Chinesische Mission „Chang‘e 6“ hat unerwarteten Passagier auf dem Weg zum Mond
Die chinesische Raumsonde „Chang‘e 6“ ist auf dem Weg zum Mond – mit einer ambitionierten Mission und einem unerwarteten Begleiter. Die Wissenschaft wartet gespannt.
Peking – Das Jahr 2024 steht ganz im Zeichen verschiedenster Mondmissionen. Nun mischt auch China wieder mit. Das Land hat in den letzten Jahren mehr erfolgreiche Mondmissionen durchgeführt als jede andere Nation. Aktuell ist die chinesische Raumsonde „Chang‘e 6“ auf dem Weg zum Mond, um dort Bodenproben zu sammeln und zur Erde zurückzubringen. Sollte dies gelingen, wäre es bereits das zweite Mal, dass China auf der Rückseite des Mondes landet und auch das zweite Mal, dass eine chinesische Raumsonde Bodenproben vom Mond zur Erde bringt.
Die Raumsonde „Chang‘e 6“ besteht aus vier Teilen: einem Landegerät, das auf der Mondoberfläche landen und Gestein einsammeln soll, einer Aufstiegsstufe, die die Proben zurück in die Mondumlaufbahn bringt, einem Orbiter, der den Mond umkreist und an den die Aufstiegsstufe andockt, und einer Wiedereintrittskapsel, die die Proben zurück zur Erde bringen soll. Was man bisher nicht wusste: „Chang‘e 6“ hat offenbar auch einen kleinen Rover an Bord. Das zeigt eine Aufnahme, die die China Academy of Space Technology (CAST), der Hersteller der Raumsonde, nach dem Start am 3. Mai veröffentlichte.
Chinesische Mondmission hat auch einen kleinen Rover dabei
Dies ist überraschend, da der Rover von offiziellen chinesischen Stellen bisher nicht erwähnt wurde. Zudem ist „Chang‘e 6“ ein Backup-Raumschiff von „Chang‘e 5“, der Raumsonde, die 2020 auf der erdzugewandten Seite des Mondes landete und erstmals Bodenproben zur Erde brachte. „Chang‘e 5“ hatte keinen Rover an Bord. Nachdem die Mission erfolgreich verlaufen war, wurde „Chang‘e 6“ für die ambitioniertere Mission zur Rückseite des Mondes eingeplant.
Laut dem auf die chinesische Raumfahrt spezialisierten Journalisten Andrew Jones bei spacenews.com gab es nur eine Erwähnung des Rovers. Diese deutet darauf hin, dass das kleine Vehikel ein Infrarot-Bildspektrometer dabei hat, mit dem die Zusammensetzung von Boden und Gestein auf der Mondoberfläche untersucht oder nach Wasser gesucht werden könnte.
„Chang‘e 6“ soll Bodenproben vom Mond zur Erde holen
Die Suche nach Wasser auf dem Mond ist ein wichtiger Forschungsschwerpunkt, der auch bei der „Chang‘e 6“-Mission eine Rolle spielt. Die Sonde soll am Südpol des Mondes, am südlichen Ende des Apollo-Basins landen. Dieses Basin gehört zum Südpol-Aitken-Becken, dem größten und ältesten Einschlagkrater auf dem Mond. Der Südpol des Mondes ist von besonderem Interesse für die Raumfahrt, da dort Wasser vermutet wird – eine wichtige Ressource für die Raumfahrt. Allerdings würden bemannte Missionen auf der erdzugewandten Seite des Mondes landen, im Gegensatz zu „Chang‘e 6“.
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Eine Mission auf der Rückseite des Mondes ist besonders herausfordernd, da der abgelegene Ort die Kommunikation erschwert. Um Kontakt mit dem Mondlandegerät aufnehmen zu können, ist eine direkte Sichtverbindung erforderlich. Da die Rückseite des Mondes jedoch stets von der Erde abgewandt ist, ist dies nicht direkt möglich. Daher hat China vor Monaten schon den Satelliten „Quequiao-2“ zum Mond geschickt, der als Relaisstation dient und die Kommunikation zwischen der Erde und „Chang‘e 6“ ermöglicht.
Geschätzter Zeitplan Chang'e 6: | |
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ca. 8. Mai 2024 | Eintritt in die Mond-Umlaufbahn |
ca. 2. Juni 2024 | Landung im Apollo-Basin auf dem Mond |
ca. 4. Juni 2024 | Aufstiegsstufe startet vom Mond |
ca. 20. Juni 2024 | Rückreise zur Erde beginnt |
ca. 25. Juni 2024 | Landung der Wiedereintrittskapsel in der Inneren Mongolei |
Wissenschaft will die Rückseite des Mondes erforschen
Die Wissenschaftler auf der Erde warten bereits gespannt auf die Bodenproben von der Rückseite des Mondes. „Die Rückseite des Mondes ist ganz anders als die erdnahe Seite“, zitiert CNN Li Chunlai von der chinesischen nationalen Raumfahrtorganisation CNSA. „Die ferne Seite besteht im Wesentlichen aus alter Mondkruste und Hochland, daher gibt es dort eine Menge wissenschaftlicher Fragen zu beantworten.“
Renu Malhotra, Professorin an der University of Arizona in Tucson, erklärt die Faszination der Mondrückseite so: „Es gibt eine gewisse Asymmetrie zwischen der Seite, die uns zugewandt ist, und der anderen Seite.“ Sie fügt hinzu: „Was genau hat diese Asymmetrien verursacht? Was sind diese Asymmetrien eigentlich? Darüber wissen wir nur wenig. Das ist eine große wissenschaftliche Frage.“

Beobachtungen aus der Mondumlaufbahn zeigen, dass die erdzugewandte Seite des Mondes eine dünnere Kruste und mehr vulkanische Ablagerungen hat als die Rückseite. Warum das so ist, ist bisher unklar – doch die Untersuchung von Bodenproben könnte Aufschluss darüber geben. (tab)