Nach dem versehentlichen Schuss auf einen Bundeswehrsoldaten bei einer Übung in Bayern durch die Polizei hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) eine intensive Aufarbeitung des Vorfalls angekündigt. "Wir werden jetzt sehr zeitnah gemeinsam mit der Bundeswehr und den zuständigen Behörden prüfen, wo die Kommunikationswege verbessert werden müssen", erklärte Herrmann am Freitag in München. Ein solcher Vorfall dürfe sich "nicht nochmal ereignen".
Jetzt kommen neue Details an Licht: Nachdem bei der Polizei Notrufe über einen Mann mit Waffe im Tarnanzug eingingen, informierte sich die Polizei laut "Bild" bei einem verantwortlichen Soldaten der Bundeswehr. Denn: Die Beamten wussten, dass bis zum 29. Oktober Bundeswehr-Übungen in der Gegend um Erding stattfinden würden.
Doch der Verantwortliche sagte gegenüber den Beamten, dass dort, wo die Männer gemeldet wurden, erst am kommenden Tag eine Übung stattfinden würde. Nach dieser Information startete die Polizei ihren Einsatz.
Erding: Polizisten gaben 30 Schüsse ab
Als die Polizisten die Männer in Tarnkleidung antrafen, gaben sie zunächst Warnschüsse ab. Während sich zwei Soldaten ergaben, schoss ein Dritter mit Platzpartonen auf die Beamten. Er soll zehn Schüsse abgeben haben. Die Soldaten dachten, dass die Polizei Teil der Übung wäre.
Dann das Fatale: Die Polizisten, die noch immer nichts von der Übung wussten, schossen scharf zurück! Insgesamt 30 Schüsse gaben sie laut "Bild" ab. Ein Streifschuss traf einen Soldaten im Gesicht. Kurz darauf meldete sich die Bundeswehr und gab angesichts der Bedrohungslage Entwarnung. Die eingesetzten Polizisten gaben später in Befragungen an, dass sie nicht daran dachten, aus dieser Situation wieder "lebend rauszukommen“
Wie die "Bild" weiter berichtet, informierte die Regierung von Oberbayern das Landratsamt Erding in einer E-Mail über den Ort und Zeitpunkt der Übung. Das Landratsamt versicherte, diese an die Stadt Erding weiterzuleiten.
Bundeswehr-Soldaten sollten auch als bewaffnete Kämpfer agieren
Eigentliches Ziel der Großübung „Marshal Power“ war laut Bundeswehr, mit mehreren Hundert Beteiligten den Kampf im „rückwärtigen Raum“ hinter einer fiktiven Frontlinie im Verteidigungsfall zu üben – mit Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften. Die Einsatzkräfte sollten laut Bundeswehr dabei in der Öffentlichkeit unter anderem das Vorgehen gegen „irreguläre Kräfte“ trainieren. Damit sind bewaffnete Kämpfer gemeint, die keiner staatlichen Armee zuzurechnen sind.
Die Bundeswehr hatte vor der Übung angekündigt, dass dabei Feldjäger auch als „irreguläre Kräfte“ im Einsatz seien. Ob die bei von der Polizei beschossenen Soldaten in dieser Rolle unterwegs waren, war zunächst nicht klar. Ebenfalls offen war, wer zuerst auf wen eine Waffe richtete.