„Kommen mit Einkäufen aus Discounter“: Sylt-Urlauber knausern – Gastronomen schlagen Alarm

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Die Luxusinsel Sylt erlebt einen Wandel. Urlauber sparen und kochen selbst, statt teuer essen zu gehen. Gastronomen bringt das in die Klemme.

Sylt – Auf Sylt wandelt sich das Bild immer mehr. Einst war die Insel ein Ort des Luxus, doch nun sieht die Realität anders aus. Urlauber bringen bereits Einkäufe aus dem Discounter mit und bereiten ihre Mahlzeiten in Ferienwohnungen selbst zu. Denn die Preise für Unterkünfte sind zur Hauptsaison gestiegen.

Immer weniger Urlauber kommen nach Sylt. (Montage/Symbolbild) © Chris Emil Janßen/IMAGO (2); Symbolbild/Montage

„Kaufkraft ist gesunken“: Urlauber gehen immer weniger ins Restaurant

Alexander Süß vom Restaurant „iismeer“ erlebt diese Veränderungen direkt. Er berichtet bei Focus Online: „Die Kaufkraft ist gesunken. Doch die Preise auf Sylt bleiben hoch.“ Die Zahlen sprechen für sich: Im letzten Sommer verzeichnete sein Restaurant 18.600 Reservierungen, während es in diesem Jahr bisher nur 14.000 sind. Familien mit Kindern gehen seltener essen, oft nur noch zweimal pro Woche. Immer mehr Deutsche sparen im Urlaub.

In den sozialen Medien wird heftig diskutiert. Eine Urlauberin aus Bremen verteidigte ihr 25-Euro-Schnitzel in einer Facebook-Gruppe: „Das Wiener Schnitzel war perfekt zubereitet und hatte Crunch. Für 25 Euro ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Doch der Beitrag löste über 100 Kommentare aus, sodass sie die Kommentarfunktion deaktivieren musste. Auch besondere Pommes kosten auf Sylt 25 Euro und führten zu der Frage: „Wie bekloppt muss man sein?“ Ein anderer Besucher beschwerte sich über eine Gedeck-Gebühr von 3,50 Euro: „Sowas kenne ich sonst nur aus Italien.“

Steigende Preise auf Sylt beeinflusst privaten Konsum – Urlauber kochen lieber selbst

Peter Douven, Geschäftsführer des Insel-Sylt-Tourismus-Service, sieht die Lage ebenfalls kritisch. „Eine Belebung unserer Wirtschaft ist nicht erkennbar“, sagte er im Interview mit dem Sylter Spiegel. Die Insel könne bestenfalls eine relative Stabilität auf dem aktuellen Niveau erwarten. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung beeinflusse den privaten Konsum erheblich.

Auch die Fischfang-Krise trägt zu steigenden Preisen in Fisch-Restaurants bei. Jürgen Gosch, Gründer der Gosch-Restaurants, äußerte in sozialen Netzwerken, dass er für faire Preise kämpfen wolle, was jedoch schwierig sei. Die Kilopreise für Krabben haben sich mehr als verdoppelt. Er betont: „Wenn der Fisch gut ist, dann muss er auch teuer sein.“ Daher hat auch das Nordsee-Lokal seine Preise angehoben.

Was früher undenkbar war, wird zur Norm: Urlauber suchen gezielt nach Ferienwohnungen mit Küche. „Manche Urlauber kommen schon mit Einkäufen aus dem heimischen Discounter auf Sylt an“, berichtet Alexander Süß bei Focus Online. Ferienwohnungsbesitzer bestätigen diesen Trend. Für Süß bedeutet das: „Ich muss sparen, kann weniger Personal einstellen und muss selbst mit anpacken und schuften.“

Sylt-Gastronomen in der Krise: „Wir haben so viele Betriebsabmeldungen wie noch nie“

Dieser Trend ist nicht auf Sylt beschränkt. Laut einer aktuellen DEHOGA-Pressemitteilung sank der Umsatz in der deutschen Gastronomie 2024 real um 3,8 Prozent. „Mit der Mehrwertsteueranhebung zum 1. Januar 2024 hat sich die Stimmung deutlich eingetrübt“, erklärt DEHOGA-Präsident Guido Zöllick. „Viele Betriebe spürten die zunehmende Preissensibilität und Konsumzurückhaltung der Gäste.“ Die Auswirkungen sind gravierend.

Lars Schwarz, Präsident des DEHOGA Mecklenburg-Vorpommern, warnt vor den Entwicklungen: „Wir haben so viele Betriebsabmeldungen wie noch nie“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die um etwa 15 Prozent gestiegenen Preise der Gastronomen führten zu einem Rückgang der Gästezahlen. Bei Focus Online fügte er hinzu: „30 Prozent von ihnen sind jetzt schon im Minus. 20 Prozent rechnen damit, dass sie ins Minus rutschen. Das ist die Hälfte.“ Er betont: „Das sind alarmierende Zahlen.“ (jh)

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