Putins oberste Propagandistin kanzelt Papst Franziskus ab
Putins Staatspropagandistin Simonjan greift Papst Franziskus nach den Äußerungen zum Ukraine-Krieg an – Russland mache sich nichts aus dem Vatikan.
Moskau – Papst Franziskus hat mit kontroversen Aussagen zum Ukraine-Krieg für Diskussionen gesorgt. Der Pontifex hatte die Ukraine zum „Mut zur weißen Flagge“ aufgerufen – viele haben die Aussage als Kapitulationsaufruf an Kiew und Legitimation der russischen Gewalt interpretiert.
Ist der Papst also ein Russland-Freund? Die Chefredakteurin des russischen Staatssenders Russia Today (RT), Margarita Simonjan, sieht das anders. „Wer ist der Papst bitte für uns?“, fragte sie in der Moskauer Talkshow „Eigene Wahrheit“: „Unser Land ist orthodox“.
Nach Franziskus-Aussage zu Ukraine-Krieg: „Was hat der Papst mit der Bibel zu tun?“
Die Bibel und deren Werte liegen zwar beiden christlichen Kirchen zugrunde, doch: In Fragen nach Krieg und Frieden solle man sich nicht auf den Papst verlassen. „Was hat der Papst mit der Bibel zu tun? Die Bibel wurde geschrieben, bevor es einen Papst gab“, sagte Simonjan in der Sendung. Julia Davis, US-Kolumnistin und Gründerin des „Russian Media Monitor“, postete eine Aufzeichnung inklusive Übersetzung auf X (früher Twitter).
Simonjan warf dem Papst in dem Ausschnitt Heuchelei vor. Im Gegensatz zu Staatschefs mit politischer Verantwortung, die mit ihren Entscheidungen und deren Konsequenzen leben müssen, könne sich Franziskus Populismus leisten und sich moralisch überhöhen. „Natürlich ist es besser, dass kein Blut vergossen wird, es ist besser, reich und gesund zu sein, als arm und krank.“
Anerkennung der Wahlen in Russland durch den Westen „völlig egal“
Simonjan grenzte sich in der Sendung nicht nur vom Vatikan ab, sondern machte auch ihre Gleichgültigkeit gegenüber ausländischen Meinungen über das politische System in Russland deutlich. Auf die Frage, wie wichtig die Anerkennung der Wahlen durch den Westen sind, antwortet sie: „Es ist mir völlig egal.“ In Russland sei klar, dass Wladimir Putin die Wahlen gewinnen werde. Doch auch in den USA gebe es ja nur die Wahl zwischen Demokraten und Republikanern, die sich nur „in kleinen Details“ unterscheiden. „Aus der Ferne ist klar, dass sie gleich sind“
Simonjans Kritik an Papst und USA wurde im Rahmen der Talkshow „Eigene Wahrheit“ (russisch „Своя правда“) des Moderators Roman Babajan ausgestrahlt. Die gesellschaftspolitische Sendung läuft in dem Sender NTW. Er ha seinen Sitz in Moskau und gehört zu Gazprom-Media, dem größten russischen Medienkonzern. (lahema)