Notstand bei Kitas in Emmering - Eltern sind sauer: „Es stehen Existenzen auf dem Spiel“
Kinderbetreuungsplätze sind allerortens knapp. Doch in Emmering droht nun ein regelrechter Notstand. Die Eltern machten nun ihrem Unmut Luft.
Emmering – 86 Kinder stehen aktuell auf der Warteliste für einen Platz in einem der fünf Kinderhäuser. Mehr als 100 besorgte Eltern sowie ein knappes Dutzend Erzieherinnen sind deshalb ins Rathaus gekommen – und haben ihrem Ärger Luft gemacht.
Im zweiten Tagesordnungspunkt wollte Bürgermeister Stefan Floerecke (CSU) die zehn im Hauptausschuss vertretenen Gemeinderäte über den aktuellen Stand bei den Betreuungsplätzen in Kindergärten und Krippen informieren. Doch zuvor waren als TOP 1 Bürgeranfragen vorgesehen. Weil sie wussten, dass sie im weiteren Sitzungsverlauf nicht mehr zu Wort kommen würden, nutzten die Eltern die Gelegenheit, um ihrem Ärger ausgiebig Luft zu machen.
Zu wenig Stühle für alle Besucher
Dass es zu wenig Besucherstühle gab, spielte keine Rolle. Zweieinhalb Stunden lang umringten sie stehend, am Boden sitzend oder an der Wand lehnend die am großen Tisch tagenden Kommunalpolitiker. Als Sitzungsleiter musste sich vor allem Floerecke („So viele Zuhörer hatten wir noch nie“) den Fragen und Vorwürfen stellen. „Es stehen Existenzen auf dem Spiel“, warnten etliche berufstätige Eltern.
Am Ende entschuldigte sich der Bürgermeister für die brisante Situation bei den Betreuungsplätzen. „Es tut mir leid, dass wir hinterherhinken“. Er kündigte gleich für nächste Woche die Gründung einer „schnellen Eingreifgruppe“ an. Der Taskforce, die laut CSU-Fraktionssprecher Werner Öl „unbedingt eine Struktur braucht“, sollen Gemeinde- und Elternbeiräte, Kindergartenleiterinnen sowie Teile der Elternschaft angehören.
Sonderwege werden nun gesucht
Weitere Anträge von Freien Wählern und Grünen wurden ebenso einstimmig beschlossen wie die Einberufung einer Sonder-Elternversammlung im Bürgerhaus. Weil sich die Notlage aufgrund von Vorschriften und Rechtslagen wohl kurzfristig kaum ändern lässt, sollen „Sonderwege“ und rasch umzusetzende „unkonventionelle Lösungen“ gefunden werden. Dazu gehören die Gründung eines Natur- oder Waldkindergartens sowie eine intensivere Personalsuche mit attraktiveren Gehaltsangeboten. Weitere Anregungen aus der Elternschaft wurden von Grünen-Fraktionssprecher Herbert Groß zusammengefasst und sollen nun dem Gemeinderat vorgelegt werden.
Auslöser der Sorgen sind in den vergangenen Monaten geradezu dramatisch gesunkene Zahlen an freien Betreuungsplätzen. Waren es im Januar noch insgesamt 114 (77 in Kindergärten, 37 in Krippen), konnten im April lediglich 64 (36/28) vergeben werden. Personalmangel – zuletzt gab es mehrere Kündigungen in einem Kindergarten –, mehr Neubürger als erwartet und ein wachsender Zustrom von Flüchtlingsfamilien hätten die ohnehin angespannte Situation verschärft, so Floerecke. Die Gemeinde reagierte auf die sich abzeichnenden Engpässe mit strengeren Aufnahmekriterien. „Daran können und werden wir auch nichts mehr ändern.“
Angespannte Lage noch zwei Jahre
Der Bau eines weiteren Gemeindekindergartens ist zwar geplant, doch über die Phase der Grundstücksverhandlungen noch nicht hinausgekommen. Die angespannte Lage werde sich also über mindestens zwei Jahre hinziehen, befürchtet Floerecke. Die Eltern werfen der Gemeinde vor, nicht rechtzeitig auf die Entwicklung reagiert zu haben. FW-Fraktionssprecher Fritz Cording verwies auf ein von seiner Partei bereits 2021 in Auftrag gegebenes Gutachten („Über das seitdem nicht gesprochen wurde“) und äußerte sich erstaunt darüber, dass „wir von den Eltern Infos bekommen, die wir vorher noch nicht hatten“. Nun wollen alle Parteien an einem Strang ziehen.
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Erschwerend kommt hinzu, dass die alte Schule, in der von der evangelischen Diakonie der Kindergarten „Unterm Regenbogen“ betrieben wird, dringend saniert werden muss. Während der Bauzeit sollen die Kinder in Container-Modulen oder im bereits bestehenden Schulpavillon untergebracht werden. Aber die Verhandlungen über eine weitere Trägerschaft sind ins Stocken geraten, weil die Diakonie einen sogenannten Defizitvertrag nicht unterschreiben könne. „Es geht um 8000 bis 10 000 Euro“, erläuterte Floerecke den Eltern, die daraufhin spontan eine Spendenaktion angeregt haben.