Eigentlich sollte Ende Mai Schluss sein. An diesem Datum wollte der Energiekonzern Consumers Energy sein 63 Jahre altes Kohlekraftwerk JH Campbell im Bundesstaat Michigan endgültig stilllegen. Der Betrieb rechne sich nicht mehr, das kohlebefeuerte Kraftwerk sei technisch veraltet und werde nicht mehr benötigt, argumentierte der Betreiber. Das Unternehmen hatte die vollständige Stilllegung schon seit 2021 geplant, so wie es der Energieplan des Bundesstaates vorschreibt. Die Steuerzahler hätten bis 2040 etwa 600 Millionen Dollar gespart, rechnete das Unternehmen aus.
Doch dann kam Donald Trump. Die im Januar angetretene US-Regierung zwang die Betreiber des Kohlekraftwerks, den Betrieb weiterzuführen. Anders sei der Strombedarf von Rechenzentren für Künstliche Intelligenz nicht zu decken, argumentiert der Energieminister Chris Wright. Eine Stilllegung der Kohlekraftwerke werde „die Zuverlässigkeit unserer Netzsysteme gefährden“, behauptete das Energieministerium im Mai. Quellen oder Belege führte das Ministerium damals nicht an.
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Verbraucher sollen zahlen, befiehlt Trump
Erste Berechnungen zeigen jetzt, dass Trumps Kohlebefehl die Menschen im Mittleren Westen teuer zu stehen kommt: Auf 113 Millionen Dollar schätzen die Betreiber von JH Campbell sowie die US-Regulierungsbehörden den finanziellen Schaden. „Die Kosten für den unnötigen Betrieb dieses Schrottkohlekraftwerks steigen einfach weiter“, sagt Michael Lenoff von der Umweltrechtsorganisation Earthjustice, die gegen die Trump-Anordnung geklagt hatte.
Den Berechnungen zufolge kostet der Kraftwerksbetrieb täglich 615.000 Dollar. Die Rechnung geht an die Menschen in neun Bundesstaaten von Ost-Montana bis Michigan im Mittleren Westen. Trump hatte angeordnet, dass die Unternehmen die Kosten an die Steuerzahler weitergeben sollen, sagte der CEO von Consumers Energy, Gary Rochow, in einer Investorenkonferenz.
Seine Firma habe nicht darum gebeten, Campbell weiter laufen zu lassen. Die Trump-Regierung habe die lokalen Regierungsbehörden nicht konsultiert, sagte ein Sprecher der Michigan Public Service Commission (MPSC) im Juni dem britischen „Guardian“.
Die MPSC reguliert Versorgungsunternehmen und verwaltet das Stromnetz des Bundesstaates. Ihr Vorsitzender Dan Scripps hält die Trump-Anordnung für widersinnig: „Der unnötige Befehl“ werde die Stromkosten für Haushalte und Unternehmen in Michigan und im gesamten Mittleren Westen erhöhen, sagte er. Die Aussage aus dem Energieministerium, die Stilllegung gefährde die Zuverlässigkeit der Netzsysteme, sei falsch.
Reanimierung der Industrie, die seit 30 Jahren im Niedergang ist
Der Kohleabbau in den USA befindet sich seit 30 Jahren im Niedergang. Zwischen 2008 und 2023 hat sich die Kohleproduktion laut Angaben der Energy Information Administration (EIA) halbiert. Der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung ist in den USA von 50 Prozent im Jahr 2000 auf rund 15 Prozent im Jahr 2024 gefallen.
Die Zahl der Beschäftigten im Kohlebergbau fiel im vergangenen Jahrzehnt von rund 70.000 auf etwa 40.000. Analysten zeigten sich skeptisch, ob die Nutzung von Kohle in den USA langfristig wieder zunehmen wird, da sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zugunsten anderer Energiequellen verschoben hätten – vor allem Gas, aber auch Solar und Wind.
„Trump will uns in die 1950er zurückversetzen"
Die Generalstaatsanwältin von Michigan, Dana Nessel bezeichnete die Trump-Anordnung als „willkürlich und illegal“ und reichte Klage vor dem Bundesgericht ein. Das JH-Campbell-Kraftwerk ist eines von zwei Werken in Michigan, das die Trump-Regierung mit Bezug auf den „nationalen Energienotstand“ offen halten will. Das andere Werk soll in zwei Jahren schließen. Beide Fabriken sind für etwa 45 Prozent der Treibhausgasemissionen des Bundesstaates verantwortlich.
Daher löst der Weiterbetrieb der Kohlekraftwerke nicht nur aus finanziellen Gründen Proteste aus – sondern auch aus Umweltgründen. Experten bringen Hunderttausende von Todesfällen in den vergangenen beiden Jahrzehnten mit der Kohleverschmutzung in Verbindung. Eine Studie der Energie-Denkfabrik RMI schätzt, dass die Emissionen aus Kohle die Amerikaner zusätzliche 13 bis 26 Milliarden US-Dollar pro Jahr kosten – durch zusätzliche Besuche in der Notaufnahme, Schlaganfälle und kardiale Ereignisse sowie eine größere Prävalenz und Schwere von Asthmaereignissen bei Kindern.
„Kohle zu subventionieren bedeutet, schmutzige, nicht wettbewerbsfähige Kraftwerke aus dem letzten Jahrhundert zu stützen – und die Familien mit ihren hohen Kosten und Umweltverschmutzung zu belasten“, sagte Ted Kelly, Direktor für saubere Energie beim Environmental Defense Fund laut Nachrichtenagentur Associated Press (AP). „Wir brauchen moderne, erschwingliche Lösungen für saubere Energie, um eine moderne Wirtschaft mit Strom zu versorgen, aber die Trump-Regierung will uns in ein Stromnetz der 1950er-Jahre zurückversetzen."
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