Diskussionen um neuen Rathaus-Standort in Pähl - Bürgerversammlung mit viel Pro & Contra bei beiden Varianten
Was als gut gemeinte Informationsveranstaltung gedacht war, entwickelte sich zu einer emotional aufgeladenen Diskussionsrunde von Befürwortern und Gegnern der zwei möglichen Standorte für das neue Rathaus.
Pähl – Allerdings ohne Ergebnis, denn die finale Entscheidung trifft der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am 4. Juli. Was einigen Bürgern scheinbar missfällt. „10 GR bestimmen über ein ganzes Dorf“ monierten sie auf einem heimlich angebrachten Banner im Pfarr- und Gemeindezentrum. Wohl ignorierend, dass in Pähl 14 und nicht zehn demokratisch gewählte Volksvertreter plus Bürgermeister die Entscheidungsgewalt über wichtige gemeindliche Angelegenheiten haben. Aber da Bürgermeister Simon Sörgel in seinem Wahlprogramm höchstmögliche Transparenz versprochen hatte, wollte er die Pähler über den Planungsstand informieren. Ihre Meinung dazu nahmen auch die vielen anwesenden Gemeinderäte interessiert zur Kenntnis.
Diskussionen um neuen Rathaus-Standort in Pähl
Nach der Entscheidung über den Abbruch des nicht mehr sanierungsfähigen Verwaltungsbaus und die künftige „Zweihäusigkeit“ von Rathaus und Schule sollte es an diesem Abend nur um den Standort des künftigen Rathauses gehen. Das Architekten-Ehepaar Bettina und Benedikt Sunder-Plassmann hatte vor Monaten bereits eine Machbarkeitsstudie über einen Neubau auf dem Parkplatz gegenüber dem jetzigen Gesamtkomplex abgeliefert, der sehr positiv aufgenommen wurde.
Da der Rathaus-Neubau auf dem Parkplatz allerdings nur „auf Kante genäht“ und ohne Erweiterungsmöglichkeiten realisiert werden kann, brachte der Gemeinderat wieder den Bolzplatz an der Eichbergstraße ins Spiel. Hier wollte Ex-Bürgermeister Werner Grünbauer vor Jahren schon ein Rathaus bauen, was aber durch einen Bürgerentscheid verhindert wurde. Gemeinderätin Christina Porzelt (FW) bedauerte, dass man dieses Votum nicht respektiere, obwohl die Verwaltung rein juristisch nur ein Jahr daran gebunden sei.
Wie ihr „schlankes Konzept“ des Parkplatz-Rathauses an der Eichbergstraße zwischen „Kleiner Schule“ und Feuerwehrhaus aussehen könnte, stellte das Architektenpaar Sunder-Plassmann in einer Studie am Beginn der Bürgerversammlung vor.
Zu der Optik der Gebäude links und rechts passend würden sie das Rathaus mit Giebeldach in den Bolzplatz hineinbauen, wobei die Grundfläche nur unwesentlich größer wäre als beim Parkplatz-Konzept. Die Raumaufteilung sei nahezu identisch mit Bürgerbüro und Verwaltungsbüros im Erdgeschoss sowie Büro und Besprechungsraum für den Bürgermeister und weiteren Verwaltungsbüros im ersten Stock sowie eventuell einem Sitzungssaal im Dachgeschoss. In den Keller kämen Archiv, Registratur, Technik und EDV. Nutzfläche inklusive Saal: 709 Quadratmeter. Die Kostenschätzung für die Eichbergstraße liegt bei 4,3 Millionen Euro, beim Parkplatz bei 3,95 Millionen Euro.
Bürgermeister Sörgel stellte klar, dass er persönlich den Standort Eichbergstraße favorisiere. Nur hier habe man die Option auf eine mögliche Erweiterung. Besucher hielten dagegen, dass in der Verwaltung doch immer mehr digital ablaufe, was Sörgel mit „Ich bin skeptisch auf das Loblied der Digitalisierung“ beantwortete.
Diskussionen um Rathaus-Standort - Bürgerversammlung mit viel Pro & Contra bei beiden Varianten
Gegen die Eichbergstraße spreche laut vielen Besuchern der Verlust des bei der Jugend beliebten Bolzplatzes sowie die nötige Versiegelung. Die sei beim Standort Parkplatz bereits gegeben. Wird aber hier das Rathaus gebaut, hätten laut einer anderen Interessengruppe Kirchenbesucher bei Gottesdiensten, Hochzeiten oder Beerdigungen keinen Parkplatz. Noch mehr Chaos würde der Bring- und Holverkehr von „Eltern-Taxis“ an der Schule verursachen, wenn hier das Rathaus steht.
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Anwohner der Eichbergstraße befürchteten ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, wenn das Rathaus hierher kommt. Sie sehen zwar ein, dass ein neues Verwaltungsgebäude gebraucht wird, haben aber Bedenken. Für sie gilt wohl „NIMBY“, was „Not In My Backyard“ heißt, also sinngemäß „Nicht vor meiner Haustüre“.
Unabhängig von der Standortfrage entkräftete Bürgermeister Sörgel die Bedenken vieler Eltern, dass wegen des Rathaus-Neubaus die Pläne für die dringende Erweiterung der Schule vernachlässigt würden. Der Arbeitskreis Schule-Rathaus werde in Kürze das nötige Raumkonzept für die Schule festlegen, damit ein Architekt mit der Planung beauftragt werden kann.
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