1930er-Jahre als Warnung: US-Zölle steigen – droht eine Wiederholung der globalen Rezession?

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Trump verschärft seine Zölle und setzt auf harte Handelsmaßnahmen gegen die EU und China. Ein protektionistischer Kurs, der Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise 1930 wachruft.

Hamm – Mit dem Inkrafttreten der neuen höheren US-Zölle auf Waren aus der EU sowie mehr als 60 weiteren Ländern geht die Trump-Regierung einen protektionistischen Weg, der weltweit Alarmglocken läuten lässt. Bereits zuvor wurden massive Zollerhöhungen auf Importe aus China, Mexiko, Kanada sowie auf Industrieprodukte wie Stahl, Aluminium und Autos beschlossen. Das Muster erinnert an eine der dunkelsten Stunden der Weltwirtschaft – die Große Depression der 1930er Jahre.

Neue Zölle: Trump hat Europa und China im Visier

Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus Anfang 2025 treibt Donald Trump eine wirtschaftspolitische Agenda voran, die sich stark auf sogenannte „Reziprozität“ stützt. Das bedeutet: Gleichbehandlung im globalen Handel, notfalls mit harten Maßnahmen. Wenn ein Land die USA mit 20 Prozent besteuert, macht die USA es genauso – oder härter, ließ US-Präsident Donald Trump wiederholt verlauten.

Ab Mittwoch, dem 9. April, treten neue Zollregelungen in Kraft, die unter anderem die EU betreffen. Auf Einfuhren aus der EU wird künftig ein pauschaler Zuschlag von 20 Prozent erhoben, während Waren aus China mit einem Aufschlag von 34 Prozent belegt werden, wie der Deutschlandfunk berichtet. Trump kündigte zudem an, weitere Strafzölle in Höhe von 50 Prozent auf chinesische Produkte zu erheben, falls China seine Gegenzölle auf amerikanische Waren nicht zurücknehme. Seine Begründung für diese Zollpolitik: Die USA seien über Jahrzehnte hinweg im internationalen Handel unfair behandelt worden.

Trumps Zölle zeigen Parallelen zur Weltwirtschaftskrise 1930

Ökonomen schlagen Alarm. Die Parallelen zur Weltwirtschaftskrise von 1929 bis in die 1930er Jahre seien deutlich. Damals beschloss die US-Regierung unter Präsident Herbert Hoover 1930 den berüchtigten Smoot-Hawley Tariff Act, der über 20.000 Importprodukte mit drastischen Zöllen belegte. Die Folge: Eine massive Gegenreaktion der Handelspartner, die wiederum eigene Zölle erhoben. Der internationale Handel schrumpfte – und die beginnende Krise wurde zu einer globalen Katastrophe.

Auch heute zeigt sich ein ähnliches Muster: Die EU kündigte umgehend „robuste Gegenmaßnahmen“ an, China droht mit Strafzöllen auf US-Landwirtschaftsprodukte, und auch Kanada prüft „umfassende wirtschaftliche Reaktionen“.

US-Präsident Trump
Welche Länder zahlen welche Importzölle? US-Präsident Donald Trump hat klare Vorstellungen darüber. © Mark Schiefelbein/AP/dpa-tmn

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt Europa bei der niederländischen ING Bank, erkennt bestimmte Parallelen zu den 1930er-Jahren. Diese seien laut Brzeski gegenüber ARD nicht nur von einer schweren wirtschaftlichen Lage geprägt gewesen, sondern auch von zunehmendem Protektionismus und der Einführung von Zöllen. „Und auch damals haben die Amerikaner die Zölle eingeführt. Sie führten dazu, dass die anderen Länder reagiert haben – mit Gegenmaßnahmen.“

Einfluss auf die globalen Börsenmärkte

In Reaktion auf die jüngsten Ankündigungen von Trump erlebten die weltweiten Aktienmärkte teils starke Verluste. Der DAX in Frankfurt verlor mehr als vier Prozent. An der japanischen Börse in Tokio fiel der Nikkei-Index um fast acht Prozent. Auch die Börsen in London, Shanghai und Sydney verzeichneten große Einbußen. Der Dow-Jones-Index an der New Yorker Börse sank zu Beginn des Handels, erholte sich jedoch im Verlauf und schloss nur knapp ein Prozent niedriger.

Stimmung kippt – Risiko globaler Rezession

Das wirtschaftliche Klima verschlechtert sich zunehmend. In Asien und Europa wird immer häufiger eine koordinierte Antwort auf Trumps „wirtschaftlichen Nationalismus“ gefordert. Es stellt sich die Frage, ob sich die Situation rasch verschärfen könnte, falls der globale Handel ernsthaft ins Stocken gerät – ähnlich wie 1930. Damals führte Protektionismus zu einer sich selbst verstärkenden Abwärtsspirale: sinkende Exporte, Einbrüche bei Unternehmensgewinnen, Entlassungen und schließlich eine Massenarbeitslosigkeit, die in den USA über 20 Prozent erreichte.

Trotz der besseren wirtschaftspolitischen Handlungsmöglichkeiten und einer weiter fortgeschrittenen Globalisierung bleibt das Risiko einer globalen Rezession weiterhin bestehen. Seit dem Wochenende schätzt die amerikanische Großbank JPMorgan laut Tagesschau die Wahrscheinlichkeit für eine globale Rezession in diesem Jahr auf 60 Prozent – zuvor lag sie bei 40 Prozent.

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