Bei Illner macht Wirtschaftsweise Schnitzer Unions-Mann Frei den Ampel-Vorwurf

  • Im Video oben: Wirtschaftsexpertin klagt: "Man spart an falscher Stelle" – da werden Frei und Hubertz laut

Eine Umfrage besagt: Nur 49 Prozent der Deutschen denken, dass es jetzt weniger Streit in der Regierung gebe als zu Ampel-Zeiten. 45 Prozent der Deutschen sagen: Das ist genauso wie vorher. „Streit statt Aufbruch – bekommt Schwarz-Rot die Kurve?“, will das ZDF in der letzten „Maybrit Illner“-Sendung vor der Sommerpause wissen. 

Die Ferien sind lange für die ZDF-Redaktion. Erst am 11. September kommt der Politik-Talk wieder zurück. Zuvor feiert sich das ZDF selber. Im Schnitt haben in diesem Jahr 2,40 Millionen Zuschauer den Politik-Talk am Donnerstag gesehen. Was hat die Menschen am meisten interessiert? Eine Ausgabe mit dem Thema „Machtkampf um Migration – entscheidet der Asylstreit die Wahl?“ knapp einen Monat vor der Bundestagswahl.

Moderatorin gibt sich weltläufig: Missstimmung ist zu deutsch auf längere Zeit

Jetzt soll also der Zustand der Regierung vor der Sommerpause diskutiert werden. Man hat versprochen, weniger zu streiten. Das klingt in der Tat anders, wenn man sich etwa das Gezerre um die Wahl der potenziellen Verfassungsrichterin Frauke Brosius-Gersdorf ansieht. Dann sind auch die Strompreise nicht für die Bürger gesunken. 

Moderatorin Maybrit Illner hat sich für diesen Abend vor dem Urlaub offenbar vorgenommen, ihr Fremdwörter-Repertoire zu präsentieren: Sie spricht von „Malaise“, betitelt mit „annonciert und apostrophiert“ und statt "auf längere Zeit" zu sagen, nutzt sie den französischen Begriff „à la longue“. Sehr bemüht ist das. Man könnte auch sagen: affig.

Wirtschaftsweise Schnitzer: Eine Frau für unbequeme Wahrheiten

Die klarste Person in dieser Runde ist eindeutig die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer. Sie leitet den Lehrstuhl für Komparative Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Diese Frau ist bekannt für unbequeme Wahrheiten. 

Sie ist gegen die Mütterrente, gegen das Ehegattensplitting. Sie ist für die Erhöhung des Renteneintrittsalters und für eine Abschaffung von Feiertagen. All ihre Positionen teile ich. Gerade in Bayern, wo ich lebe, könnte man übrigens mindestens drei Feiertage locker abschaffen. Gefeiert wird meiner Meinung nach ohnehin zu viel, gearbeitet wird eindeutig zu wenig.

Monika Schnitzer (r.) und Thorsten Frei diskutieren bei Maybrit Illner.
Monika Schnitzer (r.) und Thorsten Frei diskutieren bei Maybrit Illner. ZDF

Wirtschaftsweise Schnitzer macht Unions-Mann Frei den Ampel-Vorwurf

Monika Schnitzer sagt bei „Maybrit Illner“, dass sie sich schon jetzt an die Ampel-Regierung erinnert fühlt. Zu viel Zoff, zu wenig Ergebnisse. Das will Kanzleramtschef Thorsten Frei, CDU, naturgemäß nicht so stehen lassen. Bei der Eindämmung der Migration sei viel erreicht worden, man habe die Unternehmenssteuer reformiert und eine Senkung der Energiepreise für die Industrie gestemmt.

Monika Schnitzer widerspricht. „Es ist verstörend, dass an der falschen Stelle gespart wird.“ Sie stört, dass die Mütterrente kommt, „aber nicht die Stromsteuer für alle gesenkt wird“. Dass von Aufbruch und Stimmungswandel nicht so viel zu sehen ist, zeigen die Zahlen: 0,4 Prozent Wachstum verzeichnet Deutschland 2025, im nächsten Jahr sollen es immerhin 1,2 Prozent sein. Auch kein Hit im Vergleich zu anderen Ländern.

Grundsätzliches Wohlwollen für den CDU-Mann. Sagt er über sich

CDU-Mann und Merz-Vertrauter Thorsten Frei macht gute Stimmung für sich und seine Regierung: „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Stimmung wird sich aufhellen, davon bin ich überzeugt.“ Die Wirtschaftsprofessorin sieht das nicht so und vermisst den „Hallo-wach-Moment“. Immerhin, sagt sie, sei die Reform der Schuldenbremse so ein Moment gewesen.

Politiker Frei versucht es weiter mit Optimismus: „Ich erlebe ein grundsätzliches Wohlwollen, egal, wohin ich komme.“ Monika Schnitzer scheint der Regierung an diesem TV-Abend kein grundsätzliches Wohlwollen entgegenbringen zu wollen.