„Langenbach ist ein weißer Fleck“: Drei Expertinnen diskutieren Lösungen für Engpässe in der Pflege

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Die drei Referentinnen: (v. l.) Walburga Braun, langjährige Pflege-Überleitungskraft im Klinikum Freising, Dina Zutz, Sozialpädagoging für pflegende Angehörige bei der AWO Moosburg, und Inge Thaler vom Phönix-Verein. © Lorenz

Welche Alternativen gibt es, um den Engpässen in der Pflege entgegenzuwirken? Diese heikle Frage diskutierten am Wochenende auf Einladung des Grünen-Ortsverbands drei Expertinnen in Langenbach. Ein Ort, an dem die Probleme in der Pflege deutlich spürbar sind.

Langenbach – Können Menschen auf dem Land im Alter gut leben, wie ist es um Pflegeeinrichtungen bestellt und sind Senioren eigentlich ausreichend vernetzt? Diese zentralen Fragen stellte sich am Wochenende der Grünen-Ortsverband Ampertal und lud dazu drei Expertinnen ein. Was dabei schnell klar wurde: Die Versorgungsdefizite im ländlichen Raum nehmen zu, wie etwa die Abdeckung durch ambulante Pflegedienste. Walburga Braun, langjährige Pflege-Überleitungskraft im Klinikum Freising, malte ein äußerst düsteres Bild: „Langenbach ist hier ein weißer Fleck“.

Der Andrang im Alten Wirt war erheblich, denn der Ampertaler Ortsverband der Grünen brachte ein Thema auf den Tisch, das viele Leute immer mehr beschäftigt. „Das Thema geht jeden an, und pflegebedürftig kann man schneller werden als man denkt“, erklärte der Ortsverband-Vorsitzende Ernst Hutsteiner, der selbst eine Ausbildung zur Pflegefachkraft absolviert und längere Zeit im Klinikum Freising gearbeitet hat – und deshalb auch weiß, wovon er spricht. Es war freilich ein zusätzlicher Glücksgriff, Walburga Braun als eine der Referentinnen zu gewinnen. Braun arbeitete nämlich auch jahrzehntelang im Klinikum Freising, zuletzt in der Pflege-Überleitung.

Alle müssen zusammenhelfen

Die Nachbarschaftshilfen in den Gemeinden, die ein „wahrer Schatz“ für die Gesellschaft seien und hohe Beachtung verdienen, sind für sie fundamental. Was sie in ihrer beruflichen Tätigkeit oft gehört habe von Seniorinnen und Senioren: „Ich will daheim versorgt werden“. Das allerdings sei heutzutage nicht mehr so einfach möglich, weil der Pflegefachmangel das Angebot reduziere – und Angebote oftmals sogar wegfallen. Das beste Beispiel: „Früher haben alle großen ambulanten Pflegedienste Langenbach versorgt, heute kommt da keiner mehr. Langenbach ist ein weißer Fleck geworden.“

Beim Gespräch danach: Der Grünen-Ortsverband Ampertal um (v. l.) Annika Simon, Verena Juranowitsch und Ernst Hutsteiner (Vorsitzender) hatte zu der Veranstaltung im Alten Wirt in Langenbach eingeladen.
Beim Gespräch danach: Der Grünen-Ortsverband Ampertal um (v. l.) Annika Simon, Verena Juranowitsch und Ernst Hutsteiner (Vorsitzender) hatte zu der Veranstaltung im Alten Wirt in Langenbach eingeladen. © Lorenz

Was ihr gefallen würde, seien etwa „Pflege-Wohngemeinschaften“, kleine Betreuungseinrichtungen und Senioren, die als Ideengeber für die Gemeinden dienen könnten, denn die dringend notwendigen Kurzzeitpflegeplätze sind rar. „Wir müssen alle zusammenhelfen, damit das eine lebendige Gemeinschaft wird“, so ihr großer Wunsch.

Ingrid Thaler, die zweite Referentin, hat aus diesen Wünschen Realität werden lassen. Ihr Verein Phönix geht nämlich diesen Jahr mit einer „Oase“ in Freising an den Start. Das Ziel: Menschen mit erworbenen Hirnschäden, etwa durch einen Schlaganfall, wochentags eine Begegnungsstätte bieten und gleichzeitig den pflegenden Betreuenden eine Verschnaufpause schenken. Dabei hat alles ganz klein angefangen, und zwar mit einer Selbsthilfegruppe, nachdem ihr eigener Mann in jungen Jahren einen Schlaganfall erlitten hatte und es nur hieß: „Dann tun sie ihn halt in ein Pflegeheim.“ Inzwischen ist die Selbsthilfegruppe zu einem großen Angebot für Betroffene und Angehörige angewachsen, weshalb der nächste Schritt zu einer Tagesstätte eigentlich nur konsequent und logisch war.

„Wir kommen an unsere Grenzen“

Wenngleich das Angebot „nur“ für Menschen mit erworbenen Hirnschäden gilt, war Thaler ein großer Gewinn für die Informationsveranstaltung, da sie zeigte, dass sich Mut und Hartnäckigkeit auszahlen können – wie aber auch, dass vieles aus der Gesellschaft heraus entstehen kann, wenn nicht sogar muss.

Ein vielfältiges Angebot von Fachseite hingegen bietet die AWO Moosburg an, wie die Sozialpädagogin Dina Zutz von der Fachstelle für pflegende Angehörige betonte. „Wir schulen etwa Angehörige zum Thema Demenz oder Patientenverfügungen“, so Zutz, die auch ein „Sterben der Pflegedienste“ bemerke und das für sie zu einem Riesenproblem im Landkreis werden könnte. Aber das sei freilich nicht alles: Viele Senioren, eingeschränkt durch diverse Erkrankungen, können die einfachsten Erledigungen nicht mehr tätigen. Hier brauche es laut Zutz dringend und zügige Lösungsvorschläge, auch seitens der Kommunen.

„Wir kommen an unsere Grenzen“, musste auch Langenbachs Bürgermeisterin Susanne Hoyer zugeben, die sich gerade persönlich mit dem schwierigen Thema auseinandersetzen muss. „Dabei hatten wir mal so ein schönes Pflegeheim in Langenbach – aber das mussten wir leider schließen“, so die Rathauschefin abschließend.

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