Lohn statt Bürgergeld: Jobcenter startet ungewöhnliche Aktion
Den „Job-Turbo“ für die Ukrainer will Bundesarbeitsminister Hubertus Heil zünden. Vor Ort verantwortlich dafür ist das Jobcenter. Das startet morgen den ersten Jobtag in Peißenberg.
Peißenberg – In anderen Ländern ist die Quote der ukrainischen Kriegsgeflüchteten, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen und so ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten, deutlich höher als in Deutschland. Weil das zunehmend kritisiert wird, kündigte Arbeitsminister Heil an, den „Job-Turbo“ zünden zu wollen. Jan Riediger, Chef des Jobcenters im Landkreis, musste nun Wege finden, das Versprechen des Ministers umzusetzen.
Die Idee für den „Job-Tag“ wurde geboren. Unternehmen aus der Region, die Arbeits- und Hilfskräfte suchen, sollen mit Kunden des Jobcenters zusammengebracht werden. Dabei wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, die Hürden für beide Seiten so niedrig wie möglich zu bauen. Die Idee war daher, wirklich nur Firmenchefs und Bürgergeld-Empfänger aus einer bestimmten Region zusammenzubringen, um von vornherein weite Wege zu vermeiden.
Bei Erfolg weitere Veranstaltungen geplant
Die erste Veranstaltung wird dabei auch ein Testballon sein, um zu prüfen, ob das Konzept auch in anderen Städten und Gemeinden des Landkreises erfolgreich angewandt werden kann.
Bis jetzt sehe es sehr gut aus, so Riediger gestern im Gespräch mit der Heimatzeitung. Bei seinem Vorgänger im Amt, Peißenbergs Bürgermeister Frank Zellner, sei er offene Türen eingelaufen. Und die Anmeldezahlen für den ersten „Job-Tag“, der morgen von 12 bis 16 Uhr in der Peißenberger Tiefstollenhalle stattfinden soll, seien „sehr ermutigend“. Insgesamt 13 Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Bereichen hätten sich angemeldet – Autohäuser, Handwerker, Handelsunternehmen, Gaststätten, Solaranlagenbauer, Fitnessstudios und Reinigungsfirmen. Dazu suchte das Jobcenter insgesamt 110 motivierte Kunden aus, die zum „Job-Tag“ eingeladen wurden.

Geplant ist, kleine Gruppen von acht bis zehn Bewerbern zu bilden, die dann jeweils für 15 bis 20 Minuten an die Stehtische der jeweiligen Unternehmen geführt werden, so Riediger weiter. Dort sollen sich die Unternehmen kurz selbst und die Jobs vorstellen, die im Angebot sind. Anschließend sollen Firmenchefs und Job-Center-Kunden ins Gespräch kommen, bestenfalls gleich feste Termine zum Probearbeiten vereinbaren, so Riediger. Das sei der Unterschied zu „normalen“ Jobmessen, bei denen die Besucher einzelne Stände ansteuern können oder auch nicht, bei denen oftmals wenige konkrete Ergebnisse zu verzeichnen sind.
Keine Fachkräfte, aber dringend gesuchte Helfer vermitteln
Beim Job-Tag gehe es weniger darum, ausgebildete Fachkräfte zu vermitteln, sondern eher Quereinsteiger, die im Helferbereich eingesetzt werden können. Wie gut das funktionieren kann, war schon Thema in der Heimatzeitung. Seit mittlerweile etlichen Monaten sind zwei Ukrainer bei der Solarzentrum Oberland GmbH als Hilfskräfte im Einsatz. Sie hätten sich mittlerweile bestens in dem Unternehmen etabliert, so Riediger.
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Mittlerweile versuche das Jobcenter, die Ukrainer deutlich früher in Beschäftigung zu bringen als früher. Sobald erste Deutsch-Grundkenntnisse erworben sind, sollen die Geflüchteten arbeiten gehen. Denn die Erfahrung zeige, dass man am Arbeitsplatz schnell die Sprache lerne, um sich mit den Kollegen verständigen zu können. Gleichwohl ist die Veranstaltung morgen in Peißenberg nicht nur für die Ukrainer, sondern für alle motivierten Kunden des Jobcenters.