Schon 2019 warnten wir im Berliner Abgeordnetenhaus vor wachsender Gewalt an Schulen. 2020 folgte der Brandenburger Landtag. 2021 der Bildungsausschuss in Sachsen. Fast täglich äußerten wir uns in Interviews, Beiträgen und sozialen Medien. Immer mit derselben Botschaft: An unseren Schulen eskalieren Gewalt, Mobbing, Hass und Kriminalität.
Die Warnungen kamen nicht nur von uns. Auch andere Experten schlugen Alarm. Doch die Politik schwieg. Leugnete. Spielte herunter. Und tat: nichts. Hätte man rechtzeitig gehandelt – mit Aufklärung, Prävention, klaren Regeln – wären viele Missstände heute nicht Realität. Die Gewalt an Schulen hat einen Höchststand erreicht. Und das ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis jahrelanger Ignoranz.
Die Probleme verschwinden nicht von selbst
Wir hoffen, dass endlich alle Verantwortlichen begreifen, was auf dem Spiel steht. Jetzt muss gehandelt werden. Ohne Ausreden. Ohne Aufschub. Die Probleme verschwinden nicht von selbst – und lassen sich nur mit entschlossener, bundesweiter Strategie bekämpfen. Erste Regel: Man kann nur lösen, was man offen anspricht. Wer schweigt, macht sich mitschuldig.
Was muss passieren?
– Präventionsprogramme an allen Grund- und Oberschulen.
– Aufklärung über Gewalt, Mobbing und Ausgrenzung – für alle Schüler.
– Fortbildungen für Lehrer, Sozialarbeiter und Erzieher.
– Klare finanzielle Mittel für Prävention, Schulprojekte und Schulsozialarbeit.
Wir arbeiten seit über elf Jahren mit Schulen. Wir wissen, wie groß die Überforderung ist. Wie oft sich Lehrer und Schulleitungen allein gelassen fühlen. Wie groß die Angst ist, offen über die Probleme zu sprechen – aus Sorge um den Ruf der Schule oder um den eigenen Job.
Die Realität holt uns brutal ein
So entsteht ein Klima des Schweigens. Frei nach dem Motto: Was wir nicht sagen, gibt es nicht. Aber: Niemand macht einer Schule Vorwürfe, wenn es dort Gewalt gibt. Diese Probleme sind gesellschaftlich. Sie betreffen alle Schulen. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Ob man sie offen anspricht – oder verdrängt, aus Angst und Bequemlichkeit.
Jetzt, nach Jahren des Wegsehens, holt uns die Realität ein. Brutal und unübersehbar. Für die Politik. Für das Schulsystem. Für die Gesellschaft. Bleibt zu hoffen, dass wir endlich daraus lernen. Für unsere Kinder. Für unsere Schulen. Für unsere Zukunft.