Kimmich erreicht gigantischen Meilenstein – doch der hat einen Makel
Joshua Kimmich erreicht am Mittwoch einen historischen Meilenstein. Im Nations-League-Halbfinale gegen Portugal wird der 30-Jährige in seiner heimischen Allianz Arena in München zum 100. Mal mit dem Adler auf der Brust den Rasen betreten. Eine Schallmauer, die vor ihm nur 13 weitere Spieler durchbrochen haben.
Kimmich bestreitet gegen Portugal sein 100. Länderspiel
Kimmich wird zu einem der größten Fußballer, die Deutschland je gesehen hat. So viel steht jetzt schon fest. Seine Mitspieler beim DFB adeln ihren Kapitän. Torjäger Niclas Füllkrug sprach von einer „Wahnsinnszahl“ und er habe große „Hochachtung“. Torhüter Marc-André ter Stegen bezeichnete Kimmich als „phänomenal“ und erklärte: „Er ist ein absoluter Leader. Ich bin sehr happy für ihn, dass er sein 100. Länderspiel macht. Und hoffentlich kommen noch viele hinzu.“
Lothar Matthäus führt die Liste als Rekordnationalspieler mit 150 Länderspielen an. Eine Zahl, die Kimmich nun jagen wird. „Es muss vieles optimal laufen, um die 150 zu knacken“, sagte er aber im Interview mit dem „Kicker“. „Man muss immer gesund sein. Man muss immer auf hohem Niveau liefern. Man braucht einen Trainer, der einen unterstützt. Und: Wir müssen bei Turnieren weiter kommen als in der Vergangenheit.“
Kimmich, der Außenseiter im 100er Club
Um diesen Makel ging es am Montag auf der DFB-Pressekonferenz ebenfalls. Natürlich sei der Bayern-Star „stolz“ über das Erreichte. Aber was fehlt, ist der große Turniersieg.
Als einziger Spieler im Hunderter-Club ist er (noch) kein Weltmeister geworden. Matthäus, Franz Beckenbauer, Jürgen Klinsmann und Jürgen Kohler sammelten zusätzlich noch den EM-Titel ein. Kimmich ist im Club der Außenseiter.
„Es sind noch ein paar Chancen da“, sagte er am Montag mit einem Lächeln. 2026, 2030, 2034. Matthäus machte sein letztes Länderspiel mit 39. Bei den Portugiesen spielt am Mittwoch ein gewisser Cristiano Ronaldo mit 40 Jahren zum 220. Mal für die Seleção. „Das sind schon krasse Zahlen“, bewunderte Kimmich. Sein endloser Ehrgeiz treibt ihn auch, auch solche Maxime zu jagen.
Zwei Länderspiele bleiben Kimmich in Erinnerung - und quälen ihn
Auf dem Weg zur WM in Nordamerika im kommenden Jahr will das DFB-Team in dieser Woche unbedingt den Titel in der Nations League gewinnen. Eine erfolgreiche Vorbereitung als Grundstein für das große Turnier. Europameister Spanien hat es vorgemacht.
Erfolg sei aber abhängig von vielen Faktoren, „auch von Kleinigkeiten“, weiß Kimmich und verwies auf das Viertelfinale gegen die Spanier bei der Heim-EM. Das bittere Ausscheiden nannte der Kapitän als eines jener Spiele, die ihm in seiner DFB-Karriere besonders in Erinnerung geblieben sind.
Da hatte man „das Gefühl, dass wir was reißen“ können, sagte er. Dieses Gefühl gab es in der Nationalmannschaft zuvor länger nicht. Zuletzt 2016 bei der EM gegen Frankreich, als die DFB-Elf ebenfalls knapp ausschied. Eine weitere verpasste Titelchance.
Kimmich und die verpassten DFB-Chancen
Verpasste Chancen, das trifft auf die Nati-Karriere von Kimmich. Einzig den Confed Cup 2017 konnte er gewinnen, ein Titelchen. In den Jahren darauf war der DFB stets weit weg, man ist ja „nicht mal knapp gescheitert“, sagte Kimmich gerade auf die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 bezogen.
Den Nations-League-Titel kann im legendären Hunderter Club übrigens niemand aufweisen. Das Uefa-Format gibt es auch erst seit 2018. Wenn dann im nächsten Jahr der goldene WM-Pokal in die Hände des DFB-Kapitäns gelegt wird, hat er allen anderen etwas voraus. Sogar Lothar Matthäus.
Die DFB-Rekordnationalspieler
- Lothar Matthäus 150 Spiele (Weltmeister 1990, Europameister 1980)
- Miroslav Klose 137 Spiele (Weltmeister 2014)
- Thomas Müller 131 Spiele (Weltmeister 2014)
- Lukas Podolski 130 Spiele (Weltmeister 2014)
- Manuel Neuer 124 Spiele (Weltmeister 2014)
- Bastian Schweinsteiger 121 Spiele (Weltmeister 2014)
- Toni Kroos 114 Spiele (Weltmeister 2014)
- Philipp Lahm 113 Spiele (Weltmeister 2014)
- Jürgen Klinsmann 108 Spiele (Weltmeister 1990, Europameister 1996)
- Jürgen Kohler 105 Spiele (Weltmeister 1990, Europameister 1996)
- Per Mertesacker 104 Spiele (Weltmeister 2014)
- Franz Beckenbauer 103 Spiele (Weltmeister 1974, Europameister 1972)
- Thomas Häßler 101 Spiele (Weltmeister 1990, Europameister 1996)
- Joshua Kimmich 99 Spiele (Confed-Cup-Sieger 2017)