„Idealer Austragungsort“: Kehrt die Formel 1 nach Deutschland zurück?
Kehrt die Formel 1 schon bald nach Deutschland zurück? Der Nürburgring sei „ein idealer Austragungsort“ dafür, heißt es. Doch es gibt Schwierigkeiten.
Nürburg – Gerade einmal fünf Jahre ist es her, dass die Formel 1 zum letzten Mal auf deutschem Boden gastierte: In der Saison 2020 drehte die Königsklasse ihre Runden auf dem legendären Nürburgring – damals allerdings nur aufgrund der Corona-Pandemie, weil zahlreiche Übersee-Rennen nicht stattfinden konnten. Seitdem herrscht wieder Funkstille.
Dabei sehnen sich die deutschen Motorsport-Fans weiter nach einer Deutschland-Rückkehr der Formel 1. Ist dieser Wunsch auch realistisch? „Wir sind überzeugt, dass der Nürburgring mit seiner reichen Motorsportgeschichte und modernen Ausstattung ein idealer Austragungsort für die Formel 1 in Deutschland sein kann“, betont Nürburgring-Geschäftsführer Ingo Böder im Gespräch mit dem Express.
„Gleichzeitig legen wir großen Wert darauf, dass die Rahmenbedingungen für alle Beteiligten stimmen. In diesem Sinne gibt es weiterhin unsere Bereitschaft zu konstruktiven Gesprächen mit allen relevanten Parteien.“ Klingt das nach einer echten Chance, die Königsklasse zeitnah wieder nach Deutschland zu holen? Wohl eher nicht!
Ein Formel-1-Rennen kostet die Rennstrecken Millionen
„Nach dem derzeitigen Modell wären wir als Betreiber der Rennstrecke gefordert, die Formel 1 als Rennformat einzukaufen und die Kosten über den Ticketverkauf zu decken – eine nahezu unmögliche Aufgabe“, weiß Böder, der seit 2021 als Nürburgring-Chef im Amt ist. „Alle anderen Vermarktungsrechte liegen bei der Formel 1.“
Es scheitert letztlich am Geld. Denn die Rennstrecken müssen aktuell durchschnittlich zwischen 20 und 30 Millionen Euro aufbringen, um einen Grand Prix auszurichten. In früheren Zeiten, als Formel-1-Rennen hierzulande noch staatlich subventioniert wurden, war das machbar. Doch heute, wo das Interesse deutlich nachgelassen hat, nicht mehr vorstellbar. Und die finanziellen Hürden sind nicht das einzige Problem für die Rennstrecken.

„Hinzu kommt, dass die Infrastruktur der Strecke für den Auf- und Abbau rund zwei Wochen blockiert ist und in dieser Zeit nicht anderweitig genutzt oder vermarktet werden kann“, sagt Böder. „Aus diesen Gründen ist das Vorhaben für uns als privatwirtschaftliches Unternehmen so nicht zielführend und es hat seit dem letzten Austausch vor gut einem Jahr keine weiteren Gespräche mit dem Serienbetreiber gegeben.“
Derzeit keine Pläne für ein Formel-1-Rennen in Deutschland
Im Klartext bedeutet das: Derzeit gibt es seitens der Traditionsrennstrecke in der Eifel keine Pläne, die Formel 1 zurück nach Deutschland zu bringen, ähnlich sieht es am Hockenheimring aus. „Die Gemütslage am Wirtschaftsstandort Deutschland reicht im Moment offenbar nicht aus für ein Formel-1-Rennen“, erklärte Mercedes-Teamchef Toto Wolff kürzlich im Interview mit der FAZ.
Dabei kritisiert der Österreicher, dass „niemand bereit ist, ein Investment machen zu wollen“. Anders sehe es beim britischen Grand Prix in Silverstone aus. „Wenn es für Geschäftsleute einen Sinn ergibt, einen Grand Prix auszurichten, müsste das in Deutschland auch möglich sein. Jedenfalls machen die Engländer ein Geschäft damit.“
Dass die Formel 1 auch anderswo funktioniert, demonstrieren die Spanier eindrucksvoll: Im kommenden Jahr erhält Spanien mit Madrid sogar ein zweites Rennen im Rennkalender der Königsklasse, wenn auch wohl nur eine Saison, bis der aktuelle Vertrag mit Barcelona ausgelaufen ist. Denn zahlreiche andere Länder drängen ebenfalls auf die Austragung eines Formel-1-Rennens.
„Wenn Promotoren in Deutschland keinen Business Case sehen, dann muss die Formel 1 das so hinnehmen und sich bestenfalls fragen, warum das so ist“, macht Wolff deutlich. Bis vielleicht doch ein Investor einsteigt oder die Formel 1 ihre finanziellen Forderungen überdenkt, gilt jedoch weiterhin: Auf eine schnelle Rückkehr der Königsklasse nach Deutschland sollte aktuell niemand hoffen. (SoBre)