Hubschrauber-Probleme, politisch brisante Situation, Wetter – warum Laura Dahlmeier nicht gerettet wurde

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Biathlon-Legende Laura Dahlmeier stirbt am Laila Peak. Die Rettung scheitert an extremen Bedingungen. Der Leichnam bleibt zunächst am Berg zurück.

Islamabad – Die Sportwelt trauert um Laura Dahlmeier. Die zweifache Olympiasiegerin im Biathlon ist bei einem Bergunglück in Pakistan ums Leben gekommen. Doch warum konnte die 31-Jährige nicht gerettet werden? Die Antworten zeigen ein Drama aus extremen Wetterbedingungen, politischen Hürden und persönlichen Wünschen der Verstorbenen.

Bergunfall in Pakistan: Warum konnte Laura Dahlmeier nicht gerettet werden?

Nach dem Steinschlag am Laila Peak auf 5.700 Metern Höhe begann sofort eine groß angelegte Rettungsaktion. Dahlmeiers Kletterpartnerin setzte umgehend einen Notruf ab, wie ihr Management mitteilte. Zunächst versuchte die Seilpartnerin noch selbst über mehrere Stunden, die schwer verletzte Dahlmeier zu retten. Das erwies sich jedoch als unmöglich – das schwere Gelände und der weiter anhaltende Steinschlag machten jeden Rettungsversuch zu gefährlich.

Die Seilpartnerin musste sich in der Nacht aus der Gefahrenzone zurückziehen, nachdem sie kein Lebenszeichen mehr von Dahlmeier erkennen konnte. Sie erreichte unverletzt das Basislager. Bis ein Rettungshubschrauber die Region erreichte, vergingen entscheidende Stunden.

Hubschrauber-Rettung: Welche Probleme erschwerten die Bergung von Laura Dahlmeier?

Berg- und Sportexperte Stefan Nestler verwies im ARD-Interview auf die „politisch total brisante Gegend“. Nur dem pakistanischen Militär sei es erlaubt, Rettungsflüge in dieser Region auszuführen. Dafür seien jedoch spezielle Genehmigungen nötig, was die Rettungsaktion erheblich verzögerte.

Als der Hubschrauber am Dienstag die Unglücksstelle überflog, konnte die Crew ebenfalls kein Lebenszeichen von Dahlmeier feststellen. Weitere Rettungsversuche per Helikopter scheiterten am schlechten Wetter. Starke Winde und schlechte Sichtverhältnisse machten einen Einsatz unmöglich.

Laura Dahlmeier ist bei einem Bergunfall in Pakistan gestorben. © Laura Dahlmeier/Instagram

Bergung unmöglich: Warum bleibt Laura Dahlmeiers Leichnam am Berg?

„Die Bergung des Leichnams ist für die Rettungskräfte unter den aktuell vorherrschenden schwierigen Bedingungen mit Steinschlag und einem Wetterumschwung am Laila Peak mit einem zu hohen Risiko verbunden und nicht realisierbar“, teilte Dahlmeiers Management mit. Die Steinschlaggefahr im Karakorum-Gebirge sei in diesem Sommer extrem hoch gewesen – aufgrund der hohen Temperaturen und des geringen Niederschlags, so Experte Nestler.

Entscheidend ist jedoch ein persönlicher Wunsch der Verstorbenen: „Es war Laura Dahlmeiers ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen“, erklärte das Management in einem offiziellen Statement zum Tod von Laura Dahlmeier. Ihr Wunsch sei es gewesen, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen. Dies sei auch im Sinne der Angehörigen, die ausdrücklich darum bäten, Dahlmeiers letzten Wunsch zu respektieren.

Verwirrung um Bergung des Leichnams von Laura Dahlmeier

Dennoch gibt es widersprüchliche Aussagen zur möglichen Bergung des Leichnams von Laura Dahlmeier. Der Alpine Club of Pakistan (ACP) kündigte laut Bild an, den Leichnam bergen zu wollen, sobald die Bedingungen einen sicheren Zugang ermöglichen. Der ACP stehe mit den örtlichen Behörden in Kontakt, „um den Bergungsprozess zu erleichtern und Dahlmeiers Andenken im Geiste der internationalen Bergsteiger-Solidarität zu ehren“.

Die Provinzregierung von Gilgit-Baltistan widerspricht jedoch diesen Plänen. Eine Bergung gelte derzeit als unwahrscheinlich, erklärte Regierungssprecher Faizullah Faraq: „Uns wurde gesagt, dass es Laura Dahlmeiers Wunsch war, ihren Körper nach ihrem Tod auf dem Berg zurückzulassen. ‚Ich möchte mich in den Bergen begraben lassen, das ist mein Traum.‘ Das war ihr Traum. Nun ist ihr Wunsch erfüllt, daher prüfen wir, ob wir ihren Körper dort belassen können.“

Laura Dahlmeier am Laila Peak gestorben: Was war am Berg passiert?

Das Unglück ereignete sich bereits am Montag (28. Juli) beim Abstieg vom Gipfel des 6.096 Meter hohen Laila Peak auf etwa 5.700 Metern Höhe. Dahlmeier und ihre Seilpartnerin befanden sich im Abstieg. Während eines Abseilmanövers wurde die 31-Jährige von Steinschlag getroffen. Die beiden Bergsteigerinnen waren im alpinen Stil unterwegs – das bedeutet mit möglichst leichter Ausrüstung und ohne Expeditionslogistik.

Wodurch der Steinschlag ausgelöst wurde, ist nicht geklärt. Laut Berg- und Sportexperte Stefan Nestler ist es schwierig, auf dieser Höhe mit Verletzungen zu überleben – besonders wenn die Temperaturen in der Nacht fallen und man kein schützendes Zelt hat. Dahlmeiers Management bestätigte basierend auf Informationen der Seilpartnerin und des Rettungsteams, dass die Biathlon-Ikone tot sei.

Dahlmeier war seit Ende Juni gemeinsam mit Freunden in der Region unterwegs. Sie hatte am 8. Juli bereits erfolgreich den Great Trango Tower (6.287 m) bestiegen. Der Laila Peak war das zweite geplante Gipfelziel. Bergsteigen und Klettern galten als Dahlmeiers große Leidenschaft auch nach dem Ende ihrer Biathlon-Karriere 2019. (ck)

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