Baltikum alarmiert: Eurofighter stoppen russische Spezialmaschine

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Die NATO fing ein Flugzeug ohne Flugplan ab. Die RF-12041 trägt schwarze Lackierung. Sie transportiert hochrangige Offiziere.

Brüssel/Moskau – Italienische Eurofighter Typhoon haben über der Ostsee mehrere russische Militärmaschinen abgefangen. Unter den identifizierten Flugzeugen befand sich eine außergewöhnlich seltene Tupolew Tu-134A-4 mit der Kennung RF-12041. Die von Estlands Luftwaffenstützpunkt Ämari gestarteten NATO-Jäger eskortierten im Rahmen der Operation Eastern Sentry zudem zwei Suchoi Su-30SM2-Kampfflugzeuge sowie eine Su-24MR-Aufklärungsmaschine.

Die seltene Tupolew Tu-134A-4 mit dem Spitznamen „Black Pearl“ wurde von italienischen NATO-Eurofightern über der Ostsee abgefangen, als sie nahe dem Bündnisluftraum flog.
Die seltene Tupolew Tu-134A-4 mit dem Spitznamen „Black Pearl“ wurde von italienischen NATO-Eurofightern über der Ostsee abgefangen, als sie nahe dem Bündnisluftraum flog. © NATO Air Command/X

Das NATO Air Command veröffentlichte auf X Aufnahmen der Abfangmanöver und betonte, dass die Bilder an unterschiedlichen Tagen entstanden seien. Den Angaben zufolge flogen die russischen Maschinen ohne eingereichten Flugplan und ohne Funkkontakt nahe dem Luftraum des Bündnisses.

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Das abgefangene Flugzeug RF-12041 trägt die Bordnummer 53 und gehört zur russischen Marinefliegertruppe. Optisch hebt es sich durch seine markante schwarze Lackierung ab, die den Großteil von Rumpf und Heckflügel bedeckt. Informell ist es als „Black Pearl“ bekannt. Entlang des unteren Rumpfbereichs verlaufen schmale Längsstreifen in den russischen Nationalfarben. Besonders charakteristisch ist die spitze Nase im Stil der Tu-22, die das Flugzeug deutlich von herkömmlichen grauen Militärtransportern und zivilen Lackierungen unterscheidet. Nahaufnahmen zeigen die Bezeichnung Tu-134A-4 am vorderen Rumpf, was auf eine Umrüstung von der ursprünglichen Trainingskonfiguration hinweist.

Entwickelt wurde die Tu-134UB-L-Konfiguration, aus der die RF-12041 hervorgegangen ist, Anfang der 1980er Jahre. Sie diente als Trainingsflugzeug für Besatzungen strategischer Langstreckenbomber wie der Tu-22M3 und Tu-160. Basierend auf der Tu-134B-Zelle erhielt die Maschine einen spitzen Nasenbereich, der ein bomberähnliches Radar sowie zugehörige Navigations- und Zielausrüstung beherbergt. Die Kabine bot etwa zwölf Sitzplätze für Kadetten, die während der Ausbildungsflüge abwechselnd die Positionen des Copiloten und Navigators einnahmen. Das Cockpit verfügte über militärische Kommunikationsausrüstung sowie Bombenabwurf- und Navigationssysteme, die mit denen der einsatzfähigen Bomber vergleichbar waren.

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Die ursprüngliche Tu-134 wurde in den frühen 1960er Jahren als Kurz- und Mittelstrecken-Passagierflugzeug entwickelt. Der Prototyp absolvierte seinen ersten Flug am 29. Juli 1963, die Produktion begann 1966 bei der Kharkiv State Aircraft Manufacturing Company. Das Passagierflugzeug wurde am 9. September 1967 in Dienst gestellt und auf internationalen und inländischen Strecken von Aeroflot eingesetzt. Während der Produktionszeit von 1966 bis 1989 wurden insgesamt etwa 854 Tu-134-Flugzeuge gebaut. Nach 2002 schränkten strengere Lärmschutzvorschriften den Einsatz auf westeuropäischen Flughäfen ein. Der letzte russische Passagierflug fand am 22. Mai 2019 statt.

Im Laufe der Zeit wurde die RF-12041 von ihrer reinen Ausbildungsfunktion zu einer gemischten oder hauptsächlich transportorientierten Rolle umgebaut. Die neue Bezeichnung Tu-134A-4 verweist auf die Hinzufügung eines vierten Stromversorgungssystems, das anspruchsvollere Missions- oder Kommunikationsgeräte mit Energie versorgen kann. Diese Konfiguration entspricht der Rolle als Transportmittel für hochrangige Offiziere und zur Unterstützung spezieller Bordsysteme wie sicherer Kommunikations- oder Missionsplanungsausrüstung. Frühere Aufnahmen zeigen, dass die RF-12041 zuvor in Blau, Weiß und Hellgrau flog, bevor sie aufgrund der Änderung ihrer Funktion die charakteristische schwarze Lackierung erhielt.

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Laut Defense Express verfügt Russland noch über etwa 17 Tu-134UBL im aktiven Dienst, während sich etwa 25 weitere im Lager befinden. Die Ukraine betrieb zuvor sieben dieser Flugzeuge auf Luftwaffenstützpunkten in Mykolajiw und Pryluky. Ein separates Flugzeug, RF-12037 mit der Bordnummer 54, wurde 2024 bei der Landung auf einem unbekannten Flugplatz gefilmt und gehört zur gleichen Baureihe.

Angesichts des Orts der jüngsten Abfangmanöver ist es wahrscheinlich, dass RF-12041 häufig von oder nach Kaliningrad fliegt. Dort ist die baltische Flotte stationiert, deren hochrangige Marinekommandanten ein solches Transportmittel nutzen könnten. Bereits im Februar 2020 identifizierten belgische F-16AM-Kampfflugzeuge, die im Rahmen der NATO-Luftraumüberwachung in Siauliai stationiert waren, dasselbe Flugzeug. Die belgische Luftwaffe veröffentlichte damals ein Infrarotbild der RF-12041.

Das Auftauchen der RF-12041 erfolgt in einer Zeit verstärkter russischer Militäraktivitäten im Baltikum. Diese haben mit dem Ukraine-Krieg zugenommen. Im Oktober berichteten litauische Behörden, dass eine russische Su-30 und ein Tankflugzeug vom Typ Il-76 während einer Luftbetankungsübung aus Kaliningrad heraus den litauischen Luftraum verletzt hätten. Am 28. Oktober hatten MiG-29-Kampfflugzeuge der polnischen Luftwaffe ein russisches Aufklärungsflugzeug vom Typ Il-20 über der Ostsee abgefangen. Nach Angaben der polnischen Streitkräfte flog das russische Flugzeug ohne Flugplan und mit ausgeschaltetem Transponder. (Quellen: Army Recognition, Defense Express, United 24, X)