„Weltwirtschaftskrise wäre die Folge“: Ifo-Chef warnt vor einem Fehler im Zoll-Streit mit Trump

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Nach Trumps harten Strafzöllen bringt sich die EU mit Gegenmaßnahmen in Stellung. Ifo-Chef Clemens Fuest erklärt, welchen Fehler sie nicht machen darf – ansonsten droht eine Weltwirtschaftskrise.

München – Mit seinen Zöllen hat Donald Trump den Handelskonflikt auf eine neue Stufe gehoben. China hat etwa mit Gegenzöllen in selber Höhe reagiert. Die EU prüft noch, welche Gegenmaßnahmen sie einsetzt. Mit dem Vorschlag zur Abschaffung der Zölle auf Industriegüter ist Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereits abgeblitzt. Doch Europa sollte sich weiter gesprächsbereit zeigen. Das erklärte zumindest der Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest.

„Die EU sollte Gegenmaßnahmen ankündigen, aber bis zu ihrer Umsetzung eine Frist von beispielsweise vier Wochen einräumen“, erklärte Fuest dem Handelsblatt. „Das wäre ein Signal an die USA, dass die EU den Handelskrieg vermeiden will.“ Dabei solle die EU Elon Musks Vorschlag, eine transatlantische Null-Zoll-Politik anzugehen, „aktiv aufgreifen und darüber verhandeln“, auch wenn es „wenig plausibel erscheint, dass Trump diese Idee teilt“.

EU muss Fehler im Zoll-Konflikt mit Trump vermeiden: „Eine Weltwirtschaftskrise wäre die Folge“

„Noch wichtiger“, als mit der Trump-Regierung „im Gespräch zu bleiben, um die Zölle wieder loszuwerden“, ist laut Fuest jedoch etwas anderes. „Wenn Güter, die bisher in die USA geliefert wurden, jetzt auf anderen Märkten angeboten werden, wird es Preisdruck geben, der zu Rufen nach Schutzzöllen führen könnte“, sagte der Ifo-Chef. „Dann würde der Zollkrieg sich ausbreiten, und eine Weltwirtschaftskrise wäre die Folge.“ Das müsse verhindert werden.

Die EU mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen berät noch, wie sie auf Trumps Strafzölle reagieren soll. Clemens Fuest, Chef des Ifo-Instituts, warnt vor Schutzzöllen. (Montage) © Jonathan Raa/ABACAPRESS/Imago

Eine Strafzoll-Spirale zwischen den USA, Europa und China würde besonders Europa „und allen voran Deutschland“ treffen, die „mehr in die Weltwirtschaft integriert“ seien als China und die USA. Ihre Importe und Experte seien gemessen an der Wirtschaftsleistung größer. Deshalb wären die negativen Folgen gravierender. Ökonomen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hatten vergangene Woche vor einem Schaden von Trumps Zollpolitik in Höhe von 200 Milliarden Euro gewarnt – allein in Deutschland. „Angesichts der ohnehin schon schwachen Wirtschaftsentwicklung ist das eine Belastung zur Unzeit“, sagte auch Fuest.

US-Regierung könnte Zoll-Konflikt weiter eskalieren – doch dann droht „weltweite Finanzkrise“

Neben den Zöllen könnte die Trump durch einen weiteren Schritt „eine weltweite Finanzkrise auslösen“, erklärte Fuest. Das wäre die Folge, wenn die US-Regierung weitere Maßnahmen um den sogenannten „Mar-a-Lago-Akkord“ umsetzt. Das würde bedeuten, ausländische Halter von US-Staatsanleihen zu einem Zwangsumtausch in niedrig verzinste „Century-Bonds“ zu zwingen. Fuest kann sich „nur schwer, vorstellen, dass die US-Regierung einen solchen Fehler begeht“, stellte der Ökonom zwar klar.

Denn die Maßnahme hätte drastische Folgen. „Das wäre eine Form des Staatsbankrotts und würde vermutlich eine weltweite Finanzkrise auslösen“, sagte Fuest im Handelsblatt-Interview. „Man kann seine Gläubiger mit einem solchen Schritt einmal quasi enteignen, aber man bezahlt dafür mit massiv erhöhten Zinskosten für künftige Bondemissionen, falls das überhaupt noch geht.“

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