Heute vor 59 Jahren: Der Startschuss zur Weltklasse – Beckenbauer schießt die Bayern zum Pokalsieg
Knapp ein Jahr nach seinem Bundesligaaufstieg feierte der FC Bayern mit der jungen Generation um Franz Beckenbauer seinen ersten großen nationalen Titel. Dabei war sogar das Double möglich.
Frankfurt / München - Am 4. Juni 1966 trafen die Bayern im DFB-Pokalfinale vor 62000 Zuschauern im ausverkauften Frankfurter Waldstadion – davon die Mehrheit auf ihrer Seite – auf den Meidericher SV, welcher sich nur ein halbes Jahr später in MSV Duisburg umbenannte. Die Partie war der Startschuss zur ersten herausragenden Epoche der Vereinsgeschichte, zur absoluten Weltklasse.
Aufsteiger Bayern verpasst Meisterschaft nur denkbar knapp
Es fehlte damals nicht viel und der FC Bayern wäre schon in ihrer ersten Bundesligasaison Deutscher Meister geworden – am Ende fehlten auf den Deutschen Meister 1966, den TSV 1860 München, gerade einmal drei Pünktchen. Diese wurden u.a. im ersten Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte am 14. August 1965 im Lokalderby bei den Löwen liegen gelassen.
Der spätere Meister gewann äußerst glücklich, nicht auch zuletzt aufgrund einiger fragwürdiger Schiedsrichterentscheidungen, mit 1:0. Dies hätte aber – das Rückspiel im Januar 1966 wurde souverän mit 3:0 gewonnen – keine Rolle gespielt, wären die Bayern nicht im Meisterschaftsendspurt eingebrochen: 2:6 Punkte aus den letzten vier Bundesligapartien begruben die Titelhoffnungen endgültig.
Komplizierter Weg des FCB ins Endspiel
Den Einzug ins Pokalfinale schafften die Bayern auf spektakuläre Art und Weise. So mussten sie am 2. Januar 1966 ein Qualifikationsspiel gegen den Pokalsieger von 1965, den BVB, spielen und gewannen im Grünwalder Stadion nach Toren von Gerd Müller und Rainer Ohlhauser mit 2:0. Die Borussen dagegen vergoldeten ihren Vorjahres-Pokalsieg mit dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger (2:1 n.V. gegen den FC Liverpool), dem ersten Europapokalsieg eines deutschen Klubs überhaupt. Die Bayern waren dann ein Jahr später auch in diesem Wettbewerb der BVB-Nachfolger.
Auch in den nächsten Runden mussten die Bayern Schwerstarbeit verrichten und einen prominenten Ligakonkurrenten nach dem anderen eliminieren: Eintracht Braunschweig, 1. FC Köln, HSV und den 1. FC Nürnberg.
„Heimspiel“ bei großer Hitze
Bayerns jugoslawischer Coach Zlatko „Tschik“ Čajkovski vertraute im Frankfurter Endspiel folgender Mannschaft: Sepp Maier – Hans Nowak; Werner Olk; Hans Rigotti; Franz Beckenbauer – Peter Kupferschmidt; Rudolf Nafziger – Gerd Müller; Rainer Ohlhauser; Dieter Koulmann; Dieter Brenninger. Auswechslungen waren damals noch nicht möglich.

Zum oben bereits angesprochenen „Heimvorteil“ in Frankfurt ist in der 75-Jahres-Vereins-Chronik „Parade der Meister“ zu lesen: „Die Bayern mussten sich vorkommen wie zu Hause auf Giesings Höhen. Von einem Wald rotweißer Fahnen waren sie begrüßt worden“. Eine - im heutigen Kontext - herrliche Anspielung auf die eigene Heimat!
Bayern kommt besser ins Spiel, Duisburg geht in Führung
Es war ein Samstagnachmittagsspiel – Anpfiff um 16 Uhr – bei glühender Hitze. Wohl auch deswegen starteten beide Teams zunächst verhalten, Tempo und Intensität steigerten sich aber von Minute zu Minute. Die ersten beiden großen Torchancen hatte Gerd Müller, er scheiterte aber am deutschen Nationaltorhüter Manfred „Cassius“ Manglitz (4 Länderspiele von 1965-70; WM-Teilnehmer 1970), der jeweils glänzend parierte, auch gegen Rainer Ohlhauser.
Die Meidericher nutzten dagegen die erste große Tormöglichkeit in der 28. Minute: Nachdem der 20-jährige Franz Beckenbauer einen Zweikampf gegen den Duisburger Mittelstürmer Mielke verloren hatte, schloss dieser unhaltbar für Sepp Maier (damals 22) zum 1:0 für den MSV ab.
Der FCB dreht das Spiel
Die Bayern waren aber keineswegs von diesem Rückstand geschockt. Nur drei Minuten später – die Meidericher Fans hatten gerade „So ein Tag, so wunderschön wie heute…“ angestimmt – glich Ohlhauser per Kopfball zum 1:1 aus. Der überragende Manglitz war dieses Mal chancenlos.
Mit dem 1:1 wurden auch die Seiten gewechselt und trotz der erbarmungslosen Hitze steigerte sich das rasante Spiel nochmals. Zehn Minuten nach der Pause gingen die Münchner erstmals in Führung: Solo von Rudi Nafziger, seine anschließende hohe Flanke wird von Dieter „Mucki“ Brenninger überragend verwandelt – 2:1.
Spannendes Spiel bis zum großen Auftritt von Beckenbauer
Die Vorentscheidung? Die Bayernfans auf den Rängen feierten bereits – doch auch sie waren noch zu früh dran. Denn in der 72. Minuten glich der MSV durch einen umstrittenen Foulelfmeter durch Heidemann zum 2:2 aus. Wieder hatten die Bayern eine sehr schnelle Antwort. Nach einem Foul an Nafziger bekamen sie selbst einen Elfmeter zugesprochen, viele sprachen damals von einer „Konzessionsentscheidung“.
Nachdem keiner der Spieler hatte schießen wollen, bestimmte Coach Čajkovski Brenninger zum Schützen. Eine gute Entscheidung, denn der „Mucki“ verwandelte in der 77. Minute ganz sicher: Sein zweiter Treffer an jenem Endspielnachmittag brachte die Bayern abermals – mit 3:2 – in Führung.
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Meiderich bäumte sich gegen die drohende Niederlage noch einmal auf. Sepp Maier, der ebenso wie Manglitz einen glänzenden Tag erwischte, musste einen spektakulären Fallrückzieher von Mielke auf gleiche Weise entschärfen. Und dann kam der Franz …
In der 82. Minute fiel dann die endgültige Entscheidung im Spiel: Der spätere „Kaiser“ Franz Beckenbauer schaltete sich in das Angriffsspiel ein und erzielte nach einem herrlichen Doppelpass mit Ohlhauser das 4:2.
München die Hauptstadt des bundesdeutschen Fußballs
In „Die Meisterelf“ von Reporterlegende Eberhard Stanjek kann man folgendes Fazit zum Spiel lesen:
„Nach einem dramatischen, großen Endspiel zweier hervorragender Mannschaften erringt Bayern München also zum zweiten Mal nach 1957 den DFB-Pokal. In München haben die Fußballfans erneut Gelegenheit zum Feiern. Nach dem Triumphzug der Löwen … eine Woche später die große Bayern-Schau für den Pokalsieg. München war plötzlich die Hauptstadt des bundesdeutschen Fußballs geworden.“