Scholz fordert Antworten: Steht die neue Chipfabrik bei Magdeburg vor dem Ende?
Fällt die geplante Intel-Chipfabrik in Magdeburg dem Sparprogramm des kriselnden US-Konzerns zum Opfer? Die Unsicherheit um das Milliardenprojekt beunruhigt die Politik – jetzt äußert sich der Intel-Chef.
Magdeburg – Der Technologiekonzern Intel steckt tief in der Krise und setzt den roten Sparstift an. Tausende Stellen sollen gestrichen werden, um stagnierende Umsätze auszugleichen. Im ostdeutschen Magdeburg wollte der US-Konzern bis zuletzt eine große Chipfabrik bauen. Das gigantische Projekt sollte mit rund zehn Milliarden Euro auch vom Bund gefördert werden. Doch ist der Bau der Chipfabrik bei Intel überhaupt noch fix? Nun hat sich die deutsche Regierung an den US-Konzern gewendet, um Antworten darauf zu bekommen. Dessen Reaktion dürfte die Ampel-Politiker aber verunsichern.
Krise bei Intel betrifft Milliardenprojekt in Deutschland: Scholz in Sorge und bittet um Antwort bei Intel
Könnte auch die in Magdeburg geplante Chipfabrik von Intel dem Sparprogramm des krisengebeutelten US-Konzerns zum Opfer fallen? Das neue Werk sollte zum Aushängeschild für die Region werden und tausende Arbeitsplätze schaffen. Diese Aussicht bereitet auch der Politik Sorgen, die sich laut Handelsblatt an den US-Konzern gewandt hat. So hätten Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in den letzten Tagen mit Intel-Chef Pat Gelsinger Gespräche geführt. Sie wollen sich vergewissern, ob Intel weiterhin zum 33-Milliarden-Projekt in Magdeburg steht.
Rund 10 Milliarden Euro an Subventionen hatte die Bundesregierung Intel für das neue Werk zugesagt, das beihilferechtliche Genehmigungsverfahren der EU-Kommission dazu laufe aktuell noch. Die betreffenden Projektteams arbeiten normal weiter. Doch die Rückmeldung von Intel werfe laut Insidern nun noch mehr Fragen auf. Denn Gelsinger habe die Frage der Regierung nicht konkret beantworten können und stattdessen auf eine Gremiensitzung im September verwiesen, bei der die nächsten Schritte entschieden werden. Dann erst bekäme die Politik eine konkrete Rückmeldung, ob der Standort Magdeburg gestrichen wird.

Intel-Milliardenprojekt sollte Arbeitsplätze schaffen: Das neue Werk in Magdeburg steht auf der Kippe
Rund 3.000 neue Stellen hatte der US-Halbleiterriese Intel für den neuen Standort in Magdeburg versprochen. Die ersten Mitarbeiter waren noch letztes Jahr rekrutiert worden. Ab 2025 wollte Intel die Rekrutierung hochfahren und „pro Jahr hunderte offene Stellen besetzen.“ In der Spitze könne die Zahl der Neueinstellungen in einem einzelnen Jahr auch „über 1000“ liegen. Mit dem Bau sollten auch andere Branchen profitieren: zunächst die Baubranche, wo es einen massiven Arbeitskräftebedarf für den eigentlichen Bau gäbe, dann auch über Zulieferer in der Region. Der Intel-Personalchef Bernd Holthaus ging sogar „vom Faktor sechs bis zehn“ aus.
Im Sommer dann der Schock, als bekannt wurde, dass der US-Konzern Intel tiefer in der Krise steckt, als vielleicht angenommen: Abertausende Stellen müssen abgebaut und bis 2025 rund 10 Milliarden US-Dollar eingespart werden. Im vergangenen Quartal schrieb der Konzern Verluste in Milliardenhöhe. Das Sparprogramm soll Intel wieder an die Spitze der Chip-Branche führen – wenngleich radikale Maßnahmen nötig werden, wie Aufspaltungen oder die Aufgabe von Fabrikprojekten. Somit könnte auch das neue Werk in Magdeburg auf der Kippe stehen.
Betrieb in Deutschland aufgrund hoher Stromkosten teuer, aber Werk in Magdeburg hat auch Vorteile
Intel war in Deutschland bisher noch nicht aktiv, die Streichung des Werks in Magdeburg hätte daher laut Handelsblatt für den US-Konzern großes Einsparpotenzial bei nur geringen Folgeeffekten – ganz im Gegensatz zur Region. Chipfabriken benötigen für den Betrieb viel Strom, der in Deutschland vergleichsweise sehr teuer ist. Da es in Magdeburg bisher noch keine Chip-Infrastruktur (anders als in Dresden) gibt, wären auch noch keine konkreten Zulieferer betroffen.
Meine news
Andererseits gibt es auch Argumente für die Fortsetzung des Milliardenprojekts in Deutschland: Die Nähe zu Lieferanten sei laut Intel-Verwaltungsrat ideal, die hohen Subventionen durch Deutschland ebenfalls ein großer Vorteil. Immerhin habe Intel bisher trotz Subventionszusage noch kein Geld von der US-Regierung erhalten, was zu „wachsenden Frustrationen“ beim Konzern geführt habe.
Intel hatte sich seit 2021 strategisch neu ausgerichtet und produziert nicht mehr nur eigene Halbleiter, sondern auch für Drittkunden. Damit wolle man in Konkurrenz zum taiwanesischen Marktführer TSMC treten. Um große Kunden wie Apple und Tesla zu gewinnen, muss Intel allerdings technologisch stark aufholen – das neue Werk in Magdeburg könnte somit immer noch eine zentrale Rolle spielen.