“, gibt Christoph Senoner, Bürgermeister von St. Christina, zu bedenken. Er steht aber hinter der Bus-Idee.

Bereits im vergangenen August und auch im Winter gab es Pilotprojekte mit jeweils zwei Elektrobussen. Die Ergebnisse sollen vielversprechend gewesen sein. Auch im Internet wirbt Gröden dafür, vor Ort in öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. So würde neben Kosten auch CO2 gespart, zudem falle die Parkplatzsuche weg und auch der Stress am Steuer – gerade bei ewig langen Staus – könne vermieden werden.

Viele Autos und ein Bus auf der Straße
Viel Verkehr in Gröden: Straßen und Busse füllen die Straßen im beliebten Tal in Südtirol. © Screenshot ORF

Autobegrenzung auf Südtirol-Pässen in Italien? Für Regelung muss Regierung in Rom zustimmen

Entlastet werden sollen aber auch die Bergpässe in Südtirol, die ebenfalls unter dem Touristenverkehr in Italien leiden. Roland Demetz, Bürgermeister von Wolkenstein, schwebt eine Obergrenze an Fahrzeugen vor, die rüberfahren dürfen.

Allerdings fehle dazu die Zustimmung der Regierung in Rom. Verkehrsminister Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega kann sich für eine solche Regelung offenbar nicht erwärmen.

Der Lokalpolitiker bleibt aber optimistisch: „Wir sind ja nicht die einzigen in Südtirol. Es sind auch noch mehrere Regionen und Provinzen in Italien, die eigentlich das gleiche Problem haben. Ich denke schon, dass früher oder später etwas kommen wird. Aber im Moment sieht es nicht so aus.“

Verkehrskonzept gegen Staus in Gröden: Kosten belaufen sich wohl auf bis zu 100 Millionen Euro

Schon jetzt wäre eine lokale Bestimmung möglich, um eine Kontingentierung für einen Pass durchzusetzen. Allerdings sei dann davon auszugehen, dass viele Autos über andere Pässe gesteuert werden und es dort entsprechend voller zugeht. So wäre das Problem nur verlagert und würde sich womöglich sogar zuspitzen.

Geklärt werden muss zunächst auch die Frage der Finanzierung. Laut dem Beitrag wird für das nötige Parkhaus, die Elektrobusse und die Busstation mit Kosten von bis zu 100 Millionen Euro kalkuliert.

Nach aktuellem Stand könnte das Verkehrskonzept in zwei oder drei Jahren umgesetzt werden. Es braucht also weiterhin Geduld. Nicht nur in den Rathäusern, sondern vor allem auf den Straßen in Gröden. (mg)

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