„Wirklich beängstigend“: Vor seinem Tod warnte Nawalny im letzten Brief vor Donald Trump
Nach Nawalnys Tod instrumentalisiert Donald Trump die Nachricht für seinen Wahlkampf. Nawalny selbst warnte zuletzt vor einer zweiten Amtszeit Trumps.
Moskau/Washington – Eins muss dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zugutegehalten werden: Inmitten der zahlreichen internationalen Trauerbekundungen zum Tod von Alexej Nawalny gelingt es dem Republikaner, mit seinen Aussagen zum russischen Oppositionellen aus der Masse hervorzustechen. Mit einem kruden Vergleich instrumentalisiert er Nawalnys Tod für seine eigenen politischen Interessen in den USA. Donald Trump stand nach Nawalnys Tod bereits in der Kritik, weil er sich zunächst nicht äußerte.
Dass Donald Trump in diesem Jahr bei der US-Wahl 2024 seine Rückkehr ins Weiße Haus besiegeln will, wird derweil weltweit mit Sorge beobachtet. Eine zweite Amtszeit von Trump als US-Präsident gilt inzwischen als mögliche Realität. Nach Trumps Nato-Aussage stehen plötzlich geostrategische Überlegungen auf der Tagesordnung, die es seit Ende des Kalten Kriegs in der Form kaum noch gegeben hat. Welchen Einfluss Trump auf die Weltpolitik haben wird, ist noch ungewiss. Dass es aber „wirklich beängstigend“ werden könnte, schrieb allerdings Nawalny selbst – in einem seiner letzten Briefe vor seinem Tod.
Vor Alexej Nawalnys Tod: Kremlgegner warnte wegen US-Wahl 2024 vor Donald Trump
In einem Beitrag zu den letzten Monaten vor Nawalnys Tod schreibt die New York Times, dass der Kremlgegner die Agenda von Donald Trump im Wahlkampf zu der US-Wahl 2024 aus der Ferne mit Sorge beobachtet hat. Offenbar war der Inhaftierte trotz Isolation bestens über die weltpolitischen Entwicklungen informiert. In einem Brief an den Fotografen Evgeny Feldman schrieb Nawalny kurz vor seinem Tod von seinen Gedanken zur US-Politik: Wenn US-Präsident Joe Biden ein gesundheitliches Problem hat, „wird Trump Präsident“.
Auch der Business Insider griff den Briefwechsel auf und verweist auf ein Schreiben vom 3. Dezember, indem Nawalny erneut seine Besorgnis über eine zweite Amtszeit von Donald Trump äußerte. Mit der Verlegung ins Straflager Polarwolf wenig später soll Nawalnys Kommunikationsfähigkeit allerdings nahezu zum Erliegen gekommen sein. Laut New York Times erhielt der Journalist Sergej Parkhomenko am 13. Februar, wenige Tage vor Nawalnys Tod, einen Brief. In diesem sprach der Inhaftierte von Büchern und sagte, er habe in seinem neuen Gefängnis nur Zugang zu Klassikern.
Donald Trump äußert sich zu Tod Nawalnys – und zieht Vergleich zu US-Politik
Während Nawalny vor seinem Tod vor Donald Trump gewarnt hat, äußerte sich ebendieser erst mehrere Tage nach dem Vorfall im russischen Straflager – ohne Russland oder Wladimir Putin zu erwähnen. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb der ehemalige US-Präsident: „Der plötzliche Tod von Alexej Nawalny hat mir mehr und mehr bewusst gemacht, was in unserem Land geschieht.“ Darüber hinaus ergänzte der 77-Jährige: „Es ist ein langsames, stetiges Fortschreiten, mit verlogenen, linksradikalen Politikern, Staatsanwälten und Richtern, die uns auf einen Pfad der Zerstörung führen.“
Trump war nach dem Tod Nawalnys zunächst auffällig schweigsam. Seine Konkurrentin Nikki Haley hatte ihn deswegen heftig kritisiert. Trump müsse beantworten, ob er glaube, dass Putin für Nawalnys Tod verantwortlich sei, forderte die 52-Jährige im US-Fernsehen. „Entweder ist er auf der Seite Putins und findet es cool, dass Putin einen seiner politischen Gegner getötet hat, oder er hält es für keine so große Sache. Beides ist besorgniserregend. Beides ist ein Problem.“
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Nawalnys Tod sorgt für Reaktionen – Trumps Verhältnis zu Wladimir Putin vor US-Wahl auf dem Prüfstand
Vor der US-Wahl und dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs steht Trumps Verhältnis zu Wladimir Putin nicht erst seit dem Tod Nawalnys auf dem Prüfstand. Der Republikaner hat sich in der Vergangenheit regelmäßig positiv über Wladimir Putin geäußert und auch den Eindruck erweckt, den russischen Präsidenten zu bewundern. Mit seinen jüngsten Aussagen zu Verteidigung von Nato-Staaten hat er zudem allgemeine Sicherheits-Doktrin hinterfragt.
Anders als Trump äußerte sich US-Präsident Joe Biden nach dem Tod Nawalnys sehr deutlich und machte Putin dafür verantwortlich. Man wisse zwar nicht genau, was passiert sei, aber es gebe keinen Zweifel daran, dass der Tod Nawalnys eine Folge von Putins Handeln und dem seiner Verbrecher sei, sagte Biden am Freitag im Weißen Haus. Putin habe Nawalny vergiftet, ihn verhaften und wegen erfundener Verbrechen anklagen lassen sowie in Isolationshaft gesteckt. Doch all das habe Nawalny nicht davon abgehalten, Lügen anzuprangern, sogar im Gefängnis. Der Kreml selbst hält an seiner bizarren Reaktion zu Nawalnys Tod fest. (fbu/mit dpa)