Lauterbachs Krankenhausreform: Von der „Revolution“ zur Würge-Reform

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Der Bundestag hat die umstrittene Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach beschlossen. Kritik kommt aus den Bundesländern.

Berlin – Es ist bald zwei Jahre her, dass Karl Lauterbach die „Revolution“ ausrief. Eine Krankenhaus-Reform, die alles besser macht, kündigte der noch frische Bundesgesundheitsminister von der SPD an. Am Donnerstag hat der Bundestag das beschlossen, was daraus geworden ist. Doch nach Aufbruchstimmung fühlt es sich ganz und gar nicht an.

Nicht nur Personalmangel: Krankenhäuser kämpfen mit Inflation

Den Krankenhäusern sitzt neben Personalmangel die Inflation im Nacken. Alles ist teurer geworden, aber die Kliniken können ihre Preise nicht einfach anpassen. Lauterbachs Reform nimmt ihnen diese Sorge nicht. Auch die politische Genese des Gesetzes ist ein einziges Hängen und Würgen.

Von der von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigten Revolution des Gesundheitssektors ist wenig übrig geblieben, kommentiert Sebastian Horsch. © Montage: Bernd von Jutrczenka/dpa

Vom ersten Tag an hat Lauterbach die Länder gegen sich aufgebracht, weil er belehrend auftrat und sie bei wichtigen Fragen immer wieder links liegen ließ. Dabei sind sie für die Krankenhausplanung zuständig und bangen zu Recht um die Versorgung ländlicher Räume. Das Ergebnis: Offene Konfrontation statt Gemeinschaftswerk.

Verzögerung sehr wahrscheinlich: Reform muss erst durch den Vermittlungsausschuss des Bundesrats

Es sieht danach aus, dass die Reform noch mindestens eine Schleife über den Vermittlungsausschuss des Bundesrats nehmen muss. Verzögerungspotenzial: erheblich. Da r über hinaus halten sich Länder wie Bayern den Klage-Weg offen. Das alles ist tragisch, weil es dringend eine gute Reform braucht – diese wird dem nicht gerecht.

Es ist nun aber auch nicht so, als sei allein der böse Bund mit seinen verrückten Klinikplänen über die unschuldigen Länder gekommen. Nötige Investitionen wurden dort lange vernachlässigt, wenn auch Bayern sich hier weniger vorzuwerfen hat als andere. Auch im Freistaat wurde aber viele Jahre verpasst, eine Krankenhausplanung zu machen, die ihren Namen verdient. Politiker machen sich ungern unbeliebt, indem sie lokale Klinikstandorte hinterfragen. Lauterbach muss man zumindest lassen, dass er sich davor nicht fürchtet.

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