Trump kündigt Zölle an – Bauen Audi und Porsche bald in den USA?

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Trumps drohende Zölle auf Autoimporte stellen VW, Audi und Porsche vor große Herausforderungen. Intern wird wohl über eine mögliche Produktionserweiterung in den USA nachgedacht.

Frankfurt – Die geplanten Zölle auf Autoimporte könnten für Volkswagen und seine Marken Audi und Porsche teuer werden. Beide Marken produzieren bisher ausschließlich außerhalb der USA, wären also direkt von den Abgaben betroffen. Insiderberichten zufolge, über die das Handelsblatt berichtet, gibt es daher Überlegungen, die Produktion in den USA auszubauen.

Trump-Zölle: Erweiterung des VW-Werks in Chattanooga als wahrscheinliche Option

Offiziell will Volkswagen die Spekulationen wohl nicht kommentieren. Bereits nach Trumps Amtsantritt 2017 hatte das Unternehmen jedoch Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen von Importzöllen geäußert. Aktuell werden verschiedene Szenarien durchgespielt, wobei eine Entscheidung noch aussteht.

Am wahrscheinlichsten gilt laut Insidern eine Erweiterung des bestehenden VW-Werks in Chattanooga, Tennessee. Das Werk verfügt noch über Kapazitäten für eine Vergrößerung. Auch das geplante Werk der Pick-up-Marke Scout in South Carolina wird als Option geprüft. Wichtige Faktoren für die Entscheidung sind die endgültige Höhe und Ausgestaltung der Zölle.

Zollandrohungen von Donald Trump nach Rückkehr ins Amt machen Autobauern sorgen

Donald Trump hat nach seiner Rückkehr ins Amt eine Reihe von Zollandrohungen ausgesprochen, die verschiedene Sektoren und Länder betreffen. Dabei plant er schon ab dem 1. Februar 2025 Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Autoimporte aus Mexiko und Kanada zu erheben. Seine Maßnahme zielt darauf ab, die Verlagerung der Produktion in die USA zu fördern und die heimische Automobilindustrie zu stärken. Trump betonte, dass Unternehmen, die ihre Produkte nicht in den USA herstellen, mit Zöllen rechnen müssen. 

Donald Trump will Autobauer wie VW, BMW und Mercedes-Benz in die USA locken
Wegen drohender Zölle: VW-Töchter Audi und Porsche erwägen laut Insiderberichten Ausbau der Produktion in den USA. © dpa/Montage

Die geplanten Zölle könnten erhebliche Auswirkungen auf die Automobilmärkte in Europa, den USA und China haben. Exporteuren drohen höhere Kosten beim Zugang zum US-Markt, während die Streichung von Subventionen den Absatz von Elektrofahrzeugen beeinträchtigen könnte, berichtet der Guardian.

Insgesamt könnten Trumps Zollpläne zu einer Neuordnung der globalen Lieferketten führen, da Unternehmen versuchen würden, die zusätzlichen Kosten zu umgehen. Das könnte jedoch Jahre dauern und Investitionen erfordern. Zudem besteht die Gefahr, dass höhere Produktionskosten an die Verbraucher weitergegeben werden, was zu steigenden Preisen für Neufahrzeuge führen könnte. Das wiederrum dürfte die Inflation wieder anheizen.

USA als wichtiger Exportmarkt für die deutsche Autoindustrie

Am Tag nach der Amtseinführung von Trump fand die Jahrespressekonferenz des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) statt, bei der VDA-Präsidentin Hildegard Müller zu einem konstruktiven Dialog aufrief. Sie unterstrich, dass die deutschen Automobilhersteller in den USA zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen und zum Wohlstand des Landes beigetragen hätten. Zudem betonte sie, dass auch die USA ein wichtiger Markt für Exporte seien.

Müller warnte vor den negativen Folgen hoher, einseitiger Zölle, die oft zu Gegenzöllen und einer eskalierenden Zollspirale führen, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Das könne letztlich zu höheren Preisen führen, die dann von den Verbrauchern getragen werden müssten. Beide Regionen hätten daher genügend Gründe, „auf Augenhöhe über gemeinsame Interessen zu sprechen“.

Trumps geplante Zölle könnten VW jährlich Milliarden kosten

Sollte es zur Produktion in den USA kommen, ist es wahrscheinlich, dass Audi und Porsche dort vor allem große, Elektro-Geländewagen bauen. Das entspräche den Vorlieben der US-Käufer und würde helfen, die Importzölle zu umgehen.

Die Ratingagentur Moody’s geht davon aus, dass ein Importzoll von zehn Prozent VW rund zehn Prozent des Betriebsergebnisses kosten könnte – umgerechnet 1,8 Milliarden Euro basierend auf den Zahlen von 2023. Während BMW und Mercedes bereits seit Jahrzehnten in den USA produzieren und sich so weitgehend vor Zöllen schützen können, müssten Audi und Porsche ihre Strategie neu ausrichten.

Besonders problematisch für VW: Sollte Trump seine angedrohten 25-Prozent-Zölle auf Importe aus Mexiko umsetzen, wären laut der Agentur bis zu 2,8 Milliarden Euro des Betriebsergebnisses in Gefahr. Neben Audi’s Q5 werden dort auch die VW-Modelle Jetta und Tiguan produziert. Porsche wäre besonders betroffen, da das Unternehmen in den USA bislang ausschließlich Importfahrzeuge verkauft.

Autobranche braucht strategische Pläne für den amerikanischen Markt

Der Volkswagen-Konzern sieht wohl ohnehin Wachstumspotenzial in den USA. Konzernfinanzchef Arno Antlitz erklärte beim Weltwirtschaftsforum in Davos, dass Volkswagen seinen US-Marktanteil von derzeit vier Prozent in den kommenden Jahren verdoppeln wolle. Zusätzliche Investitionen seien dazu erforderlich.

Der deutsche Autobauer hat in den letzten Jahren bereits groß in Nordamerika investiert – rund 20 Milliarden Euro insgesamt, darunter fünf Milliarden Euro in den Standort Chattanooga, fünf Milliarden in eine Softwareallianz mit Rivian sowie Investitionen in die Marke Scout und eine Batteriefabrik in Kanada, heißt es laut Handelsblatt.

VW hinkt hinterher: BMW und Mercedes setzen auf US-Produktion

Während VW noch diskutiert, haben BMW und Mercedes längst vorgesorgt: Beide Konzerne betreiben seit Jahrzehnten große US-Werke. BMWs Werk in Spartanburg, South Carolina, ist mit einer Kapazität von 450.000 Autos pro Jahr offenbar das weltweit größte des Konzerns und exportiert sogar nach Europa und China. Mercedes baut in Alabama seine margenstarken SUVs und hat ebenfalls enge Kontakte zur Politik.

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