Ölkrieg wegen Nahost-Eskalation: Iran droht mit Hormus-Blockade – „Schlimmer als Corona und Putin“

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Im Krieg zwischen Israel und Iran drohen auch Angriffe auf Öl-Anlagen. Das könnte die Menschen weltweit treffen und andere Mächte auf den Plan rufen.

Teheran – Seit Tagen herrscht Krieg im Nahen Osten. Ein Ende der Konfrontation ist nicht in Sicht, immer wieder starten Israel und der Iran neue Angriffswellen. Dabei könnten auch iranische Öl- und Gasanlagen sowie Handelsrouten für Erdöl und wichtige Versorgungsgüter ins Visier geraten und andere Mächte wie die USA in den Konflikt hineingezogen werden.

Schon am Wochenende hatte Israel erstmals eine Anlage der iranischen Öl- und Gasindustrie angegriffen. Ein Teil der Produktion im Gasfeld Süd-Pars in der Provinz Buschehr sei daraufhin eingestellt worden, berichtete die halbamtliche Nachrichtenagentur Tasnim. Nach iranischen Angaben war auch das Schahran-Öldepot in Teheran Ziel eines Luftangriffs.

Eskalation in Nahost? Iran könnte im Krieg mit Israel mit Hormus-Blockade antworten

Sorgen vor einer Beeinträchtigung der Ölversorgung hatten schon vorher den Ölpreis an den Rohstoffmärkten in die Höhe getrieben. Hintergrund ist eine alte Drohung des Iran: „Die Schließung der Straße von Hormus wird derzeit geprüft“, sagte Brigadegeneral Ismail Kosari laut der Zeitung Entekhab nach den ersten Angriffen aus Israel. Iran werde mit voller Entschlossenheit die angemessene Entscheidung treffen.

Bereits in der Vergangenheit hat der Iran immer wieder damit gedroht, die Straße von Hormus zu blockieren. Eine solche Sperrung der strategisch wichtigen Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman hätte gravierende Folgen für den Ölmarkt – rund ein Fünftel des weltweit gehandelten Rohöls wird über diese Route transportiert.

Iran attackiert Attrappe eines US-Flugzeugträgers bei Marine-Übung nahe der Straße von Hormus. (Archivbild).
Die Straße von Hormus ist eine strategisch wichtige Meerenge. (Archivbild) © Imago

Krieg zwischen Israel und dem Iran: Hormus-Blockade wäre neue Eskalation in Nahost

Eine Schließung der Straße von Hormus durch Teheran laut Fachleuten fatale Folgen für künftige Öllieferungen haben. Laut Arne Lohmann Rasmussen wäre das für den Ölmarkt der „absolute Alptraum“, wie das Handelsblatt den Chefanalysten der Kopenhagener Lieferkettenberatung Global Risk Management zitiert. Für den Handelsexperten Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein wäre eine Blockade „schlimmer als Corona und Putin zusammen“, wie er der Bild sagte.

Es muss aber gar nicht so weit kommen. Allein die Drohung, etwas zu tun, kann schon entsprechende Folgen haben. So sieht es zumindest Toshitaka Tazawa. Auch vermehrte Ängste vor einer Blockade der Straße von Hormus könnten die Ölpreise schon stark ansteigen lassen, kommentierte der Analyst bei Fujitomi Securities laut Reuters die Situation in Nahost.

Das wiederum dürfte die weltweite Inflation befeuern. „Mit dem Angriff Israels auf den Iran steigt die Wahrscheinlichkeit einer globalen Stagflation“, warnte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia, gegenüber Reuters vor einer Mischung aus stagnierender Weltwirtschaft bei hoher Inflation. „Sollte der Ölpreis wieder über 100 Dollar steigen, droht in Deutschland erneut eine Rezession“, warnte auch Jochen Stanzl von CMC Markets. Derzeit liegt der Preis für Rohöl der Sorte Brent bei 76,06 US-Dollar je Barrel (Stand: 18. Juni).

Straße von Hormus

Die Straße von Hormus ist eine strategisch entscheidende Meerenge zwischen Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die den Persischen Golf mit dem Golf von Oman verbindet. An ihrer engsten Stelle nur etwa 40 Kilometer breit, fungiert sie als globales Nadelöhr für den Welthandel. Durch diese Route werden täglich rund 20 Prozent des weltweiten Öltransports und bedeutende Mengen an Flüssiggas abgewickelt. Der Iran kontrolliert diese Passage und droht wiederholt mit ihrer Blockierung als geopolitisches Druckmittel. Eine Sperrung würde zu drastischen Ölpreissteigerungen und globalen wirtschaftlichen Verwerfungen führen.

Hormus-Blockade wäre neue Eskalation in Nahost: Wie wird sich Trump gegenüber dem Iran verhalten?

Die entscheidende Frage ist, wie sich die USA im Iran-Israel-Krieg verhalten werden. US-Präsident Donald Trump selbst kann an einer weiteren Eskalation wie der Hormus-Blockade eigentlich kein Interesse haben. Wiederholt hat er in der Vergangenheit niedrigere Ölpreise gefordert. Anderseits hat Trump zuletzt dem iranischen Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei persönlich gedroht und eine „bedingungslose Kapitulation“ der Islamischen Republik gefordert.

Trumps Republikaner sind in dieser Frage allerdings gespalten. Auf der einen Seite steht ein Senator wie Lindsey Graham, der den Präsidenten dazu aufgerufen hat, zusammen mit Israel „aufs Ganze zu gehen“ und Irans Atomprogramm ein für alle Mal zu beenden. Anderseits steht die Maga-Bewegung für „America first“ und Isolationismus. Zu den Skeptikern zählt eigentlich auch Vizepräsident JD Vance. Auf X erklärte er nun jedoch, Trump könnte „zu dem Schluss kommen, dass er weitere Maßnahmen ergreifen muss, um die iranische (Uran-)Anreicherung zu beenden“. (cs)

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