Frau vermutete „Eheproblem“ – Doch Ärzte stellen schockierende Demenz-Diagnose bei Ehemann
Zuerst die Hochzeit, dann das gemeinsame Kind und wenig später der Schock. Innerhalb kurzer Zeit wird das Leben einer Familie völlig auf den Kopf gestellt.
Sacramento – Besonders in jungen Jahren tendiert manch einer dazu, seine gute Gesundheit als selbstverständlich zu erachten. Doch auch für relative junge Menschen kann sich das Leben binnen kurzer Zeit drastisch ändern. Besonders eindrücklich zeigt sich das am Beispiel einer kalifornischen Familie.
Kristin Holloway war in ihren mittleren Dreißigern, als sie plötzliche Veränderungen in ihrer Ehe feststellte. Anfangs glaubte sie, dass ihr Mann Lee seine Liebe zu ihr verloren hatte und sich deshalb distanzierte. Doch dann stellte ein Arzt bei dem damals 35-Jährigen eine lebensverändernde Diagnose: frontotemporale Demenz.
Aufgrund von frontotemporaler Demenz: Persönlichkeit von Ehemann verändert sich binnen weniger Monate
Das Paar hatte sein gemeinsames Leben eigentlich sehr glücklich begonnen. Kristin und Lee gaben sich 2015 auf Maui (Hawaii) das Ja-Wort, und ein Jahr später kam ihr Baby zur Welt. In einem Gastbeitrag für das Online-Magazin Self beschrieb Kristin Lee ihren Gatten als einen „brillanten, erstaunlichen Ehemann“.

Zu diesem Zeitpunkt litt er bereits seit einiger Zeit an Migräne, zeigte aber sonst keine auffälligen Symptome. Doch nur wenige Monate später veränderte sich seine Persönlichkeit vollständig – ein häufiges Anzeichen dieser Krankheit.
Anfangs dachte Kristin, dass die Veränderungen auf eine Herzoperation zurückzuführen waren, die Lee kurz vor der Hochzeit hatte durchführen lassen. Ärzte hatten vermutet, dass seine Migräne mit einem angeborenen Herzfehler zusammenhängen könnte. Nach dem Eingriff schien alles wieder normal zu sein. Er erholte sich von der Operation und nahm einige Monate später seine Arbeit wieder auf.
„Machte mir Sorgen, dass es ein Eheproblem war“ – Ärzte diagnostizieren frontotemporale Demenz
Etwa ein Jahr nach dem Eingriff fiel es ihrem Ehemann jedoch plötzlich schwer, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Früher war er ein notorischer Frühaufsteher – nun konnte er kaum noch rechtzeitig aufstehen und trug jeden Tag die gleichen Kleidungsstücke. Manchmal fehlte er sogar den ganzen Arbeitstag bei der Cybersicherheitsfirma, die er mitgegründet hatte. Kristin erzählte, dass er mit Kollegen stritt, sich immer mehr zurückzog und schließlich seine gesamte Zeit zu Hause auf der Couch verbrachte, wo er immer wieder die gleiche Serie ansah.
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Kristin hatte zunächst angenommen, dass er sich vielleicht nie vollständig von dem riskanten Herz-Eingriff erholt hatte. Nach langem Nachdenken zog er sich schließlich aus dem Unternehmen zurück, während Kristin arbeitete und sich um ihren gemeinsamen Sohn kümmerte. „Ich sagte Lee, dass ich nicht glücklich war und mehr Hilfe mit dem Baby brauchte – er hatte wirklich keine andere Antwort als ‚Ich werde mich bessern‘“, erzählte Kristin. „Ich machte mir Sorgen, dass es ein Eheproblem war - vielleicht war das nicht das Leben, das er wollte.“
Im Januar 2017 gingen Neuropsychologen den Symptomen auf den Grund. Seine Ärzte vermuteten zunächst, dass er unter psychischen Problemen litt. Nach einigen Tests mussten sie der Familie jedoch mitteilen, dass Lee sich im Anfangsstadium einer frontotemporalen Demenz befand.
Entscheidung fiel nicht leicht – Dementer Ehemann nun getrennt von seiner Frau und dem gemeinsamen Kind
Während Alzheimer-Patienten zunehmend unter Gedächtnisstörungen leiden, zeigen Patienten mit frontotemporaler Demenz eher Symptome wie Vernachlässigung des eigenen Körpers und des Alltags. So auch im Fall von Lee, der mittlerweile 43 Jahre alt ist und sich im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit befindet. Laut Kristin kann er weder sprechen noch für sich selbst sorgen. Deshalb lebt er nun mit seinen Eltern in einem separaten Haus, getrennt von seiner Frau und seinem Kind.
Frontotemporale Demenz
Die Frontotemporale Demenz (FTD) ist eine Erkrankung, die durch den Zelltod von Nervenzellen gekennzeichnet ist, die sich hauptsächlich im Stirn- und Schläfenbereich (= frontaler und temporaler Lappen) des Gehirns befinden. Diese Regionen sind unter anderem für die Kontrolle von Emotionen und Sozialverhalten verantwortlich.
Bei den meisten Betroffenen sind zu Beginn der Krankheit Veränderungen in der Persönlichkeit und im zwischenmenschlichen Verhalten zu beobachten. Diese Veränderungen äußern sich vor allem in Form von Teilnahmslosigkeit, aber auch in Form von Reizbarkeit, Taktlosigkeit und Enthemmung. Einige Patienten leiden zudem unter starken Sprachstörungen, insbesondere unter Schwierigkeiten bei der Wortfindung und Benennung.
Quelle: Deutsche Alzheimer Gesellschaft
Die Entscheidung, getrennt zu leben, war laut Kristin nicht leicht. Da ihr Mann jedoch Dinge vergaß, wie zum Beispiel die Haustür zu schließen, und nicht darauf achtete, dass sein kleiner Sohn unbeaufsichtigt auf eine stark befahrene Straße laufen konnte, entschied sich Kristin für getrennte Wohnorte. Nur so kann sie ihrem Sohn ein möglichst normales Leben bieten und sich auf seine Erziehung konzentrieren. Er kann seinen Vater so oft besuchen, wie er möchte.
Bis dato gibt es „keine gezielten Therapiemöglichkeiten“ für frontotemporale Demenz
Der Fall verdeutlicht, dass frontotemporale Demenz eine schwere Erkrankung ist, unter der auch die Angehörigen stark leiden. „Weil die Vorgänge, die zum Nervenzelluntergang führen, zum größten Teil nicht bekannt und nicht beeinflussbar sind, gibt es bisher allerdings auch keine gezielten Therapiemöglichkeiten“, informiert die Deutsche Alzheimer Gesellschaft auf ihrer Website.
Die Behandlung erfolgt lediglich medikamentös, wobei das Ziel darin besteht, die Verhaltensauffälligkeiten der Patienten zu mildern. Ärzte raten indes dazu, bei Demenz Sport zu treiben, um etwa Depressionen vorzubeugen.
Ein weltweit bekannter Betroffener dieser Krankheit ist der in Deutschland geborene US-Schauspieler Bruce Willis, der vor allem durch seine Actionfilme zu einem weltberühmten Hollywood-Star wurde. Im Februar 2023 machte die Familie von Bruce Willis öffentlich, dass der Hollywoodstar ebenfalls an fortschreitender frontotemporaler Demenz leidet. (nz/jm)