„Autopapst“ Ferdinand Dudenhöffer vom eigenen Institut vor die Tür gesetzt
Ferdinand Dudenhöffer ist eine vielbeachtete Expertenstimme, wenn es um die Entwicklung der deutschen Autoindustrie geht. Nun verliert der „Autopapst“ seine Berufung.
Duisburg/München - Ferdinand Dudenhöffer ist einer von Deutschlands führenden Autoexperten. Kontinuierlich steht der als „Autopapst“ bekannte Baden-Württemberger in der Öffentlichkeit, wenn es um seine Meinung über die Entwicklung der deutschen Autoindustrie geht.
Mit dem von ihm ins Leben gerufenen Center Automotive Research (CAR) in Duisburg analysierte der 72-Jährige regelmäßig die Branchengrößen im Hinblick auf Elektromobilität und digitale Transformation, prangerte in diesem Zusammenhang zuletzt öfter eine technologische Unterlegenheit hiesiger Konzerne gegenüber aufstrebenden chinesischen Herstellern an, auch das China-Bashing ist ihm ein Dorn im Auge. Dieses Kapitel ist nun jedoch beendet: Professor Dudenhöffer wurde vom eigenen Institut vor die Tür gesetzt.
Autoexperte Dudenhöffer: Vertrag mit CAR-Institut nicht verlängert
Das CAR teilte mit, dass der Beratervertrag mit dem Wirtschaftswissenschaftler zum Jahresende ausläuft und für die Zeit danach nicht verlängert wird. Der gebürtige Karlsruher war für das Institut in Nordrhein-Westfalen eine Art Galionsfigur: Auch dessen Bekanntheitsgrad als Deutschlands „Autopapst“ half dabei, dass regelmäßig Events mit hochkarätigen Gästen aus der Autoindustrie stattfinden konnten.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) spricht gar von einem „Zerwürfnis“ zwischen Dudenhöffer und weiteren Verantwortlichen, weil dieser angeblich zunächst nichts von der veröffentlichten Pressemitteilung wusste. Laut Manager Magazin habe der Ökonom bei einer Anfrage gar „patzig“ auf die neue Leitung verwiesen. Seit 2022 gab es einen größeren Umbruch bei dem Forschungsinstitut, laut CAR-Historie wurden drei Personen neu in führende Positionen berufen. Anfang des vergangenen Jahres wurde der frühere IBM-Manager Dirk Wollschläger in das Amt des Direktors berufen.
Geschäftsführender Gesellschafter der Betreibergesellschaft D+S Automotive GmbH ist mit Jan Wortberg ein früherer Assistent von Dudenhöffer. Der hielt ursprünglich 33 Prozent, hatte dann von einem CAR-Mitgründer ein weiteres Drittel der Anteile übernommen und ist nun mit 67 Prozent Hauptanteilseigner. Dudenhöffers Minderheitsbeteiligung von 33 Prozent soll laut der Pressemitteilung vorerst beibehalten werden.
Bis zuletzt war Dudenhöffer eine vielbeachtete Expertenstimme, wenn es um die Entwicklung auf dem Automarkt und deutsche Hersteller geht:
Ferdinand Dudenhöffer: „Autopapst“ verliert langjähriges Projekt - doch es geht weiter
Laut der F.A.Z. verhandelten beide Parteien über eine Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses, Wortberg habe jedoch von unterschiedlichen Auffassungen gesprochen, die zur Trennung führten. Ferdinand Dudenhöffer habe „über viele Jahre die wissenschaftliche Arbeit im deutschen Automobilmarkt erheblich mitgeprägt“ und das CAR-Institut sich fortlaufend inhaltlich und personell weiterentwickelt. „Wir werden unverändert daran arbeiten, dass CAR als eine zentrale Innovationsplattform des deutschen Automobilmarktes positiv wahrgenommen wird“, so ein Wortlaut der Mitteilung.
Dudenhöffer hatte das Center Automotive Research bereits im Jahr 2000 gegründet, als er an der früheren Fachhochschule Gelsenkirchen lehrte. Im Zuge der Berufung an die Universität Duisburg-Essen 2008 nahm er sein Projekt mit an die neue Wirkungsstätte. 2020 wurde das CAR-Institut auf privatwirtschaftliche Beine gestellt und mit der früher gegründeten D+S Automotive GmbH verschmolzen.
Nichtsdestotrotz will sich Dudenhöffer offenbar noch nicht in den Ruhestand begeben: Der 72-Jährige hat offenbar bereits eine neue Gesellschaft mit dem Namen „Ferdi Research GmbH“ gegründet und möchte seine bisherige Arbeit mit neuen Partnern fortsetzen. Auch eigene Kongresse habe der Wirtschaftsexperte für das kommende bereits im Visier.
Derweil scheint der Zeitpunkt gekommen, an dem der Kauf eines gebrauchten Elektroautos attraktiv wird. (PF)