Russland jubelt über Alaska – dabei geht harte Trump-Abfuhr für Putin fast unter
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Wladimir Putin wird nach dem Alaska-Gipfel als Punktsieger gehandelt. Doch Trump erteilte Russland auch eine harte Abfuhr. Dabei war alles vorbereitet.
Anchorage – Noch sind nicht alle Details aus dem Gespräch zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Alaska bekannt. Dennoch feiert Russland. Und auch viele westliche Beobachter sehen Putin als den klaren Sieger des Treffens. Das liegt besonders daran, dass mit Blick auf den Ukraine-Krieg nach aktuellem Stand keine wesentlichen Fortschritte gemacht wurden. Trump schwenkte sogar auf Putins Sichtweise um, dass eine Waffenruhe nicht die notwendige Basis für weitere Gespräche sei. Doch eine deutliche Abfuhr für Putin geht bei diesen Beobachtungen fast unter.

Denn Putin war nicht nur wegen des Ukraine-Kriegs nach Alaska gekommen. Russlands Präsident hatte vor allem auch wirtschaftliche Interessen an dem Treffen. Das zeigt allein schon Putins Delegation. So waren neben dem russischen Finanzminister etwa auch der Chef des russischen Staatsfonds mit angereist.
Russland feiert Alaska-Erfolg: Doch Putins große Hoffnung bleibt unerfüllt
Dass die Wirtschaft für Putin ein Fokus des Treffens war, zeigte auch die Zusammenfassung zum Treffen der russischen Nachrichtenagentur Tass: Direkt nach dem Gipfel ging es zunächst weitläufig um wirtschaftliche Kontakte. Erst dann ging man in Russland auch auf die Ukraine-Gespräche in Alaska ein. Sie hatten laut Reuters auf Geschäfte zwischen Russland und den USA etwa in den Bereichen Antarktis, Energie und Technologie gehofft. Auch über andere Bereiche als Teil von Putins „Business-Pitch“ war spekuliert worden.
In Russland hatte man wohl gehofft, dass man sich mit dem „Deal-Maker“ aus dem Weißen Haus im Gegenzug für Gespräche zum Ende des Ukraine-Kriegs aus der schwierigen wirtschaftlichen Lage befreien könnte. Dafür gab es durchaus Anlass. Schließlich hatte auch Trump seinen Finanzminister Scott Bessent sowie Handelsminister Howard Lutnick mitgebracht. Doch hier gab es für Putin eine harte Absage von Trump. Schon vor dem Treffen hatte der US-Präsident gesagt, dass es keine Geschäftsabschlüsse geben werde, solange der Ukraine-Krieg andauere.
Dabei blieb Trump offenbar auch. Putins Wirtschafts-Delegation kam laut Reuters nicht zum Zuge. Immerhin aus russischer Sicht: Trump erneuerte seine Drohung neuer schwerwiegender Sanktionen gegen Russland nicht. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Diese Tür ließ sich Trump im Nachgang auffällig offen. Nach einem möglichen Dreiertreffen mit Wolodymyr Selenskyj und Putin sind auch wieder Sekundärsanktionen gegen China möglich, das deutete Trump im Anschluss an.
Trump erteilt Putin verdeckte Abfuhr – Experte sieht nur „begrenzte Gewinne“ für Russland
Beobachter aus dem Westen wollen Putins Erfolg deshalb nicht überbewerten. Zwar habe Russland seinen Status auf großer Weltbühne wiederhergestellt und auf Augenhöhe mit den USA verhandelt, so der französische Diplomat und Analyst Michel Duclos zu Reuters. Aber: „Wenn man einen Krieg führt und die eigene Wirtschaft zusammenbricht, sind das begrenzte Gewinne“.
Merz‘ Reaktion auf Trump-Putin-Gipfel:
Trump hatte die wichtigsten europäischen Staats- und Regierungschefs über sein Gespräch mit Putin informiert. Dabei sei es auch um mögliche territoriale Zugeständnisse an Russland gegangen, sagte Merz. Russland scheine bereit zu sein, die Verhandlungen entlang der aktuellen Frontlinie und nicht entlang der Verwaltungsgrenzen zu führen, berichtete Merz im ZDF-Interview. „Das ist ein gewaltiger Unterschied.“ Bislang habe Russland Ansprüche auf Gebiete gestellt, die es militärisch gar nicht besetzt habe.
Im Gespräch mit Putin habe Trump nicht einen einzigen der vorher von den Europäern und Selenskyj festgelegten fünf Kernpunkte infrage gestellt. „Das ist ein gutes Ergebnis“, sagte Merz. So gebe es keine territorialen Verhandlungen zwischen Trump und Putin über die Köpfe der Ukraine und der Europäer hinweg. Auch dass die USA bereit seien, sich an Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu beteiligen, sei eine gute Nachricht.
Russland bestreitet selbst einen wirtschaftlichen Kollaps im Land, räumt aber Probleme durch die Kriegswirtschaft und eine Rezessionsgefahr ein. Beobachter sahen Putin dagegen vor dem Trump-Treffen wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand. (rjs mit dpa)